Darum gehts
- Konflikt zwischen Israel und Iran beeinträchtigt Tourismus im Nahen Osten
- Schweizer EDA rät von Reisen nach Israel und Iran ab
- Swiss setzt Flüge nach Tel Aviv bis Oktober aus
Zwischen Israel und dem Iran herrscht Krieg – mit Toten auf beiden Seiten. Entsprechend wollen die dort verweilenden Schweizerinnen und Schweizer die beiden Länder so schnell wie möglich verlassen. Beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) sind seit Freitag 70 Anfragen aus Israel und 60 Anfragen aus dem Iran eingegangen, wie SRF berichtet. Die Schweiz führt allerdings keine organisierten Ausreisen durch. Diese erfolgten auf «eigenes Risiko und auf eigene Kosten», so das EDA.
Das heisst: Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran hat weitreichende Auswirkungen auf den Tourismus im Nahen Osten. Nicht nur für die beiden Länder selbst, sondern auch für andere Länder in der Region. Das Auswärtige Amt in Deutschland hat schnell reagiert und Reisewarnungen ausgesprochen. Eine solche erfolgt nur für Länder, in denen eine Gefahr für Leib und Leben besteht. Für den Iran und die palästinensischen Gebiete bestand seit langem eine Reisewarnung, für den Libanon und Irak gab es eine Teilreisewarnung. Seit Freitag rät man in Berlin auch von «nicht notwendigen Reisen» nach Israel, Jordanien, Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate ab.
Am Montag reagierte auch das EDA. Es hat bei seinen Reisehinweisen für die Länder Katar, Kuwait und Oman eine gelbe Infobox ergänzt. In dieser heisst es: «Die anhaltenden Feindseligkeiten in der Region und zwischen Israel und dem Iran können schnell eskalieren und die Sicherheit der ganzen Region gefährden.» Man solle sich über die Lageentwicklung auf dem Laufenden halten und die Anweisungen der lokalen Behörden befolgen. Explizit rät das EDA aber nicht von Reisen in die drei erwähnten Länder ab. Diese gelten weiterhin als «grundsätzlich sicher.» Bei Jordanien heisst es, die Situation sei «sehr volatil» und gut zu beobachten.
Reiseveranstalter orientieren sich am EDA
Philippe Raselli (47) vom Zürcher Spezialisten Holiday Maker Tours findet die Einschätzung des EDA zutreffend: «Dubai, Oman oder Katar lassen sich weiterhin problemlos bereisen, und wir haben diesbezüglich auch kaum Rückmeldungen besorgter Kunden.» Auch Jordanien sei theoretisch sicher, aber aufgrund der Lage mitten zwischen den Streithähnen aktuell kaum nachgefragt, was er nachvollziehen könne.
Betrübt ist er über die Lage in Israel, wofür die Nachfrage zuletzt wieder angezogen hatte. Für den Iran gab es seit längerem nur sporadisch Anfragen. Eine Reise dorthin hätte Raselli für September verkauft gehabt: «Die Kunden werden diese wohl stornieren.»
Aktuell habe er aber keine Kunden vor Ort. Dasselbe sagen die Reiseveranstalter Kuoni, Hotelplan und Globetrotter auf Anfrage von Blick. Kuoni bot zuletzt gar keine Iran-Reisen mehr an, Hotelplan seit dem 13. Juni nicht mehr, so deren Sprecher. Die Nachfrage bei Globetrotter sei ohnehin fast auf null gesunken.
Besondere Hinweise zu Reisen in die Länder, von denen das deutsche Auswärtige Amt abrät, erteilt keiner der von Blick befragten Reiseveranstalter. Zwingend erforderlich ist das nur, wenn das EDA von einer Reise in das entsprechende Land abrät. In einem solchen Fall haben Kunden das Recht, kostenlos von der Reise zurückzutreten oder eine Umbuchung zu verlangen.
Besondere Fluglage in ganz Nahost
Auch auf den Flugverkehr hat der eskalierende Konflikt Auswirkungen. Swiss hat schon letzten Freitag angekündigt, dass sie die Flüge nach Tel Aviv (Israel) bis Oktober aussetzt, jene nach Beirut (Libanon) bis Ende Juli. Der Mutterkonzern Lufthansa Group setzt darüber hinaus die Flüge nach Teheran (Iran), Erbil (Irak) und Amman (Jordanien) bis auf weiteres aus.
Ebenso meidet Swiss bis auf weiteres den Luftraum der betroffenen Staaten. Dadurch verlängere sich die Flugzeit nach Asien, je nach Ziel, um bis zu 30 Minuten.
Emirates fliegt ab Zürich und Genf weiterhin nach Dubai, streicht aber von dort aus sämtliche Verbindungen in den Irak, nach Jordanien, in den Libanon sowie in den Iran. Dasselbe gilt für die ab Basel fliegende Tochtergesellschaft Flydubai. Auch Etihad Airways fliegt ab Zürich weiter nach Abu Dhabi, jedoch nicht mehr in nach Israel, Jordanien oder den Irak – dafür bereits wieder nach Beirut.
Qatar Airways fliegt weiter ab Zürich nach Doha, jedoch nicht mehr in den Iran und den Irak. Die israelische Fluggesellschaft El Al hat den Betrieb vorübergehend eingestellt. Mehrere israelische Fluggesellschaften haben ihre Flugzeuge inzwischen nach Zypern in Sicherheit gebracht. Die Mittelmeerinsel vor der Küste Israels hat die Sicherheitsvorkehrungen für im Land gestrandete israelische Touristen verstärkt. Es gebe Befürchtungen, dass der Iran versuchen könnte, sie dort ins Visier zu nehmen.
Bei Flügen in oder durch den Grossraum Nahost empfiehlt sich der Blick auf aktuelle Flugpläne. Aktuell sieht es aber danach aus, dass die ganze Region touristisch leiden wird.