Aurélien Robert (36) wanderte durch den Dschungel auf der indonesischen Insel Misool. Am 24. September startete seine Reise. Neun Tage läuft alles nach Plan. «Doch dann ging mir das Wasser aus», erzählt er jetzt BLICK. Danach beginnt eine fast zwei Wochen lange Odyssee durch den Urwald (BLICK berichtete).
Auf seiner Wanderung findet sich Robert plötzlich in einem steinigen Terrain wieder. Ohne Bäche, ohne Wasserquelle. Er weiss: vier Tage Marsch liegen vor ihm. «Diese Strecke konnte ich nicht ohne Wasser bewältigen», so Robert. Das Risiko ist zu gross. Der Mann setzt einen Notruf ab.
Der Waadtländer ist kein gemeiner Tourist, der sich im Dschungel verirrt hat. Robert hat über fünf Jahre Erfahrung als Extrem-Abenteurer. Er weiss darum genau, wo er sich befindet – ist mit zwei GPS-Geräten und lokalen Karten ausgestattet.
Rettungskräfte sehen sein Lager nicht
Er schlägt ein Lager auf. Vier Tage lang ist er mit den Rettungskräften in Kontakt – sein Notruf war also nicht sein letztes Lebenszeichen, wie bis anhin berichtet wurde. Doch die schlechte Verbindung erschwert die Kommunikation, trotz Satelliten-Handy.
«Als ich nicht weiterreisen konnte, habe ich mein Essen rationiert», sagt Robert. Sein Proviant besteht unter anderem aus Trockenfrüchten, Nüssen und Getreideriegeln. Das Wasser sammelt Robert bei jedem Regenfall. Mit knapp einem Liter pro Tag kommt er aus.
Der 36-Jährige versucht, auf sich aufmerksam zu machen: Schneidet Bäume zu, entfacht Feuer, hängt bunte Gegenstände aus. «Dann kamen die Helikopter, ich konnte sie hören», erzählt er. Doch die Rettungskräfte sahen sein Lager nicht.
Regen ermöglicht Weiterreise
Sieben Tage wartet Robert auf die Retter. Täglich analysiert er die Lage neu, rechnet aus, wie lange er noch überleben kann – und wie viel Wasser er dafür braucht.
Dann kommt das Glück zu ihm zurück: Über Nacht regnet es so stark, dass Robert 20 Liter Wasser sammeln kann. Genug, um zum nächstgelegenen Dorf zu wandern. Er bricht auf: «Die viertägige Wanderung hat sehr viel geistige Ausdauer erfordert. Mein Antrieb waren meine Freunde und meine Familie.»
Schliesslich kommt Robert im Dorf an. Dort wird er ärztlich betreut und versorgt. Auch die örtliche Polizei befragt ihn, da seine Familie ihn als vermisst gemeldet hat. Entgegen indonesischer Medienberichte besitzt er zudem eine Bewilligung, um im Gebiet zu wandern. «Gegen mich gibt es keine Strafuntersuchung.»
Seine Familie war verzweifelt
Vergangenen Donnerstag ist Robert nach 27 Tagen wieder in der Schweiz gelandet. Familie und Freunde sind erleichtert. «Ich habe mich bei ihnen für die Strapazen entschuldigt. Die Situation hat sie viel Zeit und Kraft geraubt», weiss er. Auch bei seinen Rettern bedankt er sich.
Der Abenteurer ist sich bewusst: «Ich bin dem Tod entronnen und mit Kratzern davongekommen.» Diese Lektion hat er fürs Leben gelernt.