Weisse Bänder auf kahlen, grün-braunen Hügeln. Wo normalerweise Ski- und Snowboardfahrer aus ganz Italien um die Wette kurven, herrscht derzeit Verzweiflung. Das bei Familien beliebte Skigebiet Campo Felice im italienischen Apennin kämpft mit prekären Schneeverhältnissen. Statt Skifahrern befinden sich Wanderer auf den Skiliften. Von 14 Anlagen sind gerade mal vier geöffnet. Es gibt zwar einzelne «Schnee-Zungen», auf Drohnenbildern wirkt das Panorama der Hochebene aber eher herbstlich als winterlich.
Andrea Lallini, Betreiber des Skigebiets, sagt im Rahmen einer CNN-Recherche: «Es ist, als wenn der Winter dieses Jahr überhaupt nicht gekommen wäre. Das Problem in diesem Jahr ist, dass es keinen Niederschlag gab und es nie kalt wurde.» So sei es für Lallini, der die Anlagen gemeinsam mit seinem Bruder betreibt, praktisch unmöglich, künstlichen Schnee herzustellen.
Wegen der hohen Temperaturen und dem trockenen Wetter fällt weder Schnee, noch kommt die Produktion von künstlichem Schnee richtig in die Gänge. Denn: Kunstschnee besteht aus Wasser. Dieses kommt entweder aus Schmelzwasserbächen oder aus künstlichen Stauseen. Ist die Trockenheit gross, herrscht auch in diesen Quellen ein Mangel.
Einfach zu warm und zu trocken
«Eigentlich war geplant, dass wir im Dezember öffnen.» Bis Mitte Januar war dies aber nicht möglich, sagt Lallini weiter. Es sei einfach zu warm gewesen und das Wasser habe gefehlt.
Ist Kunstschnee erstmal hergestellt, bedeutet das nicht, dass er auch liegenbleibt. Kunstschnee haftet erst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Die Zugabe von Chemikalien, die das Wasser schon bei Plusgraden gefrieren lassen, ist nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen erlaubt.
Es droht ein verfrühter Saison-Schluss
Geht es so weiter, müssen die Lallinis einen Monat früher schliessen. Seine Angst: Gibt es noch weitere solcher Saisons, ist das Unternehmen für ihn und seinen Bruder irgendwann nicht mehr tragbar. Die Zahlen diese Saison sprechen Bände: An einem gewöhnlichen Sonntag im Februar reisen normalerweise rund 6000 Skitouristen in das Skigebiet der Lallinis. «Wir haben dieses Jahr nicht einmal 500 an einem ganzen Wochenende.»
Der Bürgermeister von Rocca di Cambio, die höchstgelegene Ortschaft im Apennin, erklärt zudem, dass das Wegbleiben des Schnees weitreichende Folgen hat. Jedes Dorf in der Region sei stark vom Skitourismus abhängig. Arbeitsplätze würden verloren gehen, wenn das Geschäft nicht läuft. «Für uns, die hier schon lange arbeiten, ist es herzzerreissend, zu sehen, wie die Natur kaputtgeht.» (ene)