Auf dem zweitägigen Verknipt Festival in Utrecht (Niederlande) liessen es Techno-Liebende Anfang Juli ordentlich krachen: Tanzen was das Zeug hält, ausgelassene Stimmung und gute Laune. Fast wie vor Corona. Nur: Einige Tage später wird klar, dass sich an dem Festival-Wochenende rund 1000 Personen mit dem Virus infiziert haben. Und das trotz strengem Schutzkonzept.
Auf Facebook kommentieren die Veranstalter: «Wir sind schockiert über die Anzahl der mutmasslichen Infektionen.» Weiter schreiben sie, man hätte mit der Stadt im Vorfeld ein 45-Seiten langes Schutzkonzept ausgearbeitet. Organisatorin Reza Fathi beteuert gegenüber «Het Parool»: «Wir haben uns an alle Regeln gehalten, sogar noch stärker als nötig.»
«Tests ein grosser Teil des Problems»
Aufs Festivalgelände durfte nur, wer mit einem gültigen QR-Code und Ausweis belegen konnte, bereits geimpft, genesen oder jüngst negativ getestet worden zu sein. Drängeleien am Eingang wurden mit vorab verteilten Einlass-Zeitfenstern vermieden. Extra hohe Aussenzäune sollten zudem vermeiden, dass sich Festivalbesucher um die Kontrolle drücken. Doch wie konnte es dann zu den Infektionen kommen?
«Gute Frage», sagt Jaap Donker, Direktor für öffentliche Gesundheitsfragen am Utrechter Gesundheitsamt (GGD), gegenüber der «Süddeutschen Zeitung». Laut der Kontaktverfolgung soll die Wahrscheinlichkeit, dass das Festival der Infektionsherd war, statistisch sehr hoch sein – wenn auch nicht absolut sicher. «Wir gehen jedenfalls davon aus, dass die Tests ein grosser Teil des Problems waren», erklärt Donker.
Sind gefälschte Zertifikate im Umlauf?
Die benötigten Negativnachweise für Veranstaltungen dürfen in den Niederlanden bis zu 40 Stunden alt sein. Ausserdem soll es jüngst zu vielen Beschwerden wegen schlampig durchgeführter Tests gekommen sein, führt er weiter aus. Auch gefälschte Zertifikate sollen im Umlauf sein.
«Dazu kommen der Vormarsch der Delta-Variante und die stark erhöhte Zahl an Kontakten, die man auf einem solchen Festival nun mal hat», sagt Donker. Nimmt man all diese Faktoren zusammen, ergäbe sich ein Superspreader-Event. Auch wenn die Veranstalter «noch so hart kontrollieren».
Eine gute Nachricht gibt es jedoch: Bis Mittwochnachmittag musste keiner der betroffenen Infizierten – alle im Alter zwischen 16 und 30 Jahren – ins Spital. (aua)