Angst vor Ferien-Ansturm
Italien erlässt Knallhart-Regeln für Touristen

Jeden Sommer werden italienische Touristendestinationen von Ferienreisenden überschwemmt. Die Regierung will den totalen Kollaps verhindern und führt nun strenge Regeln ein.
Publiziert: 15.03.2023 um 11:47 Uhr
|
Aktualisiert: 14.04.2023 um 22:04 Uhr
1/5
An Italiens Stränden herrscht schon lange Massentourismus.
Foto: Jörg Müller / Agentur Focus

Liegestuhl an Liegestuhl, Badetuch an Badetuch. An Italiens beliebten Stränden ist es im Sommer sehr schwierig, Ruhe zu finden. Touristenhotspots wie Sizilien werden überrannt von Besuchern. Und auch der Verkehr führt zu chaotischen Situationen.

Lange Staus und überfüllte Städte sind vorprogrammiert, besonders diesen Sommer. Nach der Pandemie lechzen die Menschen nach Ferien, Italien rechnet mit einer grossen Touristenwelle.

Jetzt hat die Regierung in Rom reagiert. Vor dem Beginn der Frühlingssaison wurde eine neue Verordnung beschlossen – mit knallharten Regeln. So müssen Touristen, wenn sie auf die toskanische Insel Giglio wollen, künftig eine Art Eintrittsgebühr von drei Euro pro Person zahlen. Dies gab der Bürgermeister der Insel gegenüber der Zeitung «Corriere della Sera» an. Die Behörden erhoffen sich dadurch eine Eindämmung der Touristenströme.

Ausländische Autos sollen verboten werden

Auch Lampedusa* ergreift Massnahmen. Von Ende Juli bis Anfang September sollen Autos mit ausländischen Nummern auf der Insel verboten werden. Diesen Antrag hat der Bürgermeister Filippo Mannino gestellt. Die Regeln sollen von der Polizei radikal durchgesetzt werden. Wer gegen Vorschriften verstösst, wird mit hohen Bussen bestraft.

Die Mittelmeerinsel Sardinien hat sich ebenfalls überlegt, wie sie die Touristenmassen kanalisieren kann. Für bestimmte Strände soll es nur noch eine begrenzte Anzahl Zugänge geben, damit Menschen nicht zusammengepfercht auf einem schmalen Sandstreifen liegen.

Massentourismus wird regelmässig infrage gestellt

Das Thema Tourismus gerät in Italien gerade im Sommer immer wieder in die Schlagzeilen. Es existieren Spannungsfelder zwischen den Vorteilen des Tourismus und den Nachwehen für die eigene Bevölkerung. Dieses Phänomen wird als «Overtourism» (Übertourismus) bezeichnet. Einerseits kann die heimische Wirtschaft die Gelder nach der Corona-Zeit sicherlich gebrauchen, andererseits wünschen sich die Einheimischen etwas mehr Ruhe.

Das bekannteste «Overtourism»-Beispiel aus Italien ist die Stadt Venedig. Kreuzfahrtschiffe dürfen seit August 2021 nicht mehr ganz an die Stadt heranfahren. Trotzdem ächzte die Touristenmetropole unter so starken Besucherströmen, dass viele Einheimische schon längst die Flucht ergriffen haben. Geplant war deshalb ein Eintrittspreis von bis zu 10 Euro für Touristen, die die Stadt besichtigen möchten. Umgesetzt wurde die Eintrittsgebühr in Venedig bis jetzt nicht. (ene)

*In einer ersten Fassung hiess es, dass das Autoverbot Sizilien statt Lampedusa betreffe. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

In Venedig liegen die Gondeln auf dem Trockenen
1:13
Phänomen «Acqua bassa»:In Venedig liegen die Gondeln in ausgetrockneten Kanälen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?