Die Wolfsschanze dürfte vielen ein Begriff sein – zu Nazi-Zeiten diente der Ort im Nordosten Polens als Hauptquartier von Adolf Hitler (1889–1945) und seiner Gefolgschaft. Rund 200 Gebäude und Bunker befanden sich im Waldstück im Moorgebiet, das durch seine Lage nur schwer anzugreifen war. Heutzutage ziehen die Ruinen, die mittlerweile überwuchert sind, neben unzähligen Hobbyarchäologen jährlich rund 200'000 Touristen an.
Unter anderem bewohnte der ehemalige Reichsmarschall Hermann Göring (1893–1946) ein Haus in der Wolfsschanze. Unter diesem machte ein deutsch-polnisches Forscherteam, das unter der Leitung von Oktavian Bartoszewskis steht, nun eine erschreckende Entdeckung: Bei Ausgrabungen stiessen sie auf die Überreste von fünf Menschen, wie der «Spiegel» berichtet.
Womöglich Opfer der Nazis
Weil Jens Hfalek, eines der Teammitglieder der Forschergruppe, glaubte, einen alten Holzfussboden entdeckt zu haben, begann er, zu graben. In der Hoffnung, Nägel oder Dielen zu finden, buddelte er, bis er auf Wasserrohre stoss – und einen menschlichen Schädel. Daraufhin stellte sich heraus: Unter dem Göring-Haus lagen die Überreste von fünf Menschen.
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Das Team benachrichtigte die Polizei – denen lagen aber keine Akten zu kürzlich verübten Verbrechen vor, die die gefundenen menschlichen Überreste erklären könnten. Für Bartoszewski ist es sowieso unwahrscheinlich, dass die Skelette bereits vor dem Hausbau dort lagen: «Diejenigen, die die Rohre verlegten, hätten die menschlichen Überreste eigentlich entdecken müssen.» Logischer wäre es, dass es sich um Opfer eines Massenmordes oder des Nazi-Regimes handelt.
Hände und Füsse fehlen
Drei Erwachsene, ein Teenager, ein Neugeborenes – mehr lässt sich zu den Funden momentan noch nicht sagen, da die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft andauern. Das Team um Oktavian Bartoszewski war nach eigenen Aussagen «vollkommen schockiert» über den Fund. Was jedoch auffiel: Allen fehlten Hände und Füsse.
Während es möglich ist, dass sich diese kleineren Knochen über die Zeit aufgelöst haben, ist aber auch nicht auszuschliessen, dass die Extremitäten vor dem Tod amputiert wurden.
Während des Zweiten Weltkrieges verbrachte Hitler rund 800 Tage auf der Wolfsschanze – wobei er dort bei einem Sprengstoffattentat 1944 fast getötet wurde. Die schaurige Entdeckung passt daher zum furchterregenden Ort. (zun)