Ihre Geschichte beginnt wie so oft heutzutage im Internet. Vor etwa einem Monat lernten sich Tiziana T.* (†45) und Morgan A.*(†38) auf Facebook kennen. Sie, Angestellte in einem Lebensmittelbetrieb in der Stadt Cantù. Er, Pilot. Sie liebt ihren 14-jährigen Sohn, gutes Essen und den Comer See. Er spielt Gitarre und taucht, wie «Il Messagero» berichtet.
Vergangenen Samstag war es so weit: Die beiden trafen sich zu ihrem ersten Dinner-Date am Comer See. Der 38-Jährige hatte dafür extra einen Mercedes gemietet. Gegen 23 Uhr stiegen die beiden laut Augenzeugen auf dem Parkplatz am Ende der Geno Allee ins Auto ein.
Leichen am Tag danach geborgen
Der Berufspilot startet den Wagen, der etwa zwei Meter von einem Geländer entfernt geparkt ist. Dann passiert das Unfassbare: Der Mercedes fährt plötzlich über das Trottoir, durchbricht das Geländer und stürzt in den Comer See. An dieser Stelle hat der See eine Tiefe von circa zehn Metern.
Für die beiden gibt es kein Entrinnen – sie ertrinken im Auto. Obwohl die Feuerwehr des Ortes im Norden Italiens umgehend mit Schlauchbooten nach den Opfern sucht, können sie nichts ausrichten. Erst am frühen Morgen des 7. Januar bergen angereiste Taucher aus Turin ihre Leichen.
Nach dem tragischen Unglück spekulieren die italienischen Medien über die mögliche Unfallursache. «La Repubblica» veröffentlichte am Donnerstag neue Details zu den beiden Toten und zum Todeskampf der beiden unter Wasser. Demnach hatte Morgan A. im Rahmen seiner Pilotenausbildung für den Fall eines Flugzeugabsturzes Erfahrung darin gesammelt, sich unter Wasser aus brenzligen Situationen zu befreien. Offenbar gelang es ihm am Wochenende, die Tür des Wagens zu öffnen, während das Auto immer tiefer sank, und sich und Tiziana zu befreien. Laut dem «Repubblica»-Bericht wurden die Leichen 15 Meter von dem Mercedes entfernt geborgen.
Unfallursache noch unklar
War es Sauerstoffmangel oder die Kälte des Wassers, die dazu führte, dass sie ihren Überlebenskampf unter Wasser verloren? Viele Fragen zum Unfallhergang sind weiterhin nicht geklärt.
Während der «Corriere della Sera» einen technischen Defekt oder einen plötzlichen medizinischen Notfall des Fahrers vermutete, schrieb «Il Messagero» hingegen, dass der Fahrer mit dem Automatikgetriebe des Mietwagens nicht vertraut war und deshalb die Kontrolle über den Mercedes verloren haben könnte. Die Staatsanwaltschaft ordnete ein mechanisches Gutachten an, das eine von Zeugen beobachtete Fehlfunktion des Fahrzeugs untersuchen soll. Eine Autopsie soll nun Klarheit darüber bringen, was nach dem Verlassen des Autos geschah.
Am Mittwochabend gedachten rund 300 Menschen in Brembate di Sopra, dem Heimatort von Morgan A., dem Piloten. An der Spitze eines Trauermarsches hielten Familie und Freunde ein Transparent in den Händen mit der Aufschrift «Morgan, du wirst für immer bei uns bleiben».
* Namen bekannt