Darum gehts
- Slowenien ist für die Schweiz drittwichtigster Handelspartner nach USA und Deutschland
- Pharmaprodukte dominieren den Handel, vor allem durch Novartis-Investitionen
- Handelsvolumen stieg auf über 44 Milliarden Franken im Jahr 2024
Im internationalen Vergleich gehört Slowenien mit seinen gut zwei Millionen Einwohnern und einer Wirtschaftsleistung von knapp 70 Milliarden Dollar zu den Leichtgewichten. Das kleine Alpenland mischt seit ein paar Jahren aber an der Spitze der wichtigsten Partner der Schweiz mit. Die Handelszahlen sind wahrhaftig explodiert.
Noch vor etwas mehr als zehn Jahren tauschten die Schweiz und Slowenien Waren im Wert von mickrigen 400 Millionen Franken aus. 2024 waren es über 44 Milliarden – allein gegenüber dem Vorjahr ist das eine Zunahme von mehr als 60 Prozent, wie Zahlen des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit zeigen. Slowenien ist für die Schweiz also nach den USA und Deutschland der drittwichtigste Handelspartner – vor Frankreich, China und neu auch Italien. Das erstaunt.
Pharma-Produkte machen 99 Prozent aus
Doch wieso ist der kleine Staat auf einmal so wichtig? Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Zu verdanken ist das der Pharmaindustrie. Praktisch der gesamte Warenverkehr mit Slowenien entfällt auf diesen Sektor. Im Jahr 2024 machten pharmazeutische Produkte 99 Prozent der Schweizer Exporte und 97 Prozent der Importe aus – ein Muster, das sich auch in den Vorjahren zeigte.
Der Basler Pharmaproduzent Novartis hat mächtig dazu beigetragen. 2002 hat Novartis die slowenische Firma Lek für 1,3 Milliarden Franken übernommen und weiter stark investiert. Die Generika-Sparte Sandoz, die seit 2023 eigenständig ist, hat Slowenien zu einem grossen internationalen Player in der Generikaproduktion gemacht. In den letzten Jahren sind die Konzerne zudem übergegangen, auch komplexere und teurere Medikamente in Slowenien zu produzieren.
Übrigens: Der rasante Aufstieg der slowenischen Pharmaproduktion veranlasste ein anderes Schweizer Unternehmen dazu, im kleinen Alpenland zu investieren. Das Logistikunternehmen Kühne+Nagel aus Schindellegi SZ hat nur fünf Minuten vom Flughafen Ljubljana ein Pharma-Abwicklungszentrum eröffnet.
154-prozentiger Anstieg im 2025
Wieso aber sind Im- und Exporte so stark angestiegen? Sloweninnen und Slowenen sind nicht häufiger krank als andere Europäer und konsumieren auch nicht im Übermass Schweizer Medikamente. Das Handelsvolumen zeigt eher den Austausch über die Grenzen innerhalb eines internationalen Konzerns. Die Novartis-Medikamente werden schon lange nicht mehr nur in Basel hergestellt. Dafür braucht es beispielsweise Zwischenprodukte, die Firmen im Ausland produzieren. Später wird der fertige Artikel wieder ins Abnehmerland exportiert.
Die US-Zölle scheinen das noch zu verstärken. Im ersten Quartal 2025 sind die Exporte nach Slowenien nochmals um 37 Prozent angestiegen, die Importe aus dem Alpenland sogar um 154 Prozent. US-Präsident Donald Trump (78) verunsichert das Spielfeld für Schweizer Pharmariesen. Slowenien kann dabei als stabiler EU-Standort eine grössere Rolle übernehmen. Das Leichtgewicht wird für die Schweiz also mit grosser Wahrscheinlichkeit noch wichtiger werden.