Bei einer Demonstration hunderter Menschen gegen schärfere Corona-Massnahmen ist es in der niederländischen Hafenstadt Rotterdam zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Polizisten wurden mit Steinen und Feuerwerk beworfen, Autos wurden in Brand gesteckt und Verkehrsschilder aus dem Boden gerissen.
Justizminister Ferd Grapperhaus sprach von «extremer Gewalt gegen Polizei, Einsatzkräfte und Feuerwehrleute». Auch Journalisten seien angegriffen worden. «Das hat nichts mehr mit Demonstrieren zu tun», so Grapperhaus. «Das ist schlicht kriminelles Verhalten.» Rotterdams Bürgermeister Ahmed Aboutaleb sagte: «Es war eine Orgie der Gewalt.»
Anwohner berichteten in lokalen TV-Sendern von «bürgerkriegsähnlichen Zuständen». Noch am Abend hatte die Rotterdamer Polizei Verstärkung angefordert. Aus dem ganzen Land kamen schliesslich mehrere Hundert Beamte in die Hafenstadt. Der Bürgermeister erliess eine Notverordnung. Nach Mitternacht sei die Lage beherrschbar geworden, berichtete die Polizei.
Verletzte nach Polizeischüssen
Die Polizei gab nach eigener Darstellung erst Warnschüsse ab und schoss dann auch gezielt auf Menschen. Die Beamten seien von einer grösseren Gruppe von Randalierern in die Enge getrieben und eingeschlossen worden. In einem weiteren Fall seien Polizisten der Feuerwehr zur Hilfe gekommen, welche angegriffen worden sei.
Nach aktuellem Stand wurden sieben Menschen verletzt. Darunter sollen auch Polizisten sein. Mindestens ein Journalist wurde von Randalierern angegriffen und verletzt.
Auch gab es Berichte von einem Toten. Dazu teilt die Polizei mit: «Wir haben zahlreiche Fragen und sehen auch Bilder von einer Person, die erschossen wurde. Es ist noch unklar, wie und durch wen diese Person verletzt wurde.» Die Beamten bitten die Bevölkerung um Mithilfe und das Teilen von Videomaterial.
Verkohlte Velos und ausgebrannte Autos
Die Polizei hat rund 20 Personen festgenommen. Zudem entstanden Schäden in bisher unbekannter Höhe. Verkohlte Velos, ausgebrannte Autos und Strassen übersäht mit Steinen und Glas: Am Samstagmorgen bietet Rotterdam ein Bild der Verwüstung.
Der Sender NOS berichtete, dass mindestens ein Polizeiauto in Brand gesetzt wurde, andere wurden beschädigt. Feuerwehrleute und Polizisten wurden mit Gegenständen beworfen. Auf Bildern waren Brände auf dem Trottoir zu sehen, Stühle wurden geworfen und Müllcontainer auf die Strasse geschoben. Ein Streifenwagen stand lichterloh in Flammen.
Der Zugverkehr von und nach Rotterdam war wegen der Krawalle zeitweilig eingestellt worden, teilten die niederländischen Eisenbahnen mit.
Schwere Krawalle bereits im Januar
Die Kundgebung, zu der mehrere Organisationen aufgerufen hatten, richtete sich gegen Pläne der Regierung, angesichts der sich verschärfenden Corona-Lage eine 2G-Regel einzuführen. Zugang zu Veranstaltungen, Cafés und Restaurants erhielten dann nur noch Geimpfte und Genesene.
Nachdem im Januar eine Ausgangssperre in den Niederlanden verhängt worden war, hatte es bereits schwere Krawalle in etlichen Städten mit Millionenschäden gegeben. (gin/zis/euc/SDA)