Die Spannungen rund um das Atomkraftwerk an der Frontlinie des Krieges in der Ukraine eskalieren weiter. Nun hat der russische Präsident Wladimir Putin (69) in seinen ersten öffentlichen Äusserungen zu den Kämpfen in der Nähe des ukrainischen Kernkraftwerks Saporischschja das ukrainische Militär beschuldigt, durch den Beschuss des Kraftwerks eine «grosse Katastrophe» zu riskieren.
Stattdessen wird nun spekuliert, ob er mit den Aussagen einen Angriff unter falscher Flagge plant. Das russische und das ukrainische Militär beschuldigen sich gegenseitig, in den kommenden Tagen einen Angriff auf das Kraftwerk vorzubereiten. Dabei könnte es zu einer katastrophalen Freisetzung von Strahlung kommen.
Ukraine und Russland beschuldigen sich gegenseitig
Das russische Verteidigungsministerium behauptete, das ukrainische Militär bereite einen «terroristischen Angriff» auf das AKW in Saporischschja vor.
Der ukrainische Militär-Nachrichtendienst antwortet, die russische Warnung sei in Wirklichkeit ein Vorwand für Moskau, um dort eine Art «Provokation» zu veranstalten.
Russen-Mitarbeiter «umgehend» aus AKW abgezogen
Laut der «New York Times» haben am Donnerstag die russischen AKW-Experten und Rosatom-Ingenieure die Anlage «umgehend» verlassen. Seit Freitag sei nur noch «operatives Personal» in die Anlage gelassen worden.
Die Zeitung spricht mit einem Mitarbeiter des Atomkraftwerks. Der sagt: «Die Situation ist schrecklich, jeder hat Angst vor den für morgen angekündigten Provokationen Russlands» Und weiter: «Das russische Verteidigungsministerium sagte, man erwarte Provokationen von ukrainischer Seite, aber wir verstehen sehr gut, was das bedeutet.»
Das sagt Putin zu Saporischschja
Man ging von deutlichen Provokationen am Freitag aus, jedoch kam es bislang lediglich zu den gegenseitigen Anschuldigungen. Putin machte die Aussage um eine mögliche «grosse Katastrophe» am AKW während eines Telefonats mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron (44).
Putin sagte: «Es besteht die Gefahr einer gross angelegten Katastrophe, die zu einer Strahlenverseuchung grosser Gebiete führen könnte.» Putin und Macron sprachen bereits im März über das AKW.
Auch damals sprach Putin von seiner angeblichen Sorge, dass Saboteure das Kraftwerk angreifen könnten. Russische Streitkräfte haben die Region und das Kraftwerk seit den ersten Wochen des Krieges besetzt, immer wieder kommt es zu neuem Spannungen um das Atomkraftwerk. (euc)