Afghanin ruft um Hilfe
«Das könnten meine letzten Worte sein – er wird mich töten!»

Eine zwangsverheiratete Afghanin berichtet in einem Video verzweifelt davon, dass sie von ihrem Mann regelmässig geschlagen und vergewaltigt wird. Dabei soll es sich um einen ranghohen Taliban handeln.
Publiziert: 02.09.2022 um 13:56 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2023 um 11:38 Uhr
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Die Afghanin Elaha berichtet in einem Video, dass sie regelmässig von ihrem Mann vergewaltigt wird.
Foto: Twitter

Elaha (24) war Medizinstudentin in Afghanistan. Als das Land vor rund einem Jahr von den Taliban übernommen wurde, änderte sich ihr Leben schlagartig. Die junge Frau wurde mit Saeed Khosti, dem damaligen Sprecher des Taliban-Innenministeriums, zwangsverheiratet.

Nun setzte die verzweifelte Elaha in einem Video einen Hilferuf ab. «Das könnten meine letzten Worte sein. Er wird mich töten», erklärte die Studentin unter Tränen. Demnach sei sie von ihrem Taliban-Mann immer wieder geschlagen und «jede Nacht vergewaltigt» worden, wie die Nachrichtenagentur «AP» berichtet. Das Video ging in den sozialen Medien viral.

Eigenen Angaben zufolge wird die Afghanin derzeit von der Taliban in einer Wohnung in Kabul festgehalten. Sie habe versucht, ins benachbarte Pakistan zu fliehen, aber die Gruppe hätten sie am Grenzübergang festgenommen und die afghanische Hauptstadt zurückgebracht. Seitdem sei sie eingesperrt.

«Ich habe nichts Illegales getan»

Saeed Khosti bestätigte kurze Zeit später nach dem Auftauchen des Videos, dass er Elaha geheiratet habe. Gleichzeitig bestritt er aber, sie jemals misshandelt zu haben. «Ich versichere Ihnen, dass ich nichts Illegales getan habe», schrieb er. Der Taliban wurde schon vor einiger Zeit von seinem Sprecherposten abgesetzt. Wie und ob er eine neue Rolle im Regime hat, ist unklar. 

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Elaha erklärte, dass sie die Tochter eines Geheimdienstgenerals der früheren Regierung sei. Da diese dem Westen treu ergeben war, hatten es die Taliban wohl auf sie und die anderen Familienmitglieder abgesehen. Ihr zufolge soll Khosti auch versucht haben, ihre Schwester mit einem Taliban-Beamten zu verheiraten. Doch die Familie konnte rechtzeitig flüchten.

Elaha nach Video wohl verhaftet

Der Hilferuf der Afghanin verbreitete sich rasant in den sozialen Medien und löste eine Welle der Betroffenheit aus. So schreibt ein Nutzer: «Elaha spricht nicht nur für sich selbst. Elaha spricht für jede afghanische Frau, die im Stillen leidet.» Eine weitere Userin kommentierte das Video mit: «Elahas Geschichte ist nicht die erste und wird nicht die letzte sein. Hunderte von Frauen sind in der gleichen Situation.»

Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch meldete sich zu Elahas Fall zu Wort. Sie schrieb, dass die Taliban «systematisch Strukturen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen abgebaut» hätten. Demnach seien örtliche Gerichte nun sogar auf die Durchsetzung von Gesetzen spezialisiert, die Gewalt gegen Frauen fördern.

Welche Konsequenzen die Veröffentlichung des Videos für Elaha haben, ist ungewiss. Auf Twitter erklärte der Oberste Gerichtshof in Kabul, die Studentin sei formell verhaftet worden und werde bald wegen Verleumdung verurteilt.

Rechte von Frauen und Mädchen massiv eingeschränkt

Die USA und ihre Verbündeten hatten ihren Militäreinsatz in Afghanistan am 31. August des vergangenen Jahres beendet. Die letzten US-Soldaten verliessen eine Minute vor Mitternacht in der Nacht vom 30. auf den 31. August das Land.

Die USA beendeten damit nach 20 Jahren den längsten Krieg ihrer Geschichte, den sie nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 begonnen hatten. Zwei Wochen vor dem Abschluss des westlichen Truppenabzugs hatten die Taliban die Macht am Hindukusch im Zuge einer rasanten Offensive zurückerobert und dem Westen damit eine schwere Demütigung zugefügt. Westliche Staaten versuchten in einer chaotischen Evakuierungsaktion, ihre Staatsbürger und afghanische Ortskräfte aus dem Land auszufliegen.

Die Islamisten versprachen in der Folge zwar ein gemässigteres Vorgehen als während ihrer Herrschaft zwischen 1996 und 2001. In den vergangenen zwölf Monaten wurden jedoch insbesondere die Rechte von Frauen und Mädchen massiv eingeschränkt. Menschenrechtsorganisationen berichten von zahlreichen Menschenrechtsverletzungen.

Das Land leidet zudem unter einer schweren humanitären und wirtschaftlichen Krise. Bislang hat kein Land die Taliban-Regierung offiziell anerkannt. (obf/AFP)


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