«Wir haben vier Jahre lang darüber gesprochen»
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Präsident der Gemeinde Laax:«Wir haben vier Jahre lang darüber gesprochen»

Weisse-Arena-Chef Gurtner zum Mega-Deal
«Ausländer hätten mir wesentlich mehr Geld bezahlt»

Flims, Laax und Falera und die Weisse Arena haben am Mittwochmorgen die Öffentlichkeit über den Deal mit der Weissen Arena informiert. Wie viel die Gemeinden für die Bergbahnen bezahlen müssen – und wie sich Bergkönig Reto Gurtner erklärt.
Publiziert: 24.09.2025 um 08:08 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2025 um 11:52 Uhr
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Reto Gurtner redet Klartext: «Ausländer hätten mir wesentlich mehr Geld bezahlt»
Foto: Martin Schmidt

Darum gehts

  • Gemeinden planen Kauf der touristischen Infrastruktur am Berg der Weissen Arena Bergbahnen AG
  • Pressekonferenz mit Gemeindepräsidenten und CEO der Weissen Arena Gruppe geplant
  • Weisse Arena Bergbahnen AG erreichte im letzten Geschäftsjahr EBITDA von 24 Prozent – ungenügend
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
24.09.2025, 11:10 Uhr

Pressekonferenz ist zu Ende

Die Zahlen liegen auf dem Tisch, die Fragerunde ist zu Ende und damit auch der Ticker. Wir verabschieden uns. 

Hier die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Der Deal kostet die Gemeinden Flims, Falera und Laax 94,5 Millionen Franken.
  • Der Pachtzins dürfte in den nächsten 10 Jahren durchschnittlich 13 Millionen Franken pro Jahr betragen.
  • Die Bevölkerung der drei Gemeinden kann Ende Oktober über den Deal befinden.
  • Weisse-Arena-Chef Reto Gurtner sagte, dass ausländische Investoren ihm wohl mehr Geld bezahlt hätten.

24.09.2025, 11:07 Uhr

«Ausländer hätten mir wesentlich mehr Geld bezahlt»

Warum ein Deal mit der Gemeinde und nicht einer mit ausländischen Investoren, die deutlich mehr zahlen würden? Reto Gurtner antwortet: «Ja, sie hätten mir wesentlich mehr Geld bezahlt». Er sagt weiter: «Das ist mein privates Vermögen. Wir handeln damit auf Wunsch der Gemeinden, die Gemeinden sind auf die Weisse Arena Bergbahnen zugekommen. Weil wir immer eine sehr gute Zusammenarbeit hatten, haben wir das auch geprüft.» Der Verwaltungsrat unterstütze das auch. 

Jetzt hänge es nur von der Bevölkerung ab. «Aber da bin ich sehr zuversichtlich, dieser Deal ist phänomenal für die Gemeinden. Dieser Deal ist auch ein Beispiel für andere Bergbahnen», führt er aus. 

24.09.2025, 10:59 Uhr

Zur Nachfolge: «Will nicht bis zum Umfallen arbeiten»

«Ich habe ein gewisses Alter», sagt Gurtner zu den Nachfolgeplänen. «Und ich habe Familie und möchte nicht bis zum Umfallen arbeiten.» Deshalb sei man dabei, junge, schlaue Köpfe einzuarbeiten und aufzubauen, damit die Verantwortung künftig auf mehr Schultern verteilt werden könne. «Einen zweiten Reto Gurtner wird es nicht geben», sagt er. 

24.09.2025, 10:54 Uhr

«Enorme stille Reserven»

Die Anlagen sind für gegen 500 Millionen Franken versichert, so Gurtner. Da sei ein Kaufpreis von 94,5 Millionen Franken mehr als fair. «Da stecken enorme stille Reserven drin», betont er. 

24.09.2025, 10:44 Uhr

Fragerunde: Was, wenn eine Gemeinde Nein sagt?

Franz Gschwend, Gemeindepräsident Laax: «Gehen grundsätzlich nicht davon aus, dass eine Gemeinde Nein sagt. Wir wollen, dass die Leute in den drei Gemeinden den Berg und die Infrastruktur am Berg künftig noch nutzen können und zwar zu einem vernünftigen Preis.»

Gurtner: «Das Ganze ist eine klare wirtschaftliche Einheit. Ich habe keine Bedenken, dass das nicht durchgeht.» Andernfalls müsste man aber nach neuen Lösungen suchen, ergänzt er. 

24.09.2025, 10:39 Uhr

Reto Gurtner: «Weisse Arena wird noch stärker und noch innovativer»

Nun spricht der Erbauer der Weissen Arena, Reto Gurtner. «Es ist ein ganz einfacher Deal, wie man ihn aus der Wirtschaft kennt, der jedoch enorme Wellen wirft. Die Weisse Arena wird wie bis anhin weiterbestehen», so Gurtner. 

«Wir hatten immer eine extrem gute, faire Zusammenarbeit. Zwischendurch hat es schon mal gerumpelt, aber das gehört dazu», so Gurtner. Haben über 600 Millionen Franken an Investitionen tätigen können. Man sei ein starkes Aktionariat, alles Unternehmer. «Mein Leben ist irgendwo endlich. Was danach kommt mit Erben und so weiter», führt Gurtner aus. 

Der Einzige Unterschied: «Dass wir zu einem normalen Sale-Lease-Back mehr Pachtzins zahlen. Damit man schneller abschreiben kann», so Gurtner. Zweite Zusicherung: Dass die Anlagen mindestens an 300 Tagen im Jahr betrieben werden, also auch in Zeiten, die für den Betreiber nicht wirtschaftlich sind. 

«Die Weisse Arena wird noch stärker und noch innovativer, als sie es bis heute bereits war», so Gurtner. 

24.09.2025, 10:31 Uhr

Vorteile für die Gemeinden

«Die Gemeinde beurteilt es so, dass man die Infrastruktur zu einem sehr fairen Preis übernehmen kann», so Wolf. Damit hat man künftig die Kontrolle über die gesamte touristische Infrastruktur am Berg, nicht nur der Beschneiung. «Zudem hat man einen bewährten Partner als Pächterin und keine Betriebsverantwortung», so Wolf. 

Ein weiteres Ziel sei gewesen: Man wollte die Bürgschaften über 30 Millionen Franken löschen. Das Engagement der Gemeinden sei auf 58 Millionen Franken beschränkt. 

Die Einheimischen dürfen zudem weiterhin und zwar langfristig von Vergünstigungen bei den Bergbahnen profitieren. 

Auch der Tourismus soll profitieren: Sicherung eines qualitativ hochwertigen, saisonal abgestimmten Angebots. Hinzu kommen regelmässige Investitionen, die die Region voranbringen sollen. 

Auch die Bevölkerung profitiere: «Wir wollen die Arbeitsplätze in der Region sichern», betont Wolf noch einmal. 

24.09.2025, 10:27 Uhr

Details zum Pachtvertrag: 13 Millionen Franken pro Jahr

Der Vertrag gilt unbefristet, kann frühestens aber nach 30 Jahren, also 2056, gekündigt werden. Die Pächterin ist für den Betrieb und Unterhalt der touristischen Infrastruktur am Berg und sämtliche in diesem Zusammenhang anfallenden Kosten verantwortlich. Wie dies bereits heute bei den Beschneiungsanlagen der Fall sei, so Wolf. 

«Die Weisse Arena wird in den nächsten Jahren durchschnittlich etwa 13 Millionen Franken Pachtzins pro Jahr zahlen», so Wolf. Damit werden unter anderem die Abschreibungen getätigt. Das Geld kann aber auch in den Schuldenabbau fliessen. 

24.09.2025, 10:22 Uhr

So soll es finanziert werden

Laax wird eine Kapitaleinlage von 20 Millionen Franken leisten, Falera eine von 10 Millionen Franken und Flims über 2 Millionen Franken. Flims hat bereits vor sechs Jahren 20 Millionen in die Cassons AG eingeschossen, die mit 18 Millionen Franken angerechnet werden. Die Weisse Arena AG wird ein Darlehen von 20 Millionen gewähren. Zusätzlich muss Fremdkapital über 42,5 Millionen aufgenommen werden. Macht total: 94,5 Millionen Franken. 

24.09.2025, 10:15 Uhr

Es geht um 94 Millionen Franken

Man kann die ganze Infrastruktur zum Buchwert übernehmen: Der Kaufpreis für die gesamte touristische Infrastruktur am Berg beträgt 94,5 Millionen Franken. 

Die Gemeinden Flims, Laax, Falera erachten das als fair. Flims, Laax und Falera unterstützen das Projekt durch zusätzliche Mittel: Unter anderem 32 Millionen zuhanden der Finanz Infra AG. Weitere 18 Millionen hat die Gemeinde Flims bereits investiert. 

Den Gemeinden Flims und Laax gehören anschliessend jeweils 40 Prozent, die restlichen 20 Prozent der kleinsten Gemeinde Falera. 

Die Präsidenten der Bündner Gemeinden Flims, Laax und Falera werden einiges an Überzeugungsarbeit und Aufklärung leisten müssen. Die drei Gemeinden planen den Kauf der touristischen Infrastruktur der Weissen Arena Bergbahnen AG am Berg. Die Bergbahnen AG soll die Infrastruktur danach in einem langjährigen Vertrag pachten und weiterhin betreiben. Die Stimmbevölkerung wird in einem Monat über diesen Deal entscheiden.

Am Mittwochvormittag um 10 Uhr laden die Gemeindepräsidenten Franz Gschwend (Laax), Christoph Schmid (Flims) und Norbert Good (Falera) im Rockresort in Laax zu einer Medienkonferenz. Mit dabei sind auch Projektleiter Adrian Wolf sowie Reto Gurtner (70), CEO und einer der Hauptaktionäre der Weissen Arena Gruppe. Die Spannung im Vorfeld ist enorm, Fragen gibt es reichlich: Schliesslich geht es um einen der grössten Bergbahnkäufe der letzten Jahrzehnte.

Wie viel wird das die Steuerzahler genau kosten? Die Rede ist von einem dreistelligen Millionen-Betrag, so Insider und Branchenkenner. Wenn die Einwohnerinnen und Einwohner von drei kleinen Bergdörfern über solche Summen entscheiden, wollen sie alle Details zu den Kosten und Pachtzinsen kennen – und über alle möglichen Risiken informiert werden.

Was steckt hinter dem Verkauf?

Auch die Begründung für den Verkauf könnte noch ein paar Erläuterungen gebrauchen. Darüber, dass ausländische Investoren ein Auge auf die Weisse Arena geworfen haben, hat Blick vor über einem Jahr berichtet. Nun heisst es in der Einladung zur Medienkonferenz: Die Gemeinden Flims, Laax und Falera sowie die Weisse Arena Gruppe möchten die touristische Infrastruktur am Berg «einem möglichen Zugriff durch externe Investoren entziehen» und so langfristig sichern. Die Hauptaktionäre der Weissen Arena hätten dies ja eigentlich in der Hand: Einfach nicht an ausländische Investoren verkaufen!

Wäre die Weisse Arena nach wie vor so erfolgreich wie vor einigen Jahren, bestünde dann überhaupt ein Verkaufswunsch aufseiten der Hauptaktionäre? Zur Gruppe gehören neben den Bahnen unter anderem Beherbergungsangebote, eine Immobiliensparte, Gastronomie, Sportgeschäfte. Doch das Bergbahngeschäft ist äusserst kapitalintensiv.

Die Weisse Arena Bergbahnen AG erreichte bei der wichtigen Kennzahl EBITDA im letzten Geschäftsjahr «nur» 24 Prozent. Bereits in den zwei Jahren davor wäre der Wert ohne Verkäufe von Immobilien und Grundstücken ungenügend ausgefallen. Eine Faustregel besagt: Eine Bergbahn muss hier mindestens 35 Prozent erreichen, damit sie genug rentabel ist, um alle künftigen Investitionen zu tätigen.

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