Die Deutsche Bahn will ihre Mitarbeiter besser vor gewalttätigen Zugpassagieren schützen. Deshalb setzt sie auf dem Schwarzwaldexperess zwischen Offenburg und Karlsruhe testweise Bodycams ein. Das berichtet die «Tagesschau» von ARD.
ARD begleitete einen Kondukteur mit Bodycam bei der Arbeit. Valerie Fischer wurde auch selbst schon attackiert. «Ein Fahrgast hat mich gezogen und auf einen Sitz geschmissen», sagt der Kondukteur. «Da war ich auch kurz weg. Das war schon grausam.»
Wenn Konflikte entstehen, ist Fischer auf sich allein gestellt. Die Bodycam gibt ihm mehr Sicherheit, glaubt er. «Manchmal eskalieren Situationen aus dem Nichts heraus. Wenn die Leute dann aber die Kamera sehen, ziehen sie sich gleich zurück.»
Aufzeichnung erst in bedrohlicher Situation
Fischer trägt die Bodycam auf Brusthöhe in einer Halterung und kann auf einem kleinen Bildschirm sehen, was die Kamera einfängt. Die Aufzeichnung darf er jedoch erst starten, wenn er in eine bedrohliche Situation gerät.
Wenn es zu einem Angriff kommt, wird das Videomaterial automatisch an die Polizei geschickt, um den Angreifer ausfindig zu machen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) fordert zusätzlich zu den Bodycams einen zweiten Kondukteur pro Zug, um das Personal besser zu schützen.
Auch in der Schweiz häufen sich die Attacken aufs Zugpersonal. Gemäss Zahlen aus dem Jahr 2020, über welche die Zeitungen von CH Media berichteten, wurden landesweit über 650 Anzeigen wegen Angriffen aufs Zugpersonal eingereicht. Die SBB wollen diese Zahlen auf Anfrage von Blick nicht bestätigen, schreiben aber: «Für uns ist aber jede Aggression eine zu viel.»
Ein Bodycam-Selbstversuch planen die SBB dennoch nicht. «Im Konfliktfall schalten bei Bedarf die Mitarbeitenden die Transportpolizei ein. Bei Gewalt und Aggression gegenüber unseren Mitarbeitenden handelt es sich um ein Offizialdelikt. Deshalb bringen wir sie zur Anzeige.» Für die von Aggressionen betroffenen Mitarbeitenden sei jeder einzelne Fall sehr gravierend.
Die Mitarbeiter würden für die Bewältigung von schwierigen Situationen spezifisch geschult.