Auf einen Blick
- Allein, ohne Handy und Auto auf der Autobahn gestrandet
- Maskierte Männer zerrten ihn aus dem Auto bei Neapel
- Hottinger rettete seinen Hund Sky in letzter Sekunde
Allein, ohne Handy und Auto, gestrandet auf der Autobahn – so hatte sich der Thurgauer Samuel Hottinger (28) seinen Heimweg aus den Ferien sicher nicht vorgestellt. Um 4 Uhr morgens zerrten ihn maskierte Männer aus seinem Auto und liessen ihn allein auf der italienischen Autobahn zurück.
Doch der Reihe nach: Der 28-Jährige hatte gerade zwei sonnige Wochen auf Sizilien verbracht. Mit seinem zweijährigen Hund Sky besuchte er seinen Bruder, der gerade Zeit auf der Insel verbrachte. Am Freitagabend ging es zurück in die Schweiz. Nahe Neapel dann die böse Überraschung.
«Zu spät habe ich realisiert, was wirklich vor sich ging»
«Als ich ausgebremst wurde, dachte ich zuerst, sie könnten einfach nicht fahren. Zu spät habe ich realisiert, was wirklich vor sich ging», sagt Hottinger zu Blick. Zwei Fahrzeuge vor ihm und eines dahinter zwangen ihn zum Anhalten – er war eingekesselt.
Maskierte Männer schlugen an die Fenster und Türen seines Autos. «Ich dachte, dass ich aus dieser Situation sowieso nicht herauskomme, und öffnete lieber die Tür, bevor sie Waffen zogen», so der 28-Jährige. Seine Annahme: Sie wollen nur sein Handy und Portemonnaie. Schnell wurde ihm aber klar, dass die Diebe auf mehr aus waren – sie wollten sein Auto, einen Cupra Formentor VZ5.
Dann der Schock: «In dem Moment, als ich realisierte, dass Sky noch im Wagen war, überkam mich Panik», sagt Hottinger. Schnell handelte er, um seinen Hund aus der gefährlichen Lage zu retten. Er schrie «mio cane, mio cane» und konnte Sky noch im letzten Moment aus dem Auto befreien, bevor die Räuber die beiden allein zurückliessen. Er habe nur zwei der Räuber wirklich gesehen, sie hätten Sturmmasken getragen, eine davon sei grün gewesen.
«Die Polizei war bereits informiert»
Was folgte, war ein Fussmarsch von etwa vier Kilometern bis zur nächsten Hilfe. «Die Autobahn war ein gefährlicher Ort, überall lagen Müll und Scherben. Ich musste Sky oft tragen, um seine Pfoten zu schützen», beschreibt Hottinger die Strapazen. Zudem war es dunkel und die Autobahn von Dornenbüschen gesäumt. Auch rasten Autos an ihm vorbei.
An einer Tankstelle fand er schliesslich Unterstützung. Ein Einheimischer half ihm, die Polizei zu rufen. «Ich war überrascht, als ich hörte, dass die Polizei bereits informiert war. Mein Kollege, mit dem ich beim Überfall telefonierte, hatte meinen Bruder angerufen», erzählt Hottinger. Der Polizeibericht liegt Blick vor.
«Es war eine seltsame, aber schöne Erfahrung»
Am nächsten Tag organisierte Hottingers Versicherung zwei Zugtickets – eines für ihn und eines für Sky – für die sichere Rückkehr in die Schweiz. Die Zugfahrt zurück in den Thurgau erwies sich als unerwartet beruhigend. Ohne sein Handy fand Hottinger Ruhe: «Es war eine seltsame, aber schöne Erfahrung, ohne mein Handy zu reisen. Ich habe mit Menschen gesprochen, die ich sonst vielleicht nie kennengelernt hätte.»