«Ich musste ein Depot über 400 Euro hinterlegen»
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Tilla Zorn (25):«Ich musste ein Depot über 400 Euro hinterlegen»

Airbnb-Albtraum in Paris
Zürcher Studentin wird um 2300 Franken betrogen

Es sollte ein erholsames Wochenende in der Stadt der Liebe werden. Doch statt dem auf Airbnb gebuchten Appartement nahe dem Eiffelturm findet Tilla Zorn nur eine hohe Kreditkartenabrechnung vor.
Publiziert: 04.05.2022 um 03:15 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2022 um 10:58 Uhr
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Tilla Zorn (25) reist gerne und bucht seit sieben Jahren ihre Ferienwohnungen über die Plattform Airbnb. Der jüngste Trip nach Paris jedoch war der reinste Albtraum.
Foto: Siggi Bucher
Myrte Müller

Sie hatten sich so auf das Weekend gefreut. Tilla Zorn (25) und ihr Freund wollen Ende März den Frühling in der Stadt der Liebe erleben. Seit sieben Jahren ist die Studentin Mitglied bei Airbnb. Ihre Erfahrungen sind gut. Auf der Seite der Onlineplattform wird sie auch diesmal schnell fündig: ein schmuckes Einzimmerappartement im 16. Arrondissement, nahe dem Eiffelturm für 90 Euro die Nacht.

Zorn bucht. Die Eigentümerin fragt im Chat nach ID-Kopien. Die Studentin denkt sich nichts dabei, gibt sie frei. «Mit Airbnb hatte ich ja noch nie Probleme», sagt sie zu Blick.

Kurz vor der Abreise schreibt die Zürcherin Airbnb-Host Eloïse an, fragt nach der Wegbeschreibung zum gebuchten Appartement. «Ich bekam aber keine Antwort», erzählt Zorn. Trotzdem verliert sie das Vertrauen nicht. «Wir sind dann mit dem Flieger angereist.» Nach einer Stunde Fahrt mit der Metro erreicht das Paar das Viertel. Es ist 20 Uhr. Doch weit und breit ist kein Gastgeber zu sehen, keine Wohnung.

Der Host wollte ein Depot von 400 Euro

«Ich habe dem Host geschrieben. Keine Antwort», so Zorn weiter, «nach zwei Stunden sind wir ins Restaurant gegangen, um die Wartezeit zu überbrücken.» Plötzlich schreibt Eloïse, sie brauche ein Depot von 400 Euro. Durchaus üblich, recherchiert Zorn auf Google.

Über SMS erhält die Paris-Reisende einen Airbnb-Link. «Ich trug meine Kreditkartendaten ein, erhielt dann einen weiteren Bestätigungslink über SMS», erzählt Zorn weiter. Bloss: «Sobald ich die Daten eingegeben hatte, war die Seite down.»

Mittlerweile ist es bereits nach Mitternacht. Die Studentin ahnt Böses, storniert die Buchung. Das Paar sucht nun verzweifelt ein Hotel für die angebrochene Nacht. Sie finden eines über einem Sexshop. Die Romantik ist dahin. «Hauptsache ein Bett», tröstet sich die Schweizerin.

Doch das richtig böse Erwachen folgt nach der Rückreise. «Am Sonntag sah ich mir meine Kreditkartenabrechnung an. 2300 Franken waren in der Zwischenzeit in verschiedenen kleineren Beträgen abgebucht worden.» Sofort konsultiert Zorn ihre Kreditkartenfirma Viseca und lässt die Karte sperren. «Mein Fall wurde zur Betrugsabteilung weitergeleitet», sagt sie.

«Wie soll ich als Studentin 2300 Franken zahlen?»

Doch der nächste Dämpfer folgt auf dem Fuss: «Nach einer Woche, in der ich nichts mehr gehört habe, rief ich nochmals an. Der Herr der Abteilung sagte mir, da ich den Apple Pay Code angegeben habe, habe ich meine Sorgfaltspflicht verletzt, und somit sei dieser Fall nicht versichert.

Jetzt gerät die Studentin in Panik. «Ich bin Studentin, lebe von 1800 Franken im Monat.» Im Dezember war sie krank, musste eine Franchise in Höhe von 2500 Franken begleichen. «Wie soll ich denn nun auch noch diese Kreditkartenrechnung bezahlen?»

Zorn ist wütend. Sie geht zur Polizei, zeigt den Betrug an. Ob sie am Ende auf den Kosten sitzen bleibt, weiss sie noch immer nicht. Blick fragt bei Airbnb nach. Die Medienstelle der Plattform zeigt sich «enttäuscht» über den Fall. «Wir haben keine Toleranz gegenüber gefälschten oder irreführenden Inhalten und haben den Gastgeber bereits von der Plattform entfernt».

Eine Mitschuld sieht das Unternehmen allerdings nicht. Im geschilderten Fall habe der Gast die Plattform verlassen, um eine zusätzliche Zahlung zu leisten. «Wir schützen Gastgeber und Gäste, indem wir die gesamte Kommunikation und alle Zahlungen ausschliesslich über unsere sichere Plattform abwickeln und die Nutzer regelmässig daran erinnern, die Plattform nicht zu verlassen. Diese Warnung, auf Airbnb zu bleiben, steht auf jeder Angebotsseite», lässt Airbnb ausrichten.

Immerhin: Die Buchungssumme wurde Tilla Zorn zurückerstattet und ein Gutschein in Höhe von 100 Franken als Trostpflaster dazugelegt.

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