Grossbaustelle vor dem Laden
Zürcher Beck wollte 170'000 Franken von der Stadt – abgeblitzt!

Ellen und Reto Hausammann haben die Stadt Zürich wegen der Folgen einer Baustelle vor ihrer Bäckerei verklagt. 27'000 Kundinnen und Kunden sollen sie deswegen verloren haben. Das Bundesgericht weist die Klage ab. Das Urteil könnte schweizweite Auswirkungen haben.
Publiziert: 18.07.2025 um 12:05 Uhr
|
Aktualisiert: 18.07.2025 um 15:16 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/6
Ellen und Reto Hausammann haben die Stadt Zürich auf 170'000 Franken verklagt.
Foto: PD

Darum gehts

  • Zürcher Bäckerei verliert Entschädigungsklage gegen Stadt wegen Baustelle vor Laden
  • Bundesgerichtsurteil hat schweizweite Auswirkungen auf Gewerbler bei Bauarbeiten
  • Umsatzeinbrüche bis zu 50 Prozent bei Geschäften durch Baustellen vor Läden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Patrik_Berger_Redaktor Wirtschaft Desk_Ringier Blick_1-Bearbeitet.jpg
Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Baustellen vor dem Laden sind schlecht fürs Geschäft. Das wissen Ellen und Reto Hausammann nur zu gut. Die beiden betreiben sieben Bäckereien in Zürich und Umgebung. Sie sind bekannt für ihre frischen Zöpfe, nennen sich schlicht und selbstbewusst «de Zopf-Beck vo Züri». Ihr Geschäft floriert eigentlich. Wegen einer mehrmonatigen Baustelle vor dem Laden an der Universitätsstrasse 88 in Zürich haben sie aber viel Geld verloren.

Zwischen Ende 2018 und Mitte 2019 führte die Stadt Zürich umfangreiche Bauarbeiten durch. Die Folge: Lärm, Staub und ein eingeschränkter Zugang zum Geschäft, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Das schmeckte der Kundschaft nicht, sie blieb aus. Der Zopf-Beck bezifferte den Schaden auf 170'000 Franken, 27'000 Kunden seien ausgeblieben. Die Hausammanns wollten eine Entschädigung von der Stadt. Und zogen den Fall bis vor Bundesgericht.

Starke Einschränkung «zu kurz»

Ihr Argument: Die Bauarbeiten hätten die wirtschaftliche Existenz akut gefährdet. Sie seien länger und gravierender gewesen, als es für ein normales Geschäftsrisiko zumutbar sei. Doch die Lausanner Richter kommen zu einem anderen Schluss. Zwar anerkennen sie, dass Baustellen massive Auswirkungen haben können. Für eine Entschädigung müsse die Beeinträchtigung jedoch mindestens ein halbes Jahr lang andauern, heisst es im Bericht. Im Fall des Zopf-Becks habe die starke Einschränkung aber nur rund drei Monate gedauert – zu wenig für eine Entschädigungspflicht der Stadt.

Das Urteil dürfte schweizweit Strahlkraft haben. Immer wieder schimpfen Gewerbler, wenn vor ihren Geschäften Tramschienen erneuert, Leitungen für die Fernwärme gebaut oder Glasfaserkabel verlegt werden. Ein aktuelles Beispiel: In Basel leidet Velohändler Thomas Ammann (40) unter einer Baustelle vor seinem Laden an der Burgfelderstrasse, wie die «Basler Zeitung» berichtet. Seit 2024 wird gebaut. Ammann ist verzweifelt und fürchtet, bald seinen Angestellten entlassen zu müssen. Die Umsätze sind um 45 Prozent eingebrochen.

Beiz wegen Baustelle für immer zu

Gar um 50 Prozent sind die Umsätze von Fatmir Guci (58) getaucht. Er führt an der Badenerstrasse in Zürich die Bäckerei Oski-Beck. Die Stadt Zürich erneuert Werkleitungen und die Kanalisation. Die Zufahrt mit dem Auto ist kaum mehr möglich. Medienberichte und ein Aufruf von Food-Influencer Noah Bachofen (30) haben den Betrieb schliesslich gerettet. In diesen Tagen ziehen die Bagger nach fast zwei Jahren wieder ab.

Weniger Glück hatte Wirt Mario Medulla. Wegen einer Grossbaustelle vor seiner Trattoria da Mario in Winterthur-Wülflingen ZH musste er schliessen. «Es ging finanziell nicht mehr mit der Baustelle vor dem Haus.» Die Gäste hätten ihn mit dem Auto nicht mehr erreichen können. Es seien immer weniger geworden, irgendwann seien sie ganz ausgeblieben. Die Stadt auf eine Entschädigung verklagt hat der Beizer erst gar nicht. Er schätzte seine Chancen als zu gering ein. Das neuste Bundesgerichtsurteil im Fall Zopf-Beck dürfte ihn darin bestätigt haben. Denn das Urteil zeigt, dass die Hürden für Entschädigungen hoch sind. 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.