Vor der malerischen Küste Neapels liegt eine winzig kleine Insel. Auf den ersten Blick ein idyllisches Kleinod samt Luxusvilla. Die Anwohner Neapels meiden aber La Gaiola. Die felsige Insel ist verlassen. Kein Wunder: Auf der Insel soll ein Fluch liegen.
Dabei reicht die Geschichte der Insel bis hin zum Römischen Reich. Damals wurde das Eiland noch Euplea genannt. Zu Ehren der Göttin Venus wurde ein Tempel errichtet, der mit den Jahren zur Ruine verkam. Der Legende nach war der berühmte römische Dichter Vergil (70 – 19 v. Chr.) ein Fan der Insel und unterrichtete dort seine Schüler.
Lange Zeit blieb es ruhig um La Gaiola, bis im 19. Jahrhundert sich ein Einsiedler dort niederliess, der nur «Hexenmeister» genannt wurde. Viel bekannt über ihn ist nicht – man weiss nur, dass er von den Spenden der dortigen Fischer gelebt haben soll. Von einem Tag auf den anderen verschwand er auf mysteriöse Weise. Viele Einheimische glauben, dass er die Insel vor seinem Verschwinden mit einem Fluch belegte.
Tot in Teppich gewickelt
Denn erst danach kam es zu einer unheimlichen Serie von Toden und Unfällen. Das erste Unglück passierte 1911: Ein Kapitän wollte die Insel erwerben, starb aber, als er eine Besichtigungsrunde drehen wollte. Er fuhr mit seinem Schiff in die massiven Felsen, stürzte ins Wasser und ertrank. Weder Schiff noch Kapitän wurden jemals gefunden.
Kurz darauf lebte der Schweizer Hans Braun in den 1920er-Jahren auf der Insel. Eines Tages wurde seine Leiche gefunden, eingerollt in einen Teppich. Die genauen Umstände sind unklar. Seine Frau ertrank wenig später im Meer. Danach erwarb Otto Grumbach, ein Parfümhändler aus Deutschland, die Insel. Auch er lebte nicht mehr lange. Er starb an einem Herzinfarkt.
Eine andere Legende besagt, dass sich die beiden Männer das Leben nahmen, nachdem die Deutsche Elena von Parish bei einem Unfall ums Leben kam. Die Deutsche nahm im Jahr 1926 die Seilbahn, die damals zwischen dem Festland und der Insel existierte, als durch einen Sturm ein Seil riss. Elena von Parish stürzte ins Meer. Ihre Leiche wurde nie gefunden.
Plötzlich geriet er in den Fokus der Mafia
Es gab aber nicht nur Tote auf der Insel. Maurice Sandoz (1892–1958), ein Schweizer Schriftsteller, wurde während seiner Zeit auf der Insel psychisch krank, verliess La Gaiola wieder und nahm sich das Leben.
Für kurze Zeit war die Insel danach im Besitz von Gianni Agnelli (1921–2003), ehemals Geschäftsführer von Fiat. Da er aber kaum auf der Insel war und Familienmitglieder dort ums Leben kamen, verkaufte er sie an den milliardenschweren US-Ölmogul Jean-Paul Getty (1892–1976). Und er geriet wenig später in den Fokus der Mafia. Sie entführten den Enkel des Milliardärs und forderten ein Lösegeld in Millionenhöhe. Zunächst weigerte sich Getty, zu zahlen. Erst als die Geiselnehmer dem 17-Jährigen ein Ohr abschnitten, zahlte der Ölmogul.
Doppelmord direkt gegenüber
In den 1970er-Jahren kaufte Gianpasquale Grappone, ein neapolitanischer Unternehmer, die Insel. Seine Firma ging bankrott. Er endete im Gefängnis, und seine Frau starb bei einem Autounfall – an dem Tag, an dem die Insel wieder versteigert werden sollte.
Seitdem ist die Insel verwaist. Niemand traute sich offenbar mehr auf La Gaiola. Heute ist sie im Besitz der Region Kampanien. Die Insel ist ein beliebtes Ziel für Touristen. Besonders beliebt sind Schnorcheltouren. Im Jahr 2009 geriet die Insel nochmals in die Schlagzeilen. Damals wurden ein Millionär und seine Frau in der Villa, die direkt gegenüber La Gaiola liegt, überfallen und ermordet. Die italienischen Medien sahen einen Zusammenhang mit dem angeblichen Fluch der Insel.