Bei einer Explosion in einem Hochhaus im nordrhein-westfälischen Ratingen sind am Donnerstag mehrere Menschen verletzt worden. Unter den Verletzten seien Polizeibeamte und Einsatzkräfte der Feuerwehr, sagte eine Polizeisprecherin. Gemäss Informationen des ZDF wurden bei der Explosion zwei Polizisten und zehn Feuerwehrleute teilweise lebensgefährlich verletzt.
Am Nachmittag konnten die Einsatzkräfte einen Mann aus dem betroffenen Gebäude tragen. Dabei soll es sich laut «Bild» um den Tatverdächtigen Frank P.* (57) handeln. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt gegen ihn nun wegen eines versuchten Tötungsdelikts.
Er sei auf einer Trage unter einer Rettungsdecke in einen Krankenwagen gebracht worden, berichtete ein dpa-Reporter am Donnerstagnachmittag. Eine Polizeisprecherin sagte, er sei verletzt. Zuvor hatte er die Beamten und ein ganzes Quartier fast vier Stunden lang in Atem gehalten.
Coronaskeptiker und Impfgegner
Im Anschluss an die Festnahme wurde in der Wohnung eine verkohlte Leiche gefunden. Das bestätigte der Innenminister des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul (70), am Donnerstag im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags.
Es soll sich gemäss «Bild» um die Mutter (†92) des Festgenommenen handeln. Sie soll schon längere Zeit tot gewesen sein. Weitere Hintergründe zu ihrem Ableben sind noch unklar.
Laut einem «Spiegel»-Bericht soll es sich bei dem Tatverdächtigen um einen mutmasslichen Coronaskeptiker, Impfgegner und Verschwörungstheoretiker handeln. Reul gab an, es gebe Hinweise, dass sich der Mann «gedanklich im Umfeld der Coronaleugner» bewegt habe.
Gegen Frank P. liegt ein Haftbefehl vor
Er soll sich entsprechend in den sozialen Medien geäussert haben. Wie «Bild» berichtet, soll Wohnungsinhaber P. die Explosion via absichtlicher Verpuffung ausgelöst haben. Zuvor hatte er den Beamten nach Informationen von «Focus» einen brennenden Stofflumpen entgegengeworfen. Der Einsatzleiter der Feuerwehr sprach gegenüber der «Rheinischen Post» von einem massiven Feuerball.
Er soll übereinstimmenden Medienberichten polizeibekannt sein. Sein Vergehen aus der Vergangenheit ist demnach eine Körperverletzung. Gegen P. soll ein Haftbefehl vorliegen, weil er die Geldstrafe für die Körperverletzung nicht bezahlt hatte.
«Das ist irre und unbegreiflich», sagte Reul. «Dass Menschen, die für unsere Sicherheit sorgen – Feuerwehrleute, Polizisten – in den Einsatz gehen – und am Ende im wahrsten Sinne des Wortes ihr Leben riskieren.»
Scharfschützen vor Ort
Polizei und Rettungskräfte waren wegen einer hilflosen Person nach Ratingen-West gerufen worden. «Nachbarn haben darauf hingewiesen, dass der Briefkasten einer Wohnung überquillt», sagte Reul. «Als die Polizei kam, wurde die Wohnungstür geöffnet.» Dann habe der Mann mit einem unbekannten Gegenstand die Detonation ausgelöst. Die Polizei meldete auf Twitter einen «grösseren Einsatz» in Ratingen-West.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52) zeigte sich entsetzt. Sie sprach vor Journalisten von einem furchtbaren Vorfall, bei dem Feuerwehrleute und Polizeibeamte sehr schwer verletzt wurden. «Das ist wirklich etwas unvorstellbar Schreckliches für diejenigen, die sich Tag für Tag für andere Menschen und für deren Sicherheit einsetzen», sagte die SPD-Politikerin. Sie habe NRW-Innenminister Reul die volle Unterstützung der Bundesregierung zugesichert.
Bilder vor Ort zeigten schwer bewaffnete Spezialkräfte vor Ort. Auch spezielle Einsatzfahrzeuge des SEK waren offenbar im Einsatz, wie ein Reporter der «Bild» berichtet. Immer wieder waren kleinere Explosionen zu hören. Auch ein Helikopter kreiste über dem Hochhaus. Aus der Wohnung drang Rauch. Auf einem Nachbarhaus hatten sich Scharfschützen postiert. Der Einsatzort wurde weiträumig abgesperrt. (zis/nad/AFP/SDA)
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