Tipps gegen Registerhaie
Zwei Brüder treiben den Adressbuch-Schwindel auf die Spitze

Vorsicht vor Rechnungen für angebliche Firmenregister. Zwei Brüder aus Wohlen AG betreiben dieses abzockerische Geschäftsmodell gerade besonders dreist. Wir haben Tipps, wie du dich schützen kannst.
Publiziert: 08.05.2025 um 19:02 Uhr
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Schwindel: Zahlungsaufforderung für unnütze Firmenregister.
Foto: Getty Images

Darum gehts

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Otto Hostettler
Beobachter

Diese Abzocker-Masche nervt Unternehmen seit Jahren, und der Beobachter berichtet immer wieder darüber: Wer eine Firma gründet und sie im Handelsregister einträgt, erhält oft kurz darauf eine Rechnung. Sie stammt aber nicht vom kantonalen Handelsregister, sondern von einem Pseudo-Firmenregister. Darin wird den Empfängern vorgegaukelt, sie müssten für den Firmeneintrag mehrere Hundert Franken bezahlen. 

Doch diese Zahlungsaufforderungen verstossen gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). Wegen ihres aggressiven Auftretens werden die Betreiber solcher Pseudo-Firmenregister auch Adressbuchschwindler oder Registerhaie genannt. Sie zielen darauf ab, dass Firmeninhaber oder deren Administration die Rechnungen kurz nach der Geschäftsgründung bezahlen, ohne sie zu prüfen.

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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Fantasieregister

Aktuell treiben es zwei Brüder aus Wohlen AG auf die Spitze: Die als Rechnungen aufgemachten Schreiben tragen den Absender «SVTA» und «SVFH» und geben vor, ein «Schweizer Firmenverzeichnis» zu sein. Während «SVTA» auf ihrer Website tatsächlich ein Register aufgeschaltet hat, dessen Umfang und Nutzen allerdings unklar ist, existiert bei «SVFH» nicht einmal eine Website, wie Recherchen des Beobachters zeigen. 

Mehr noch: In den Schreiben wird eine Internetadresse aufgeführt, die gemäss der Registrierungsstelle Switch dem Verband der Schweizer Hypnosetherapeuten gehört. Der Verband nutzt den Domainnamen zurzeit zwar nicht, kündigt aber rechtliche Schritte gegen die Adressbuchschwindler an.

Bankkonten gesperrt

Innerhalb eines Jahres haben die beiden Brüder rechnungsähnliche Schreiben von insgesamt sechs Fantasieregistern lanciert – neben «SVTA» und «SVFH» heissen diese «HR Data Özgen», «HR Buchhaltung Özgen», «SFHR» und «SHVA». Inzwischen sperrten Banken mehrere Konten der beiden.

Als Absenderadresse dient teils eine Fantasieadresse (Bundesplatz 10b, Bern) oder die frühere und aktuelle Wohnadresse der beiden im aargauischen Wohlen. In früheren Schreiben wurde als Zahlungsempfängerin die in Zug domizilierte Firma STGR GmbH angegeben. Einer der beiden Brüder ist alleiniger Gesellschafter dieses Unternehmens.

STGR GmbH hiess bis vor vier Jahren noch «SternGrill» und war als Restaurant und Schnellimbiss in St. Gallen eingetragen. Heute kann die Firma gemäss Handelsregister zusätzlich «Beratung, Informatik, Werbung, Marketing und Personal- und Datenadministration» erbringen.

Abzocker warnen vor Betrügern

Besonders frech: Die Schreiben tragen jeweils eine prominent platzierte Betrugswarnung. Da steht beispielsweise: «Derzeit sind gefälschte Rechnungen im Umlauf. Diese Rechnungen wirken täuschend echt und weisen Ähnlichkeit mit unseren Schreiben auf. In der Regel besteht auch keine Kontaktmöglichkeit.» In einer Variante heisst es sogar: «Bitte ignorieren Sie diese und wenden Sie sich bei Zweifeln an uns.»

Tipps im Umgang mit Adressbuchschwindlern
  • Bezahlen Sie nichts aufgrund rechnungsähnlicher Schreiben für private Verzeichnisse.
  • Es gibt nur ein offizielles Firmenregister, das der kantonalen Handelsregisterämter. Rechnungen für Neueinträge und Mutationen werden ausschliesslich von den kantonalen Handelsregisterämtern verschickt.
  • Melden Sie fragwürdige Zahlungsaufforderungen von Adressbuchschwindlern dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) per Mail oder nutzen Sie das Beschwerdeformular.
  • Sensibilisieren Sie Ihre Buchhaltung und Ihre Administration für das Thema der Registerhaie (Flyer «Vorsicht vor Adressbuchschwindlern!» des Seco).
  • Bezahlen Sie nichts aufgrund rechnungsähnlicher Schreiben für private Verzeichnisse.
  • Es gibt nur ein offizielles Firmenregister, das der kantonalen Handelsregisterämter. Rechnungen für Neueinträge und Mutationen werden ausschliesslich von den kantonalen Handelsregisterämtern verschickt.
  • Melden Sie fragwürdige Zahlungsaufforderungen von Adressbuchschwindlern dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) per Mail oder nutzen Sie das Beschwerdeformular.
  • Sensibilisieren Sie Ihre Buchhaltung und Ihre Administration für das Thema der Registerhaie (Flyer «Vorsicht vor Adressbuchschwindlern!» des Seco).

Gegenüber dem Beobachter verweigern die beiden Verantwortlichen den Kontakt. E-Mails bleiben unbeantwortet und am Telefon wird das Gespräch beendet, sobald sich der Beobachter zu erkennen gibt.

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