Nach Trumps Zollhammer
Diese Schweizer Aktien solltest du jetzt im Auge behalten

Der 39-Prozent-Zoll-Schock machte sich am Montag an der Schweizer Börse nur minim bemerkbar. Nur: Für eine Entwarnung ist es noch viel zu früh. Gewisse Aktientitel stehen nun im Fokus.
Publiziert: 05.08.2025 um 11:04 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2025 um 12:11 Uhr
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Noch hat die Schweizer Börse nach Trumps Zollhammer keine grossen Verluste erlitten.
Foto: MICHAEL BUHOLZER

Darum gehts

  • Schweizer Unternehmen reagieren auf US-Zölle. Markt erwartet Last-Minute-Einigung
  • Pharmabranche vorerst von Zöllen ausgenommen, aber unter Druck wegen Preisforderungen
  • USA wichtigster Markt für Uhrenbranche, Schweiz liefert 2025 Uhren für 5 Milliarden Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel Hügli
Cash

Haben die Schweizer Unternehmen seit dem «Liberation Day» dazugelernt? Als US-Präsident Donald Trump am 2. April seine weltumspannenden Zölle verkündete, verharrte die Schweizer Firmenlandschaft tagelang in Schockstarre. Nur wenige Unternehmen kommunizierten mit Analysten über Auswirkungen der Tarife für ihr Geschäft.

Das ist nun anders. «Unsere Produkte nicht von US-Zöllen betroffen», «Zuversichtlich bezüglich US-Zölle» oder «Kein direkter Einfluss durch Zölle» – am Montag ergoss sich eine wahre Flut von Firmenstellungnahmen in die Redaktionsordner und über die Nachrichtenticker. Dass diese Beschwichtigungen zum 39-Prozent-Zollhammer der USA nun dafür verantwortlich waren, dass ein Absturz des Swiss Market Index am Montag ausblieb und der Leitindex nur 0,15 Prozent verlor, ist nicht anzunehmen. Vielmehr geht der Markt von einer Last-Minute-Einigung der Schweiz mit den USA aus.

Artikel von «Cash.ch»

Dieser Artikel wurde erstmals auf «Cash.ch» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.cash.ch.

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«Wir erwarten, dass die Verhandlungen bis zum 7. August oder darüber hinaus fortgesetzt werden», schreiben etwa die Experten rund um Nannette Hechler-Fayd’herbe, Leiterin Investment-Strategie bei Lombard Odier. «Unserer Meinung nach dürften sich die USA und die Schweiz auf einen Zollsatz einigen, der näher bei den 15 Prozent liegt, die mit der EU und Japan vereinbart wurden. Damit könnten herausfordernde Zugeständnisse einhergehen.»

Auch Swatch-Chef Nick Hayek ist zuversichtlich, dass eine Einigung erzielt werden könne, bevor die am Freitag angekündigten Zölle am 7. August in Kraft treten. Allerdings gibt es gewichtige Gegenstimmen: Die Zölle, inklusive jene der Schweiz, sind laut US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer «fast endgültig», Verhandlungen über eine Senkung dieser Zollzuschläge würden «in den nächsten Tagen» nicht stattfinden.

Novartis und Roche im Fokus

Die Lage an der Schweizer Börse bleibt also fragil. Das sieht auch Lombard Odier so: «Schweizer Aktien dürften in dieser Phase der Unsicherheit nachgeben.» Da der Gesundheitssektor rund 37 Prozent des Swiss Market Index (SMI) ausmache, sei die Behandlung der Pharmaexporte entscheidend für die Entwicklung der Schweizer Aktien.

Die Unsicherheit lastet im SMI vor allem auf den beiden Basler Pharmagiganten Novartis und Roche. Die Pharmabranche ist zwar vorerst von den US-Zöllen ausgenommen. Trump hat allerdings Briefe an die grössten Pharmakonzerne verschickt und tiefere Medikamentenpreise gefordert.

Patienten in den USA müssen das Dreifache für ein Medikament bezahlen verglichen mit den Preisen in Europa. Inwiefern der Bund mit den Spitzen von Novartis und Roche redet oder reden wird, ist nicht bekannt. Ein Kenner der Basler Pharmabranche sagt aber gegenüber cash.ch, dass die beiden Konzerne bei den US-Preisen wohl Zugeständnisse machen müssen. Nicht umsonst brachten Novartis und Roche – als Kompensation für mögliche Einbussen in den USA – zuletzt höhere Medikamentenpreise in Europa ins Spiel.

Die Wertpapiere der Konzerne könnten in nächster Zeit also unter Druck stehen, wobei Novartis (Aktie am Montag nach einem langen Minus 0,2 Prozent höher) etwas besser davon kommen könnte. Denn der Anteil am US-Geschäft ist bei Roche – Genussschein am Montag 0,8 Prozent schwächer und auf dem tiefsten Stand seit Mitte April – höher als beim Lokalrivalen.

Kein Aufatmen in Luxusgüterbranche

Entspannung ist wohl auch bei Logitech noch nicht angesagt. Die Aktie des Computerzubehörherstellers war am Montag mit über 1,9 Prozent der grösste Verlierer im SMI. Sie wurde schon in den Tagen nach dem «LiberationDay» heftig abverkauft. Allerdings liegt der Fokus von Logitech punkto Zollvermeidung auf der Verlagerung der Produktionslinien aus China in Länder wie Malaysia, Mexiko, Taiwan, Thailand und Vietnam.

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Auch die Aktionäre von Richemont (minus 1,3 Prozent am Montag) und Swatch (minus 2,3 Prozent) dürften noch nicht aufatmen. Die USA sind für die Uhren-Branche der mit Abstand wichtigste Markt. Im 2025 dürfte die Schweiz Uhren im Wert von rund 5 Milliarden Franken in die USA liefern. Laut Schätzungen von ODDO BHF lasten die US-Zölle mit 5 bis 10 Prozent auf dem Jahres-EBIT von Swatch, bei Richemont sind es weniger als 5 Prozent.

Aktien von Börsen-High-Flyern unter Druck

Aktien vor allem im Small- und Midcap-Bereich, die in den letzten Wochen stark zugelegt haben, könnten in den nächsten Tagen zudem weiter korrigieren. Basilea (am Montag minus 4 Prozent), Idorsia (minus 7 Prozent), Kardex (minus 4 Prozent) oder Kuros (minus 8 Prozent) haben zwar teils wenig mit US-Zöllen zu tun. Aber wenn Märkte korrigieren, dann «nimmt» es die High-Flyer gewöhnlicherweise zuerst. Auch Halbleiter-Aktien wie Comet (minus 8 Prozent am Montag), AMS Osram (minus 3 Prozent) oder VAT (minus 0,4 Prozent) bleiben verwundbar.

Defensive und auf den Binnenmarkt fokussierte Schweizer Unternehmen könnten dagegen weiter gefragt sein, allen voran Swisscom. Die Aktie kletterte am Montag nach einem Gewinn von 3 Prozent auf den höchsten Stand seit Mai 2023. Das Italien-Geschäft mit der Tochtergesellschaft Fastweb ausgenommen, geschäftet die Telecom-Gesellschaft ausschliesslich in der Schweiz.

Aus dem SMI könnten Versicherungstitel bei weiteren Börsenunsicherheiten gefragt sein. Sowohl Swiss Life, Swiss Re und Zurich schlossen am Montag je rund 1 Prozent höher. Auch der Duftstoff- und Aromenhersteller Givaudan mag in nächster Zeit bei verunsicherten Investoren – trotz enttäuschender Halbjahreszahlen – wieder vermehrt in der Gunst stehen.

Schweizer Immobilienaktien wie Allreal, Intershop, Mobimo, SPS oder PSP stiegen am Montag ebenfalls. Sie alle haben ihre Einkünfte vorwiegend in der Schweiz. Ein traditioneller «Sicherer Hafen» sind auch die Aktien von Kantonalbanken. Die Institute aus den Kantonen St. Gallen, Thurgau, Zug oder Genf kletterten am Montag alle über 1 Prozent.

Wer weitere defensive Werte am breiten Markt sucht, wird bei den Aktien des Hautpflegespezialisten Galderma, bei der Apothekenkette Galenica (beide je rund 1 Prozent plus am Montag) und vor allem beim Telecom-Anbieter Sunrise (plus 3 Prozent) fündig.

Keine Empfehlung für Anleger

Dieser Artikel dient ausschliesslich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Meinungen und Einschätzungen beruhen auf sorgfältiger Recherche, können jedoch nicht die individuelle Prüfung und Beratung durch Fachleute ersetzen. Börsenentwicklungen sind von vielen Faktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte bergen Risiken, einschliesslich des möglichen Verlusts des eingesetzten Kapitals.

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