Tausende ultra-orthodoxe Juden versammelten sich am 8. November in der Yetev Lev D'Satmar-Synagoge im New Yorker Stadtteil Williamsburg zu einer mehr als vierstündigen Hochzeit. Sie tanzten, sangen und feierten, doch niemand trug eine Maske. Der Bräutigam: Rabbi Joel Teitelbaum.
Wie die «New York Times» schreibt, wurde die Hochzeit minutiös geplant – genauso wie die Vorkehrungen, um die Feier vor den Behörden geheimzuhalten. Dennoch flog die Hochzeit auf, nachdem ein Video der Feier verbreitet wurde: Nun muss eine Geldstrafe von rund 15'000 Dollar bezahlt werden.
«Absolut inakzeptabel»
Bürgermeister Bill de Blasio (59) kündigte am Montagabend eine Geldstrafe an, nachdem er das Video der Hochzeit gesehen hatte. Ausserdem erschien in einer chassidischen Zeitung ein Bericht über die umfangreichen Bemühungen, die Hochzeit vor den Behörden zu verbergen. Ebenfalls können auch zusätzliche Strafen gegen die Veranstalter verhängt werden.
Dem Lokalsender «NY1» sagte de Blasio: «Wir wissen, dass eine Hochzeit stattgefunden hat. Wir wissen, dass sie zu gross war. Sie gaben sich Mühe, dies zu verbergen, was absolut inakzeptabel ist. Daher werden direkt Konsequenzen für diejenigen gezogen, die sowas geschehen liessen.»
Langer Kampf zwischen Behörden und Juden
Organisiert wurde die Hochzeit von den Führern der Satmar-Sekte. Sie ist der neuste Vorfall in einem langen Kampf zwischen den Behörden und Mitgliedern der ultra-orthodoxen Gemeinschaft. Letztere schätzt Autonomie, will keine staatlichen Einschränkungen und verstösst häufig gegen Richtlinien – so auch gegen die Maskenpflicht und das Social-Distancing.
Im Oktober dieses Jahres haben die Behörden eine Serie an Restriktionen angekündigt, weil in mehreren Stadtvierteln von Queens und Brooklyn – mit starker Population an ultra-orthodoxen Juden – die Positivitätsrate von Corona mehr als vier Prozent betrug. Viele Anwohner protestierten gegen die Beschränkungen.
Presse und Regierungsbeamte hätten die Situation ausgenutzt
«Der Blatt», eine Zeitung, die eng mit der Satmar-Führung in Williamsburg verbunden ist, publizierte am 11. November einen Bericht über die Hochzeit. Sie wird als «eine Erfahrung, für die Worte nicht ausreichen» beschrieben. Die Zeitung gab auch an, dass sie im Voraus von der Hochzeit wusste, sich aber an dem ausgeklügelten Plan beteiligt hatte, um das Ereignis zu verbergen.
Grund: «Um keine bösen Blicke der Presse und der Regierungsbeamten auf sich zu ziehen, die in der Vergangenheit die gegenwärtige Situation ausgenutzt haben, um bereits geplante Simchas (hebräisches Wort für ein freudiges Ereignis) zu stören.» (myi)