Vor vier Jahren kommt es im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz zu einer Raserfahrt mit schweren Folgen. Arif A.* (23) rast im BMW seines Vaters nahe Mannheim auf einer Bundesstrasse. Als der Tacho Tempo 204 anzeigt, verliert er die Kontrolle über das Auto und kracht in einen Baum. Enes K. (†18) und Damon S. (†19), die als Beifahrer mit dabei sind, sterben bei dem Unfall. Enes' älterer Bruder Ömer (23) überlebt schwer verletzt, ist heute ein Pflegefall.
Wie die «Bild»-Zeitung nun berichtet, könnte Arif A. bald wieder hinter dem Steuer sitzen. «Er schrieb seinen Freunden schon, dass er sich freue, mal wieder aufs Gaspedal drücken zu können», zitiert die Zeitung Dominique S., die Mutter des getöteten Damon.
Nach dem Crash kam der Jungfahrer mit einem Strafbefehl davon. Die Justiz stufte seine Todesfahrt als «Augenblickversagen eines Fahranfängers» ein. Die Strafe: sechs Monate Gefängnis auf Bewährung, 2000 Euro Strafzahlung an eine Sozialeinrichtung und ein einjähriges Fahrverbot. Der junge Mann sei traumatisiert, einsichtig und strafrechtlich bisher nicht aufgefallen, begründeten die Beamten die milde Strafe.
«Haben kein normales Leben mehr»
Nun aber zeigen Recherchen vom Anwalt der Eltern eines der Getöteten: Arif A. war bereits früher durch Raserei aufgefallen. Deswegen rollt die Staatsanwaltschaft das Verfahren neu auf. Für die Angehörigen der Opfer ein schwacher Trost. «Die ganze Familie hat gewusst, wie er fährt und trotzdem durfte er das Auto nutzen», sagt Dominique S. gegenüber der «Bild».
Die Mutter des pflegebedürftigen Ömer sagt gegenüber der «Bild», sie habe 170'000 Euro vorschiessen müssen, um das Haus für den Rollstuhl des Sohnes umbauen zu können. «Die Haftpflichtversicherung zahlt höchstens zehn Millionen Euro, doch allein der Pflegedienst kostet 45'000 Euro im Monat», so Emine K. «Wir haben kein normales Leben mehr. Arif beschwerte sich, dass er mit dem Bus zur Arbeit fahren muss. Ich wäre froh, wenn meine Kinder überhaupt noch Bus fahren könnten.» (zis)
* Name bekannt