Da war ausser Spesen fast nichts gewesen. In Hanoi haben US-Präsident Donald Trump (72) und Nordkorea-Diktator Kim Jong Un (35) am Donnerstagmorgen abrupt ihren Abrüstungsgipfel beendet. Wie Trump an einer Medienkonferenz sagte, habe Kim die Aufhebung der Sanktionen gefordert, ohne die Denuklearisierung zu garantieren.
Die Welt ist ernüchtert. Südkorea bedauert, dass es zu keiner Einigung gekommen ist, Russland beklagt den Mangel an Flexibilität und kleinen Schritten, und China lässt freundlich verlauten, dass man das bisherige Ergebnis schätzen müsse.
Dennoch sprach Trump von einem «sehr guten und konstruktiven Treffen», denn Kim habe versprochen, keine Raketentests mehr durchzuführen. Das Weisse Haus erklärte zudem, dass die Gespräche fortgesetzt werden müssten.
Abbrechen und weglaufen
Vor den Medien behauptete Trump, dass er es gewesen sei, der die Diskussionen abgebrochen habe. Reine Taktik! Jay Goldberg (86), der zwischen 1989 und 2014 Trumps Anwalt war und die beiden Scheidungen von seinen ersten beiden Ehefrauen juristisch begleitete, sagte vor kurzem auf «Bloomberg»: «Er hat die Tendenz zu streiten, und wenn er nicht zufrieden ist, verlässt er den Raum, verschwindet, und die Leute fragen sich, wo er bleibt.» Erst wenn er denkt, dass der richtige Zeitpunkt gekommen sei, tauche er wieder auf.
So sei Trump damals auch bei den Scheidungsverhandlungen gegen Ivana Trump (70) vorgegangen, von der er sich 1990 trennte. Nach stundenlangen, zu nichts führenden Diskussionen um Alimente habe Trump den Raum verlassen. «Alle suchten ihn, weil man ohne ihn keinen Vertrag unterschreiben konnte», sagt Goldberg.
Als er nach zwei Stunden zurückkehrte, habe die Gegenpartei schnell unterschrieben, weil sie befürchtete, dass er wieder verschwinden und den Deal verhindern könnte. Im gleichen Fall sei Trump aus gleichen Gründen auch einmal dem Richter davongelaufen. Die Taktik ging auf: Trump musste seiner Ex 25 Millionen Dollar zahlen, ein Klacks für den dreifachen Milliardär!
Sein Kampf für die Mauer im Kongress geht laut Goldberg in die gleiche Kategorie: Im Januar war Trump plötzlich aus einem Treffen mit Kongressabgeordneten gestürmt – nur um seine Position zu stärken.
Jay Goldberg hat für dieses Vorgehen ein Wort. Er spricht von Trumps «Verhandlungs-Trick».
Auch Kim hat seine Tricks...
Trump gibt offen zu, dass dieses Spiel zu seiner Taktik gehört. Im Mai 2014, noch vor seiner Amtszeit als Präsident, twitterte er: «Verhandlungen 101: Die besten Deals, die Sie machen können, sind jene, bei denen sie weglaufen… und dann zu besseren Bedingungen kommen.» Auch in seinem Buch «The Art of the Deal» (Die Kunst des Verhandelns) von 1987 schrieb er über das Thema «Wissen, wann man vom Tisch weggehen muss», was er 2011 auch twitterte.
Bei Kim hat Trumps Trick offenbar nicht funktioniert – jedenfalls hat der nordkoreanische Diktator am Donnerstagmorgen das Meeting in Hanoi umgehend verlassen.
Ja, auch Kim hat eben seine Verhandlungstricks.
Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.
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