Jahrelang war sie ein medizinisches Rätsel, erlebte eine mehr als unerfreuliche Allergie-Odyssee und starb fast an Unterernährung, bis sie endlich gesund wurde: Die Geschichte von Amy Francis-Smith (32) ist hollywoodreif.
Alles begann im Jahr 2015. Die 32-Jährige konnte die Lebensmittel, die sie gerne konsumierte, nicht mehr geniessen, entwickelte plötzlich schwere allergische Reaktionen. Damit nicht genug, sie entwickelte die allergischen Reaktionen auch auf alltägliche Dinge wie Lufterfrischer oder starke Gerüche in öffentlichen Verkehrsmitteln. Selbst Hitze und Kälte lösten Probleme aus. Schon vor Corona trug sie deshalb Masken.
Im Spital nicht ernst genommen
Die im englischen Leicester lebende Architektin erinnert sich gegenüber der «New York Post» an die schlimme Zeit zurück. «Ich litt an Unterernährung, da ich mindestens sechs Monate lang nur Rindfleisch, Birnen, Zucchetti und Reis essen konnte.» Die Nahrungsaufnahme wurde für sie zum Glücksspiel. «Es ging vor allem darum, herauszufinden, was ich essen konnte und was nicht.»
Für Amy war besonders schlimm, dass sie von den Medizinern, die sie konsultierte, überhaupt nicht unterstützt wurde. «Ich wurde an Experten für Allergien überwiesen, aber man sagte mir, dass ich nicht allergisch sei, und dass ich mir das nur ausgedacht habe», berichtet sie.
Sie musste ihr Studium abbrechen
Einmal ging sie in die Notaufnahme. «Das Personal dachte, ich hätte mich absichtlich vergiftet oder eine psychische Krise. Aber wenn ich etwas ass, landete ich im Spital, also war es echt», sagt sie.
Erst waren es nur Erdnüsse und Zitronen. Dann, nachdem sie eine Tomate gegessen hatte, erlitt sie einen anaphylaktischen Schock. Die Anfälle wurden immer häufiger – irgendwann erlebte die Akademikerin sie 50 Tage hintereinander. Die damalige Master-Studentin musste die Uni abbrechen. «Ich war wirklich untröstlich, dass ich meine Karriere abbrechen musste.» Sämtliche Versuche, wieder in die Vorlesungen zu gehen, scheiterten.
Ähnliche Symptome wie eine Allergie
2017 erhielt sie endlich die erlösende Diagnose. Amy Francis-Smith leidet an gleich drei Krankheiten: dem Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS), Morbus Crohn und dem Ehlers-Danlos-Syndrom. Die MCAS-Symptome kommen Allergiesymptomen gleich.
Bei Morbus Crohn handelt es sich um eine chronische Darmerkrankung. Das Ehlers-Danlos-Syndrom ist eine erhebliche Erkrankung des Bindegewebes. «Wenn man endlich diese Diagnose bekommt, ist es seltsamerweise eine grosse Erleichterung, dass man nicht verrückt geworden ist», beschreibt Amy ihre Gefühle, nachdem sie den Befund erhalten hatte.
«Meine Leber funktionierte nicht – meine Milz, meine Blase war kaputt»
Beim Mastzellenaktivierungssyndrom sind die Mastzellen überaktiv, sie setzen verschiedene Botenstoffe, sogenannte Mediatoren, die eigentlich zur Immunabwehr gedacht sind, frei. Die Folge sind Schwellungen, Hautausschläge oder Atembeschwerden. Für Amy bedeutet die Krankheit, dass jedes einzelne Organ betroffen war. «Meine Leber funktionierte nicht – meine Milz, meine Blase war kaputt. Ich hatte Herzprobleme, meine Haare fielen aus und meine Zähne nutzten sich schneller ab, als sie es tun sollten. Meine Füsse und Hände hatten Neuropathie.»
Heute hat Amy unglaubliche Fortschritte in Richtung Normalität gemacht. Eine Mischung aus Stressreduzierung, Ernährungsumstellung und der Eindämmung von Entzündungen hat ihr geholfen. Sie ernährt sich nun viel ausgewogener. «Ich füge nach und nach mehr Lebensmittel hinzu und gewinne an Kraft. Mir ging es noch nie besser. Ich glaube nicht, dass ich jemals in meinem Leben so gesund war», sagt sie erleichtert. Mittlerweile hat sie auch ihren Master-Abschluss in der Tasche.