Darum gehts
- Russland verkauft neu gebaute Wohnungen im besetzten Mariupol an Russen
- Ukrainische Eigentümer dürfen nicht zurückkehren, die Gebäude werden als herrenlos deklariert
- Bereits 5000 neue Wohnungen in 70 Gebäuden sind gebaut, Hypothekarzinsen bei 2 Prozent
Mariupol ist ein Symbol des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Die Hafenstadt am Schwarzen Meer wurde Anfang 2022 monatelang belagert – und schliesslich von Russland erobert. Tausende Menschen verloren ihr Leben, Zehntausende wurden vertrieben. Wer konnte, ist geflohen. Und nie mehr zurückgekehrt. Die Stadt liegt immer noch zu grossen Teilen in Trümmern. Seit dem Ende der hiesigen Kämpfe bereichern sich die Verbündeten des russischen Präsidenten Wladimir Putin (72) an der Industrie der einstigen Wirtschaftsmetropole der Ukraine. Und gleichzeitig hat der Kreml-Herrscher mit dem Wiederaufbau der Stadt begonnen.
Das Prestigeprojekt von Putin kommt voran. Russland hat laut eigenen Angaben bereits 5000 neue Wohnungen in 70 neuen Gebäuden erstellt. Dafür wurden ganze Strassenzüge dem Erdboden gleichgemacht. Die Folge: In der schwer zerstörten ukrainischen Hafenstadt floriert der Immobilienmarkt. Wie das «Wall Street Journal» berichtet, verscherbeln kremlnahe Firmen derzeit Hunderte neu gebaute Wohnungen in der besetzten Stadt. Geworben wird mit Sonne und Blick aufs Meer. Im Prospekt heisst das dann: «Majestätische Architektur, 15 Minuten zum Meer – leicht beschädigt bei militärischen Ereignissen.»
Gebäude als «herrenlos» deklariert
Verkauft wird aber nur an Russen. Die früheren ukrainischen Besitzer dürfen ihre Wohnungen nicht zurückfordern. Viele Gebäude wurden offiziell als «herrenlos» deklariert. Die bisherigen Hausbesitzer wurden im Krieg getötet oder vertrieben. Eine Rückkehr ist unmöglich. Und alle Besitzansprüche ignoriert Russland konsequent.
Putin lockt stattdessen russische Käufer mit tiefen Hypothekarzinsen von 2 Prozent. Entsprechend gross ist das Interesse. Die neuen Wohnungen oder sanierten Apartments gehen innert weniger Tage weg – während den früheren Besitzern laut «Wall Street Journal» bestenfalls Kompensationen angeboten wurden, die «nicht einmal für ein Grab» reichen würden, wie Betroffene der Zeitung gesagt haben.
Kremlnahe Baufirmen profitieren
Die russische Regierung und kremlnahe Baufirmen verdienen gutes Geld am Wiederaufbau Mariupols. Putin füllt sich so seine Kriegskasse. Wer es wagt, sein Recht auf Entschädigung vor Gericht geltend zu machen, der beisst auf Granit. Ukrainerinnen und Ukrainer, die auf eigene Faust in ihre Wohnungen zurückkehren wollen, werden laut dem Bericht an der Einreise gehindert. Und schon am Flughafen wieder zurückgewiesen. Putin treibt die Russifizierung der eroberten Gebiete mit harter Hand voran – auch in der für die Ukraine einst bedeutsamen Hafenstadt Mariupol.