Auch andere Länder kämpfen mit Impfskeptikern
Nur Israel sticht raus

Über 81,3 Millionen Infizierte und knapp 1,8 Millionen Tote forderte Corona weltweit. Die Covid-19-Impfung verspricht nun ein Ende der Pandemie. Doch nicht jeder will sich impfen lassen. Ein Dilemma für viele stark betroffene Staaten.
Publiziert: 30.12.2020 um 07:29 Uhr
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Aktualisiert: 26.02.2021 um 17:53 Uhr
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Noch lehnt Italiens Regierungschef eine Impfpflicht ab. Doch sollte sich in der Bevölkerung eine breite Impfskepsis zeigen, dann müsse das Thema nochmals diskutiert werden, so Giuseppe Conte (56) während einer Pressekonferenz.
Foto: keystone-sda.ch
Myrte Müller

Endlich ist die Corona-Impfung möglich – und gleich mehrere Pharmaunternehmen bieten das Mittel. Seit Sonntag werden die Impfdosen EU-weit verteilt. Nur längst nicht jeder ist heiss auf die Nadel.

Gefährden Impfskeptiker am Ende den Kampf gegen die Pandemie? Das Dilemma feuert die Diskussion um eine Impfpflicht an. Italien ist mit 72'000 Toten eines der vom Coronavirus am stärksten betroffenen Länder. Jetzt wird geimpft. Erst das medizinische Personal in den Spitälern, dann die Hochrisikogruppen. Doch schon beim Impfstart am sogenannten V-Day gab es Ärzte und Pfleger, die die Injektion verweigerten.

Impfpflicht für alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst gefordert

«Ich bin sprachlos», sagte der Vizegesundheitsminister Pierpaolo Sileri (48) und schimpfte: «Studierte Mediziner, die gesehen haben, was in diesen Monaten los war, und noch immer Zweifel haben, sollten ihren Beruf wechseln.»

Die Empörung teilt auch Unterstaatssekretärin Sandra Zampa (64). Die Sozialdemokratin fordert nicht nur, dass Krankenhauspersonal zur Impfung verpflichtet wird, sondern alle im öffentlichen Dienst Beschäftigten. Nägel mit Köpfen macht die Ärztekammer in Rom. Sie hat gestern gegen 13 Ärzte Disziplinarverfahren eingeleitet, weil diese sich gegen die Corona-Impfung aussprachen.

Regierungschef Giuseppe Conte (56) setzt weiter auf Eigenverantwortung. Doch: «Sollte sich tatsächlich eine massenhafte Impfskepsis in der Bevölkerung zeigen, müssen wir uns dem Problem stellen.» Matteo Renzi (45), Vorsitzender der Regierungspartei Italia Viva, fordert sogar die Registrierung der Impfskeptiker.

Spanien setzt Impfgegner auf eine Liste

Auch in Spanien will man eine schwarze Liste von Impfgegnern anlegen, kündigte Gesundheitsminister Salvador Illa (54) im TV-Sender La Sexta an. Wer der Einladung zur Impfung nicht folge, werde registriert. Es sei keine öffentliche Liste und der Datenschutz garantiert, doch sie stehe auch EU-Partnern zur Verfügung. Etwa 28 Prozent der spanischen Bevölkerung lehnt die Corona-Impfung ab. Noch skeptischer sind die Österreicher. Einer aktuellen Umfrage von Österreich Trend erklärten nur 17 Prozent der befragten Bürger, sich sicher impfen zu lassen. 29 Prozent wollen es ganz sicher nicht. Das führt nun ebenfalls zu Diskussionen über eine Impfpflicht.

Kein Thema ist die Impfskepsis in Israel. Über 500'000 Menschen erhielten bereits die Spritze – und stehen quasi Schlange für den Impfstoff von Biontech/Pfizer. Schon bis März will Benjamin Netanyahu (71) alle Bürger über 60 im 8,9-Millionen-Land geimpft haben. Der Premier euphorisch: «Wenn wir das schaffen, können wir nach 30 weiteren Tagen das Virus hinter uns lassen, die Wirtschaft öffnen und Dinge tun, die kein anderes Land tun kann.»

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