Sie sind konservativ, haben mal als Journalisten gearbeitet und führen mit Nordrhein-Westfalen (17,9 Millionen Einwohner) und Bayern (13,1 Millionen Einwohner) die zwei grössten Bundesländer. Das war es dann aber auch schon fast mit den Gemeinsamkeiten von CDU-Chef Armin Laschet (60) und CSU-Chef Markus Söder (54).
Einer von beiden wird – aller Voraussicht nach – bei der Bundestagswahl am 26. September als Spitzenkandidat der CDU/CSU antreten. Weitere potenzielle Kandidaten gibt es bei den Christdemokraten und ihrer bayrischen Schwesternpartei nicht. Gesundheitsminister Jens Spahn (40)? Zu jung – und aktuell zu demontiert. Fraktionschef Ralph Brinkhaus (52)? Kennt kaum einer.
Während sich die SPD schon vor Monaten auf Vizekanzler Olaf Scholz (62) als Kanzlerkandidaten geeinigt hat, zögern die Unionsparteien. «Zwischen Ostern und Pfingsten» wollen sich Armin Laschet und Markus Söder festlegen – so haben es die beiden Partei-Chefs verabredet.
Laschet fiel schon mit Schweiz-Kritik auf
Armin Laschet hätte als CDU-Chef traditionell den Vortritt. Doch seine Beliebtheit in der Bevölkerung ist niedrig. Laut einer neuen Civey-Umfrage im Auftrag des «Handelsblatts» sprechen den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten nur 14,7 Prozent der Befragten eine bedeutendere Rolle nach der Wahl zu – die grosse Mehrheit von ihnen votiert mit «eher Ja» anstatt mit «Ja, auf jeden Fall».
Über die Schweiz hat sich Laschet schon mehrfach kritisch geäussert. Deutschland habe eine «viel klügere Verfassung» als die Schweiz, sagte er 2009 mit Blick auf Volksinitiativen und das Ja zur Minarett-Initiative. 2014 forderte er nach der Zuwanderungsinitiative gar Konsequenzen: «Wer gegen Deutsche und andere EU-Bürger Stimmung macht, kann nicht von Geschäften in Deutschland profitieren.»
Allerdings: Allzu hoch hängen muss man Laschets Schweiz-Kritik nicht. Unter dem starken Pro-Europäer dürfte es einfach keine Sonderwürste für die Schweiz geben.
Söder wäre erst der dritte CSU-Kandidat
Ob die Schweiz mit Markus Söder einen besseren Freund in Berlin und indirekt auch in Brüssel hätte, ist unklar. Der bayrische Ministerpräsident ist zwar kein so enthusiastischer Europa-Fan wie Laschet, allerdings auch nicht EU-skeptisch. Auch bei ihm findet Bundesbern wohl kaum eine Schulter zum Anlehnen, wenn es etwa mit Brüssel und dem Rahmenvertrag knorzt.
Auch Söder hat kaum Bezugspunkte zur Schweiz, obwohl sie geografisch näher zu seinem Bundesland liegt. Beim Skipisten-Streit im Winter nahm er vor allem den EU-Nachbarn Österreich in die Verantwortung.
Durch sein staatsmännisches Auftreten in der Corona-Krise ist Markus Söder bei den Deutschen aktuell beliebter. Bei der «Handelsblatt»-Umfrage wünschte sich fast die Hälfte der Befragten, dass der CSU-Chef nach der Wahl «eine bedeutendere Rolle» spielt, die Mehrheit davon plädiert sogar «auf jeden Fall» dafür.
Lässt ihm Laschet den Vortritt, wäre Söder nach Franz Josef Strauss (1980) und Edmund Stoiber (2002) erst der dritte CSU-Chef, der Anlauf aufs Kanzleramt nimmt. Erfolg hatte keiner von beiden.