Alexander Kamyshin (38) kritisiert Stadler Rail, diese wehrt sich
Ukrainischer Bahn-Boss will keine Schweizer Züge kaufen

Alexander Kamyshin will nach dem Krieg in der Ukraine neue Züge beschaffen. Der Schweizer Produzent Stadler Rail könnte liefern. Doch auf den ist Kamyshin gar nicht gut zu sprechen. Das hängt mit dem Ukraine-Krieg zusammen.
Publiziert: 22.02.2023 um 20:38 Uhr
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Aktualisiert: 23.02.2023 um 06:25 Uhr
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Der ukrainische Bahn-Chef Alexander Kamyshin übt scharfe Kritik an Stadler.
Foto: DOVGAN TETIANA
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Samuel SchumacherAusland-Reporter

Der ukrainische Eisenbahnboss Alexander Kamyshin (38) ist ein Fan der Schweiz. «Punkto Passagierservice gehören die SBB und die Rhätische Bahn zu den Besten der Welt», sagt Kamyshin zu Blick. Auf ein Schweizer Unternehmen aber ist der Bähnler-CEO gar nicht gut zu sprechen: den Thurgauer Zug-Fabrikanten Stadler Rail.

Stadler war einer von drei Bewerbern im Rennen um einen ukrainischen Grossauftrag über 80 neue Elektro-Züge. Auftragsvolumen: rund eine Milliarde Franken. Ab August 2021 kam sogar schon mal ein neuer Stadler-Zug testhalber in der Ukraine zum Einsatz. Den finalen Entscheid, wer den Auftrag erhalten sollte, musste die Ukraine wegen des Krieges verschieben.

Kommen Stadler-Steuern den Russen zugute?

Klar aber ist: Stadler-Züge kommen für die Ukraine derzeit nicht mehr infrage. Bahn-Boss Kamyshin sagt gegenüber Blick: «Wir wissen immer noch nicht genau, wo Stadler-CEO Peter Spuhler (64) steht.» Stadler hat immer noch eine Fabrik in Belarus. Aus Kamyshins Sicht ist das inakzeptabel. Belarus erlaube russischen Truppen, von seinem Territorium aus Angriffe auf die Ukraine zu starten. «Stadler zahlt Steuern in Belarus und unterstützt damit direkt die belarussische Eisenbahn, die russische Truppen und Waffen ins Land bringt.»

«Wir mussten das Werk von 1800 auf 300 Mitarbeiter runterfahren»
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Kamyshins Forderung: «Wenn Stadler bereit ist, ein Werk in der Ukraine zu eröffnen, dann nehmen wir die Diskussion über die Lieferung neuer Züge gerne wieder auf.» Solange der Schweizer Schienenfahrzeug-Spezialist in Belarus aber Steuern zahle, sei man nicht an Gesprächen interessiert.

Stadler ist bereit für Diskussionen mit der Ukraine

Stadler Rail hat 2013 einen Produktionsstandort in Fanipol, rund 30 Kilometer ausserhalb der belarussischen Hauptstadt Minsk, eröffnet. 2018 investierte die Ostschweizer Firma von CEO Peter Spuhler noch einmal 40 Millionen ins Werk. 2021 arbeiteten dort zeitweise 1500 Angestellte. Nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine aber legte Stadler das Werk faktisch still. Die internationalen Sanktionen gegen das belarussische Regime verunmöglichten es der Schweizer Firma, bestimmte Komponenten für die Produktion ins Land zu bringen. Die Produktion wurde in die EU und die Schweiz verlegt.

Stadler habe die Sanktionen, die nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine von den USA, der EU und der Schweiz gegen Belarus verhängt worden seien, «konsequent und vollumfänglich» umgesetzt, sagt eine Stadler-Sprecherin zu Blick. «Wir sind bereit, die Ukraine beim Wiederaufbau zu unterstützen.» Die Finanzierung eines Produktionswerks in der Ukraine sei momentan aus Versicherungsgründen aber nicht möglich. Diskussionen über die Lieferung von neuen Zügen nähme man jederzeit gerne wieder auf.

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