Nach drei Jahren findet die Messe Tuning World Bodensee – Europas grösste reine Tuning-Messe – diese Woche wieder statt. Für Autoposer, Aussteller oder Fans von heulenden Motoren ist die Messe im süddeutschen Friedrichshafen das Highlight in der Szene.
Bei Oberbürgermeister der Stadt Konstanz, Uli Burchardt (51), ist die Vorfreude dagegen weniger gross. In einem Facebook-Post lässt er kein gutes Haar an der Messe, wie der «Südkurier» berichtet.
Er müsse jetzt mal ein paar kritische Worte zum Thema Tuning World Bodensee sagen, schreibt der Politiker in seinem Beitrag vom Sonntag. «Wer Krach machen will, kann das auf einer Rennstrecke von mir aus tun, aus unseren Städten gehören solche Fahrzeuge raus.»
Alle Vorrichtungen sollen verboten werden
Dass man durch die Tuning World «eine solche Szene», die sowohl in Konstanz als auch in Friedrichshafen mit ihren heulenden Motoren immer wieder für Aufruhr sorge, auch noch mit öffentlichen Geldern fördere, stösst beim Politiker auf Unverständnis.
Damit spielt Burchardt auf die Stadt Friedrichshafen an, die Hauptgesellschafterin der Messe ist. Zudem soll der Gemeinderat während der Coronakrise umgerechnet 7,2 Millionen Franken für die Tuning World locker gemacht haben.
Mit seinem Post geht der Oberbürgermeister aber noch einen Schritt weiter. Geht es nach ihm, sollte es ein Tuning-Verbot geben. «Meiner Meinung nach sollten alle Vorrichtungen, Anbauteile usw., die den Lärm von Fahrzeugen absichtlich vergrössern, ab sofort nicht mehr für den Betrieb auf deutschen Strassen zugelassen werden», so Burchardt.
«Bürgermeister verbindet Tuning mit unzulässiger Lautstärke»
In Friedrichshafen kommt die Kritik weniger gut an. «Leider war Oberbürgermeister Uli Burchardt wohl noch nie auf der Tuning World Bodensee zu Gast», schreibt Dirk Kreidenweiss, Projektleiter der Tuning World. Eine Airbrushlackierung, ein lederüberzogenes Armaturenbrett oder ein komplett gecleanter Motorraum würden nämlich keinen Lärm machen.
Ins gleiche Horn bläst Harald Schmidtke, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Automobiltuner. «Der Bürgermeister verbindet Tuning bedauerlicherweise ganz pauschal mit unzulässiger Lautstärke und differenziert nicht ausreichend zwischen zulässiger und unzulässiger Änderung von Fahrzeugen», schreibt Schmidtke auf Anfrage vom «Südkurier».
Auch der Oberbürgermeister von Friedrichshafen, Andreas Brand (58), nimmt die Kritik von seinem Kollegen zur Kenntnis. «Wir zeigen uns aber auch irritiert über den Ratschlag aus der Nachbarstadt über dem See», so Brand in einem Statement.
Nachdem seine Kampfansage gegen die Autoposer für Wirbel sorgte, schaltet der Oberbürgermeister von Konstanz am Montag einen Gang runter. Er fühle sich zwar berufen, seine Meinung zur Messe in Friedrichshafen mitzuteilen, wollte sich aber nicht in ein kommunales Unternehmen einer Nachbarschaft einmischen. Das Ziel seines Facebook-Posts sei es vor allem gewesen, ein Signal an die Bundespolitik zu senden. (dzc)