Abtransport von Leichen aus Kibbuz Be'eri
0:23
Videoaufnahmen zeigen:Abtransport von Leichen aus Kibbuz Be'eri

Armee hat «keine Bestätigung»
Blutbad in Kibbuz – wurden Kinder enthauptet?

Zehn Prozent der Einwohner des Kibbuz Be’eri nahe der Grenze zum Gazastreifen sind gestorben. Getötet von Hamas-Terroristen, die mordend durchs Dorf zogen. In einem anderen Kibbuz sollen Babys getötet worden sein.
Publiziert: 10.10.2023 um 04:21 Uhr
|
Aktualisiert: 11.10.2023 um 10:58 Uhr
1/6
Massaker im Kibbuz Be'eri: Bisher wurden 108 Leichen geborgen – jeder zehnte Einwohner ist tot.
Foto: Screenshot

Im Kibbuz Be’eri lebten etwas mehr als 1000 Menschen. Er liegt nur etwa fünf Kilometer von der Grenze zum Gazastreifen entfernt, ist für seine gepflegten Grünanlagen bekannt. Eine Druckerei gibt es hier und eine laut der «Süddeutschen Zeitung» aufstrebende Kulturszene. 

Doch seit diesem Samstag ist alles anders: Videoaufnahmen zeigen, wie schwer bewaffnete Hamas-Kämpfer brandschatzend durch den Kibbuz ziehen, sie durchsuchen Häuser, wer Israeli ist, wird erschossen oder entführt. 

«Sie schossen wahllos um sich»

Aufnahmen zeigen, wie die Terroristen Menschen in ihren Autos erschiessen, danach ihre Habseligkeiten nach Wertsachen durchsuchen. «Sie liefen in Be'eri herum, als ob der Ort ihnen gehörte», sagt Haim Jelin, ein Überlebender des Kibbuz einem Radiosender. 

«Sie schossen wahllos um sich, entführten, wen immer sie konnten, brannten die Häuser der Menschen nieder, sodass sie durch das Fenster fliehen mussten, wo die Terroristen warteten», sagt Jelin. 

Wie viele Opfer das Massaker forderte, wisse er nicht. Jetzt haben Rettungskräfte eine erste Zahl bekannt gegeben. 108 Leichen seien bereits geborgen worden, zehn Prozent der Einwohner sind tot. Noch ist die Suche aber nicht beendet, noch mehr Todesopfer sind zu befürchten. 

Bis zu 40 Kinder getötet

Auch im nahegelegenen Kibbuz Kfar Aza richteten die Terroristen ein Blutbad an: Die Hamas-Kämpfer hätten dort auch vor Babys und Kindern keinen Halt gemacht. So berichtet eine Journalistin des israelischen Fernsehsenders i24news von Gräueltaten, die kaum zu fassen sind: «Soldaten des israelischen Militärs haben mir berichtet, dass zahlreiche Babys geköpft wurden», so die Journalistin. Bis zu 40 Kinder sollen in Kfar Aza umgebracht worden sein. Viele hätten ihr gesagt, dass sie noch nie so etwas wie hier erlebt hätten. 

Gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu sagt ein Sprecher der israelischen Armee aber im Hachhinein: «Wir haben die Nachrichten gesehen, aber wir haben keine Details oder Bestätigung dazu.» Die Meldung zu den geköpften Babys entstand wohl wegen einer englischen Aussage des israelischen Armee-Kommandanten David Ben Zion in einem Video-Interview mit der Reporterin von i24news: «They cut heads of women and children.» Und: «We saw dead babies», sagte Ben Zion. Übersetzt also: «Sie haben die Köpfe von Frauen und Kindern abgeschnitten. Wir sahen tote Babys.» Dazu macht der Mann eine Halsabschneid-Geste mit der Hand.

Eine andere Journalistin bestätigt, dass zahlreiche Kinder gefunden worden seien, denen man die Hände hinter dem Rücken zugebunden und sie dann mit einem Schuss in den Kopf getötet hat.

«Sie haben ihnen in den Kopf geschossen»

Adi Efrat ist eine der Überlebenden des Horrors von Be’eri. Sie erzählt «Ynet», wie zwei Männer sie gefangen genommen hätten, sie sei nur mit einem Bademantel bekleidet gewesen, als diese in ihr Haus eindrangen. Sie hätten sie mitgenommen und in ein anderes Haus gebracht, wo ihr Handschellen angelegt wurden. 

Efrat erzählt: «Sie haben eine Mutter mit ihrem Sohn gebracht, sie war voller Blut und zitterte am ganzen Körper.» Und: Neben ihrem Mann sei auch ihr Baby getötet worden. Efrat habe sie daraufhin beruhigen wollen und gesagt, dass sie vielleicht nicht tot seien. Worauf die Mutter antwortete: «Sie haben ihnen in den Kopf geschossen.» 

Die Israelin erzählt, dass sie die trauernde Mutter nicht habe umarmen können wegen der Handschellen. Also habe sie ihren Kopf auf ihre Schulter gelegt und zusammen hätten sie geweint. 

Schliesslich wird Efrat von den Hamas-Kämpfern weggebracht. Kurz danach treffen die israelischen Streitkräfte ein, und sie wird befreit. Sie wisse nicht, was aus der Mutter geworden sei, mit der sie geweint habe. Sie sagt: «Es ist ein Wunder, dass ich überlebt habe.» (neo/dzc)

Fehler gefunden? Jetzt melden