Clan-Kriminalität, Gewalt, Armut: Man könnte meinen, die Berliner Politik hätte allein mit diesen Themen alle Hände voll zu tun. Offenbar nicht – denn es bleibt genug Zeit, ein Wort zum Politikum zu machen.
Den Behörden-Irrsinn bekam jetzt Sascha Disselkamp (60), der Betreiber des Sage Beach Clubs im Bezirk Kreuzberg zu spüren. Eigentlich wollte er auf seinem Gelände ein asiatisches Streetfood-Festival veranstalten, bei dem Spezialitäten aus Korea, Thailand, China und Vietnam angeboten werden sollten.
Dafür warb er mit folgendem Spruch: «Tauche ein in die exotische Welt der asiatischen Strassenküche.» Das Problem? Genau, das Wort «exotisch» störte die Sprachpolizei.
Eine «Jury gegen diskriminierende und sexistische Werbung», die 2021 von der Rot-Rot-Grünen Regierung gegründet wurde, meldete sich beim Club. Jury-Chefin Iris Rajanayagam schrieb, der Slogan sei problematisch, da «exotisch» oft verwendet werde, um Menschen oder Kulturen als fremd und andersartig zu beschreiben.
«Peinlich für den Senat»
Disselkamp, der nicht Veranstalter des Festivals war, sondern nur sein Gelände zur Verfügung stellte, antwortete auf die Abmahnung – und zwar «mit exotischen Grüssen». Im Gespräch mit der «B.Z.» wehrt er sich: «Exotisch hat auch ein bisschen Glamour, das ist nicht abwertend!»
Er kämpfe gegen jede Form von Rassismus, Sexismus und Diskriminierung, finde aber die belehrende Art und Weise der Jury «einfach peinlich für den Senat». Die verantwortliche Senatorin Cansel Kiziltepe (SPD) liess über ihre Behörde ausrichten, es handle sich weder um ein Verbot noch eine Bestrafung. Die Jury wolle mit dem Gastronomen ins Gespräch kommen.