Darum gehts
- Magdalena Martullo-Blocher enttäuscht von Trump wegen Warterei auf Zolltarife
- Trump veröffentlicht Zolltarife vereinzelt auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social
- Ems-Chemie steigerte Gewinn von Januar bis Juni auf 296 Millionen Franken
Magdalena Martullo-Blocher (55) gibt sich gerne als Trump-Versteherin. Doch jetzt vergrault der US-Präsident offenbar auch die Ems-Chefin – mit der Warterei auf definitive Zolltarife.
«Ich bin enttäuscht, weil er nicht endlich handelt», sagt Martullo an der Präsentation der Halbjahresergebnisse ihrer Firma über Donald Trump (79). Der Gewinn von Ems-Chemie stieg von Januar bis Juni leicht auf 296 Millionen Franken. Die Firma bleibt von den US-Zöllen grösstenteils verschont.
Vor ein paar Monaten sprach Martullo noch in anderen Tönen vom US-Präsidenten. Im Interview mit Blick im Februar meinte die SVP-Nationalrätin, dass die Schweiz und die USA eine gute und grosse Zukunft vor sich hätten. Damals verglich sie sich gar mit Donald Trump: «Wir sind ja beide Down-to-Earth-Unternehmer, die auch politisch für ihr Land das Beste wollen.»
Trumps Zoll-Wirrwarr
Seit 7. Juli gibt Trump nun vereinzelt Tarife für einzelne Länder auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social bekannt. Niemand weiss, wann die nächsten Briefe veröffentlich werden. Brasilien unter anderem trifft es mit Zöllen von 50 Prozent besonders hart.
Und die Schweiz muss nach wie vor zittern! Immerhin: In einem Telefongespräch mit «NBC News» tönte Trump an, den meisten Handelspartnern pauschale Zölle von 15 oder 20 Prozent aufzuerlegen. Anfang April kündigte er Zölle von 31 Prozent für die Schweizer Wirtschaft an. Doch Trump verschob die Einführung der definitiven Zolltarife mehrfach. Aktuell zahlen Schweizer Firmen einen Basiszoll von zehn Prozent beim Export in die USA.
In Bundesbern ist man deshalb weiterhin nervös. Dabei behauptet Bundesrätin Karin Keller-Sutter (61) im Interview mit dem Sonntagsblick, einen Zugang zu Trump gefunden zu haben. Sie bezeichnet den US-Präsidenten als sehr respektvoll. Aber obwohl das Gespräch «gut» funktioniert hat, lässt Trump unsere Regierung bisher im Dunkeln.
Ökonom empfiehlt Trump einen Kurs in Volkswirtschaftslehre
Deutliche Worte für den US-Präsidenten findet auch Ökonom Johannes von Mandach: «Vielleicht könnte man ihm einen Erstsemestrigenkurs in Volkswirtschaftslehre ans Herz legen, um ihm zu zeigen, dass internationale Arbeitsteilung kein Übel ist, das es zu bekämpfen gilt, sondern ein zentraler Wohlstandstreiber.»
Wer Importe erschwert wie Trump mit seiner Zollpolitik, bremst gemäss dem Ökonomen am Ende die Kapitalzuflüsse. Denn Länder wie die Schweiz könnten nur in den USA investieren, wenn sie Handelsüberschüsse erzielten. Genau diesen Überschuss nutzt Trump aber als Begründung für seine irren Zolltarife.
Dass Donald Trump die Verkündung der Zölle dermassen zelebriert, überrascht von Mandach nicht: «Es geht weniger um eine langfristige Strategie als um eine kurzfristige Inszenierung.»
Nun wird sich zeigen, wann es mit der Inszenierung weitergeht. Weltweit sollen die Zölle ab 1. August gelten – ausgerechnet dem Schweizer Nationalfeiertag!