Wladimir Putin (69) möchte alle Medien im Land kontrollieren. Nur so kann er nämlich sicherstellen, dass sein Volk nichts von den wahren Geschehnissen in der Ukraine mitbekommt. Und diese Strategie scheint auch sehr gut aufzugehen. Laut von der Regierung gestützten Umfragen ist die öffentliche Zustimmung zum Krieg in der Ukraine extrem hoch, wie die «Washington Post» berichtet.
Zugegebenermassen sind diese Umfragen allerdings nicht besonders vertrauenswürdig und dementsprechend nicht aussagekräftig. Eine Gruppe von unabhängigen Meinungsforschungsinstituten hat deshalb eine eigene Umfrage durchgeführt. Dazu wurden 1640 Russen befragt. Gemäss dieser unabhängigen Umfrage unterstützen rund 58 Prozent der russischen Bevölkerung Putins Krieg. Nur 23 Prozent lehnen den Krieg klar ab, und der Rest hat keine eindeutige Meinung.
Dabei fiel auf, dass der Krieg vor allem bei der jüngeren Bevölkerung auf Ablehnung stiess. 58 Prozent hört sich erstmal nach viel an. Schliesslich ist das mehr als die Hälfte.
Das Ergebnis dürfte trotzdem Putin nicht zufriedenstellen. Bei der Annexion der Krim im Jahr 2014 sprachen sich bei einer unabhängigen Umfrage nämlich rund 91 Prozent für die russische Militäraktion aus.
Dazukommt: Putin kontrolliert nahezu alle Medien in Russland. Allein schon, wer über das Wort Krieg im Zusammenhang mit der Ukraine schreibt, muss mit einer Gefängnisstrafe von bis zu fünfzehn Jahren rechnen. Zudem hat der Kreml-Chef in den russischen Schulen einen Sonderunterricht angeordnet, in welchem unter dem Titel «Russlands wohltätige Operationen in der Ukraine» Staatspropaganda verbreitet wird.
Sogar Kreml-Unterstützer kritisiert Kriegsführung hart
Dass die Umfragewerte jetzt trotz dieser harten Zensur vergleichsweise schlecht ausfallen, dürfte unter anderem an den internationalen Sanktionen liegen. Viele westlichen Unternehmen haben in Russland ihre Tätigkeit eingestellt, was die Menschen dort jetzt zu spüren bekommen. Dazu kommt aber auch, dass sogar Kreml-Unterstützer nun nicht mehr so euphorisch vom Ukraine-Krieg erzählen, wie die «Bild» berichtet.
So lud Wladimir Solowjow (58), der in seiner TV-Show normalerweise nur so von Putin schwärmt, den Kreml-Unterstützer und Militär-Experten Yacov Kedmi (75) ein. Dieser schien den Kreml aber plötzlich doch nicht mehr so toll zu finden. «Bis heute wurde keine ernst zu nehmende Stadt eingenommen», ärgerte sich Kedmi in der Propaganda-Show. «Wenn es keine ausgearbeitete Taktik, keinen Willen und keine Absicht gab, Städte einzunehmen, dann war es sinnlos, die Operation zu beginnen.»
Druck auf Putin wächst von allen Seiten
Am Schluss setze er sogar noch einen obendrauf und sprach das verbotene Wort Krieg aus: «Den Krieg nicht zu gewinnen, die angekündigten Ziele nicht zu erreichen, können wir nicht. Sonst führt das zum Tod von Russland.» Putin-Verehrer und Gastgeber Solowjow widersprach ihm nicht. Er fügte nur an: «Die Stimmung ist sowieso schon schwer. Dein Pessimismus macht mich endgültig traurig.»
Putin dürfte somit ein grosses Problem in seinen eigenen Reihen haben. In ganz Russland gehen bereits Menschen auf die Strasse, um gegen den Krieg zu protestieren. Auch die Stimmung bei den russischen Soldaten ist miserabel, da sie einen schnellen Sieg erwartet hatten. Dazu kommt, dass der Westen immer härtere Sanktionen gegen Russland erlässt. Der Druck auf Putin wächst somit im In- und Ausland. (obf)
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