Darum gehts
- Barcelona begrenzt Kreuzfahrt-Tourismus und schliesst zwei Terminals bis 2030
- Andere Städte wie Nizza und Cannes ergreifen ähnliche Massnahmen
- Täglich kommen 170'000 Touristen nach Barcelona
Die Probleme des Massentourismus im europäischen Süden sind mittlerweile bekannt. Die Hotspots wie Barcelona und Mallorca kämpfen mit Wohnungsnot und Umweltverschmutzung. Besonders im Visier einiger Regierungen: die Kreuzfahrtpassagiere. Sie überrennen die Destinationen und tragen nur wenig zur örtlichen Wirtschaft bei, da sie kein Hotelzimmer brauchen und eher selten ein Restaurant besuchen.
Darum zieht Barcelona die Bremse beim Kreuzfahrt-Tourismus. Zwei der aktuell sieben Terminals für die Megaschiffe werden bis 2030 geschlossen, wie die Stadtverwaltung und die Hafenbehörde am Donnerstag mitteilten. Jaume Collboni (55), Barcelonas Bürgermeister, sprach von einem historischen Entscheid: «Erstmals in der Geschichte der Stadt wird das Wachstum bei den Kreuzfahrtschiffen begrenzt.»
6000 Touris pro Tag weniger
Die Massnahme soll die Anzahl Kreuzfahrt-Touristen reduzieren. In Zukunft sollen nur noch maximal 31'000 Reisende in der Stadt per Schiff ankommen. Bisher sind es 6000 mehr. Für den Umbau nimmt die Stadt ordentlich Geld in die Hand. Mit den budgetierten 185 Millionen Euro sollen drei Anlegestellen abgerissen und ein modernes Terminal aufgestellt werden.
Die Touristenzahlen der katalonischen Hauptstadt sind sowieso absurd. Gemäss der Stadtverwaltung kommen jeden Tag 170'000 Menschen nach Barcelona. Vertreter der Kreuzfahrtindustrie argumentieren derweil, dass ihre Passagiere nicht für die hohen Mieten in der Stadt verantwortlich sind. Der Schaden an der Umwelt durch die Mega-Dampfer ist allerdings unbestritten.
Auch andere Städte ziehen mit
Die spanische Stadt ist nicht die einzige, die den Kreuzfahrt-Tourismus einschränkt. Das französische Nizza hat bereits Massnahmen ergriffen, Cannes will die Anzahl Schiffe ebenfalls senken. In Griechenland müssen Kreuzfahrtpassagiere seit dem 1. Juli eine Ankunftsgebühr bezahlen. Wer auf Mykonos und Santorini von Bord gehen will, bezahlt in der Hochsaison 20 Euro.
Und das wohl berühmteste Beispiel: Die italienische Regierung verbannte grosse Schiffe bereits vor Jahren aus Venedig.
Die Regierungen kommen an vielen Orten den Forderungen der einheimischen Bevölkerung langsam nach. Ende Juni haben in Barcelona erneut zahlreiche Einwohner auf den Strassen gegen den Massentourismus demonstriert. Als Symbol des Widerstands bespritzen sie dabei jeweils Touristen mit Wasserpistolen.