Dashcam zeigt Explosion in Kirche
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Terroranschlag in Sri Lanka:Dashcam zeigt Explosion in Kirche

Anschläge in Sri Lanka
Wer sind die radikalen NTJ-Islamisten?

Sri Lankas Regierung hat die einheimische Islamisten-Gruppe National Thowheed Jamath für die Anschläge vom Ostersonntag verantwortlich gemacht. Ein radikaler Imam wird als einer der Köpfe gehandelt.
Publiziert: 22.04.2019 um 14:48 Uhr
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Aktualisiert: 23.04.2019 um 13:11 Uhr
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Der Hass-Prediger Moulvi Zahran Hashim war offenbar einer der Suizidbomber in Sri Lanka.
Foto: Screenshot

Ausgerechnet an Ostern herrscht Trauer in Sri Lanka. Der Tag der Auferstehung brachte für mindestens 310 Christen und Touristen im südasiatischen Inselstaat den Tod, 500 weitere wurden bei den Anschlägen auf Kirchen und Luxus-Hotels verletzt.

Die Regierung kann nun einen ersten Ermittlungserfolg verkünden. Hinter den Attentaten vermutet sie nach aktuellen Erkenntnissen die Organisation National Thowheeth Jamath (NTJ). Übersetzt in etwa: Nationale Gemeinschaft der Einigkeit.

Sie wird als radikale muslimische Gruppe in Sri Lanka eingestuft, die im vergangenen Jahr bereits auf buddhistische Statuen und Symbole gezielt habe. Ihr Sekretär, Abdul Razik, war 2016 wegen Rassismus verhaftet worden. Ihr Ziel besteht darin, den weltweiten Dschihadismus nach Sri Lanka zu tragen.

Steckt dieser Hass-Prediger hinter den Attentaten?

Als möglicher Kopf hinter den Anschlägen wird der Hass-Prediger Moulvi Zahram Hashim gehandelt. Er ist laut einem indischen Medienbericht der Suizidbomber vom Nobel-Hotel Shangri-La. Offiziell bestätigt wurde seine Identität von den Behörden jedoch noch nicht.

Der Hass-Prediger Moulvi Zahran Hashim ist offenbar einer der Suizidbomber.
Foto: Screenshot


Der amerikanische Extremismus-Experte Robert Postings berichtet auf Twitter, Hashim sei ihm bereits vor zwei Jahren als IS-Befürworter aufgefallen. Auf Facebook teilte dieser Videobotschaften und IS-Propaganda. Regelmässig tauchte der Hass-Prediger in Youtube-Videos von NTJ auf. 

NTJ will den Dschihad in Sri Lanka

Die Wurzeln von NTJ liegen offenbar nicht im jahrzehntelangen Bürgerkrieg, der 2009 zu Ende ging. Bei diesem internen Konflikt schlug die sri-lankische Regierung einen Aufstand von ethnischen Tamilen nieder – hauptsächlich Hindus, aber auch Muslime und Christen. Die Tamilen verübten als eine der ersten Gruppierungen aus taktischen Gründen Suizidanschläge.

Die Terror-Organisation NTJ hat mit den tamilischen Separatisten jedoch offenbar nichts zu tun. NTJ wolle keinen Aufstand, analysiert Extremismus-Expertin Anne Speckhard für die «New York Times». Die Terror-Gruppe ziele darauf ab, Hass und Angst zu schüren und die Gesellschaft zu spalten.

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«Es geht um Religion und Bestrafung», sagte die Terrorismus-Expertin. Die koordinierten Selbstmordattentate am Sonntag auf Mitglieder der römisch-katholischen Minderheit in Sri Lanka und ausländische Touristen in Luxus-Hotels ähnelten Anschlägen, die anderswo von grossen islamistischen Gruppen durchgeführt wurden – etwa vom Islamischen Staat oder Al Kaida. «Wie aus dem globalen Islamisten-Lehrbuch» nennt Speckhard die Anschläge auf Kirchen am höchsten christlichen Feiertag.

Die Spur führt nach Saudi-Arabien

Entsprechend lässt sich die Ideologie der NTJ nachverfolgen. «Ihnen liegt eine von Saudi Arabien importierte radikale Ideologie zugrunde: der Wahhabismus», sagt die Schweizer Islamismus-Expertin Said Keller-Messahli. «Es ist ein mentales Gift das Hass und Gewalt gegenüber Nicht-Muslimen und 'fehlgeleiteten' Muslimen als erstrebenswert darstellt und den Dschihad gegen sie nicht nur rechtfertigt, sondern auch noch belohnt – mit einem Platz im Paradies, so die simple Konstruktion im Kopf jedes Dschihadisten.» Auch die Attentäter von 9/11 bezogen sich auf diese Vorstellung.

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Diese islamistischen Bewegungen sind ideologisch und oft auch personell mit dem IS verbunden. In Nord- und Westafrika sind sie laut Keller-Messahli etwa als «Jamaaat al Tawheed wel Jihad» (Gemeinschaft der Einigkeit und des Dschihad) aktiv, «als Abspaltung von der Al Kaida in Westafrika hin zum Verbündeten des IS, welche Länder wie Mali, Tschad und Algerien seit Jahren terrorisieren».

All diese islamistisch-dschihadistischen Gruppierungen haben ein weltweites Netz von Sympathisanten und Anhänger. So auch in den europäischen Ländern, sagt die Islamismus-Experten. «Die einen liefern die Ideologie, die anderen setzen die Ideologie in schreckliche Taten um.» 

Behörden unterschätzten die einheimischen Islamisten

Steht NTJ in Verbindung mit anderen Terrororganisationen wie dem IS? Sind möglicherweise ehemalige IS-Kämpfer an den Attentaten beteiligt? An diesen Fragen arbeitet die sri-lankische Regierung mit Hochdruck.

Bereits seit den Neunzigern gibt es Hinweise, dass Muslime in Sri Lanka von ausländischen Gruppierungen systematisch radikalisiert und finanziert werden. «Die Anschläge waren sehr raffiniert und gut geplant. Deswegen ist es wahrscheinlich, dass es eine internationale Dimension gibt», sagt Terrorismus-Experte Satvinder Juss vom King's College in London zu BLICK.

«Wir müssen das abklären», sagte Sri Lankas Regierungschef Ranil Wickremeshinghe bereits am späten Sonntagabend. Dafür bräuchte Sri Lanka die Hilfe ausländischer Sicherheitsbehörden. Zuerst müsse man aber sicherstellen, dass das Land nicht destabilisiert werde.

Sri Lanka ist offenbar nicht genügend gerüstet gegen den Terror von innen. Denn: Die Behörden wussten offenbar bereits zehn Tage von einem geplanten Anschlag auf Katholische Kirchen und die Indische Botschaft. Das zeigt ein internes Polizeidokument vom 11. April. Wickremeshinghe gestand, dass die Behörden «Warnungen nicht genügend Beachtung geschenkt hatten.»

+++ Alle aktuellen Informationen zu den Anschlägen gibt es im News-Ticker +++

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