Das Stadtzentrum Afrins sei unter Kontrolle, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Die Fahnen der Türkei und der Rebellenmiliz Freie Syrische Armee (FSA) seien aufgezogen worden.
«Die meisten Terroristen haben den Schwanz eingezogen und sind bereits geflohen», sagte Erdogan bei einer Kundgebung. «Im Zentrum Afrins wehen nun die Symbole von Vertrauen und Stabilität anstelle der Fetzen von Terroristen.» Die türkischen Streitkräfte durchkämmen nach eigenen Angaben die Strassen auf der Suche nach Minen und Sprengfallen.
Kurdische Kräfte räumten ein, der türkischen Offensive nicht gewachsen zu sein. Die Kämpfer würden von nun an direkte Konfrontationen mit der türkischen Armee vermeiden, sagte einer der Vorsitzenden des Exekutivrates der Region Afrin im Fernsehen. Der Gegner werde aber weiter angegriffen. Die kurdischen Milizen würden ein «ständiger Albtraum» der Besatzer werden.
Erneut Zivilisten in Afrin getötet
Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge flohen in den vergangenen Tagen mindestens 200'000 Zivilisten aus Afrin. Demnach wurden bei türkischen Bombenangriffen am Freitag und Samstag mindestens 27 Zivilisten in Afrin getötet, darunter 16 beim Beschuss eines Spitals. Seit Beginn der Offensive seien mehr als 280 Zivilisten getötet worden.
Ankara weist das zurück, ebenso wie den mutmasslichen Angriff auf das Spitals. laut der Beobachtungsstelle wurden seit Beginn der Offensive zudem mehr als 1500 kurdische Kämpfer getötet. Seit dem 20. Januar starben überdies mehr als 400 protürkische Rebellen. Die türkische Armee spricht von 46 getöteten türkischen Soldaten.
Die Türkei hatte im Januar die Offensive «Olivenzweig» gegen die kurdische Miliz YPG in Afrin gestartet und angekündigt, die Kämpfe auf andere Kurdengebiete auszuweiten. Afrin ist eine von drei kurdischen Kantonen in Nordsyrien an der Grenze zur Türkei. Diese will mit der Militäraktion verhindern, dass sich ein zusammenhängendes kurdisches Einflussgebiet vom Irak über Syrien bis in die Türkei bildet.
Erdogan hält die YPG für einen Ableger der Kurdischen Arbeiterpartei PKK, deren Autonomiebestrebungen er im eigenen Land bekämpft. In Syrien zählt die YPG jedoch zu den wichtigsten Verbündeten der US-Kräfte im Kampf gegen den IS.
Assad feiert sich in Ost-Ghuta
Auch in Ost-Ghuta mehrten sich die Anzeichen einer endgültigen Niederlage der vorwiegend islamistischen Rebellen, die seit Jahren die Enklave vor den Toren von Damaskus gehalten haben. Die Stadt Harasta stand offenbar kurz vor dem Sturm durch Soldaten Assads.
Die syrische Armee hatte den Rebellen ein Ultimatum bis Sonntagnachmittag gesetzt. Nach einem TV-Bericht sollten sie bis dann den Ort geräumt haben. Harasta ist der kleinste der drei Teile, in die Ost-Ghuta durch die Offensive aufgespalten wurde.
Nach eigenen Angaben hat die syrische Armee rund 70 Prozent der Enklave erobert. Am Sonntag besuchte Assad demonstrativ Stellungen der Armee.
Auf seinem Kurznachrichten-Dienst waren Bilder in einer Strasse mit belebten Häusern zu sehen, Assad selbst stand in einer Gruppe Uniformierter. «In der Frontlinie in Ost-Ghuta ... Präsident Assad bei den Helden der syrischen Armee", stand im Text zu dem von Assad verbreiteten Bild.
Zehntausende Zivilisten auf der Flucht
Die bedeutendste Rebellen-Gruppe in Ost-Ghuta sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag, derzeit werde mit den Vereinten Nationen über eine Feuerpause, Hilfslieferungen und die medizinische Versorgung schwerer Fälle verhandelt. Nicht zur Debatte stehe ein Abzug der Kämpfer, sagte ein Sprecher der Gruppe Failak al-Rahman.
Nach russischen Angaben flohen allein am Sonntag über 20'000 Menschen aus Ost-Ghuta. Seit der Öffnung von Fluchtkorridoren hätten bislang mehr als 68'000 Menschen das Kampfgebiet verlassen, teilte das «Versöhnungszentrum» mit, das vom russischen Verteidigungsministerium betrieben wird. (SDA)
Seit 2011 tobt der syrische Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime und verschiedenen Rebellen-Gruppen. Dort engagieren sich auch ausländische Mächte, allen voran Russland und die USA oder die Türkei.
Seit 2011 tobt der syrische Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime und verschiedenen Rebellen-Gruppen. Dort engagieren sich auch ausländische Mächte, allen voran Russland und die USA oder die Türkei.