Darum gehts
- Baidu plant autonome Taxis in der Schweiz einzuführen
- Schweiz passt Gesetz an, um autonomes Fahren zu ermöglichen
- Baidu betreibt Robo-Taxi-Flotten in mehreren chinesischen Metropolen
Ganz ohne Fahrer per Taxi von der Zürcher Innenstadt zum Flughafen: Das könnte in naher Zukunft Realität sein. Autonomes Fahren nennt sich das. US-Tech-Firmen wie Google oder Tesla glauben daran. Aber auch die Chinesen. Und die wollen in Europa ausgerechnet in der Schweiz starten! Aber von vorne.
Der chinesische Technologieunternehmen Baidu mit Sitz in Peking möchte seine autonomen Taxis künftig auch in Europa auf die Strasse bringen, schreibt das «Wall Street Journal» unter Berufung auf Insiderquellen am Mittwoch. Pikant: Der «Apollo Go» genannte Dienst soll als Erstes in der Schweiz und anschliessend in der Türkei lanciert werden, bevor es zum Rollout in der EU kommt. Die Schweiz als Testballon!
In der Schweiz erwäge der Konzern die Gründung eines eigenen Unternehmens und wolle schon bis Jahresende erste Tests durchführen, so das renommierte «Wall Street Journal» weiter. Dafür verhandle Baidu mit der Post-Tochter Postauto.
Chinesische Robotaxis und Postauto? Ist da wirklich was dran? Auf Nachfrage von Blick bestätigt ein Postauto-Sprecher zwar, dass man noch 2025 ein Projekt mit autonomen Fahrzeugen lancieren wolle: «Aber es gibt weder mit Baidu noch mit anderen Akteuren eine Partnerschaft.»
Diverse Projekte angedacht
Klar ist, dass autonomes Fahren das Thema der Stunde im Schweizer Verkehr ist. Die Schweiz hat ihr Strassenverkehrsgesetz (SVG) und begleitende Verordnungen so angepasst, dass seit dem 1. März 2025 automatisiertes und autonomes Fahren auf Schweizer Strassen unter bestimmten Bedingungen legal und geregelt ist.
Erste Projekte sind bekannt. Der Kanton Zürich und die SBB starten in Kürze den Testbetrieb mit selbstfahrenden Taxis im Zürcher Furttal, wie Blick im November berichtete. Eine «Swiss Association for Autonomous Mobility» (SAAM) gibt es auch schon. Darin sind Akteure aus Verkehr (u.a. TCS, Postauto), Forschung (ETH) und Politik vertreten.
Chinas Technologie ist top – was ist mit dem Datenschutz?
Gesichert ist bislang nur die Absicht von Baidu, in der Schweiz loszulegen. Mit wem das konkret passiert, ist noch unklar.
Mobilitätsexperte Klaus Schmitz (55) von der Beratungsfirma Arthur D. Little ordnet für Blick ein: «Weil USA gerade in der Mobilität zunehmend Software aus China ausschliessen, orientieren sich chinesische Unternehmen für ihre Expansion vermehrt auf den Nahen Osten sowie Europa.» Dass Baidu in die Schweiz und die Türkei drängt, habe wohl auch damit zu tun, dass es dort keine nennenswerten Mitbewerber gibt.
Zweifel an der Qualität von chinesischer Technologie gibt es keine. «China hat deutlich strengere Regulierungen für Zulassungen sowie für Datenaufzeichnung als etwa die USA», so Schmitz. Dennoch dürfte die Expansion in die Schweiz kein Selbstläufer sein: «Es gibt noch berechtigte technologische Sicherheitsbedenken im Bereich Mobilitätssoftware und die Schweiz tut gut daran, genau hinzuschauen», sagt Schmitz.
Robo-Taxis sind schliesslich mit Videokameras und Sensoren ausgestattet, die zahllose Daten im öffentlichen Raum sammeln. Für Steuerung und Sicherheit, aber möglicherweise auch zu anderen Zwecken. Ein Baidu-Partner in der Schweiz wird sich hinsichtlich der Zulassung eines autonomen Fahrzeugs – generell sowie für den Personentransport – unweigerlich einige Fragen stellen müssen.