Amazon ist riesig, erfolgreich und umstritten. Besonders wegen Arbeitsbedingungen gerät der Konzern immer wieder in die Kritik. So auch dieses Mal. Zuerst konterte das Unternehmen, musste sich dann aber öffentlich entschuldigen und ein Geständnis machen.
Alles begann mit einem Tweet des demokratischen Abgeordneten Mark Pocan (56). Er schrieb am 25. März: «Den Arbeitern 15 Dollar pro Stunde zu zahlen, macht Amazon nicht zu einem fortschrittlichen Arbeitsplatz, auch nicht, wenn die Gewerkschaften zerschlagen werden und die Arbeiter in Wasserflaschen urinieren müssen.»
Das liess Amazon nicht lange auf sich sitzen. Die Antwort kam prompt. «Sie glauben doch nicht wirklich an die Sache mit dem Pinkeln in Flaschen, oder? Wenn das wahr wäre, würde niemand für uns arbeiten», schrieb Amazon auf Twitter.
Amazon entschuldigt sich bei Abgeordneten
Ein Shitstorm entbrannte nach dieser flapsigen Erwiderung. Amazon-Mitarbeiter meldeten sich zu Wort und bestätigten, dass sie sehr wohl schon in eine Flasche pinkeln mussten. Der Druck auf Amazon wurde grösser und grösser. Und dann wurde eine Entschuldigung auf der eigenen Internetseite veröffentlicht. Der Tweet sei ein Eigentor gewesen. Man sei darüber sehr unglücklich, und dafür wolle man sich beim Abgeordneten Pocan entschuldigen.
Nicht nur das: Der Konzern machte ein Eingeständnis. Amazon weiss, dass Kuriere in Flaschen pinkeln. «Wir wissen, dass Fahrer aufgrund des Verkehrs oder manchmal auch auf ländlichen Strecken Schwierigkeiten haben können und haben, Toiletten zu finden, und dies war besonders während Corona der Fall, als viele öffentliche Toiletten geschlossen waren.» Dies sei aber nicht nur bei Amazon, sondern ein branchenweites Problem.
Der Konzern soll etwas ändern
Die Entschuldigung reicht Pocan aber nicht. «Hier geht es nicht um mich, hier geht es um die Arbeiter, die Amazon nicht mit genug Respekt oder Würde behandelt», schrieb er auf Twitter.
Der Konzern solle endlich die Probleme der eigenen Mitarbeiter ernst nehmen und damit beginnen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, und damit aufhören die Bildung von Gewerkschaften zu verhindern. Darauf kam bislang keine Antwort von Amazon. Kein Wunder. Der Amazon-Chef führt seit der Gründung vor 27 Jahren einen harten Oppositionskurs gegen die Gewerkschaften. Jegliche Versuche, die Belegschaft zu organisieren, wurden von seinem Regime erschlagen. (jmh)