Fleisch umetikettiert
So lief der Preis-Bschiss

Da kann einem die Lust auf Fleisch vergehen: Ex-Angestellte der Carna-Center-Filiale in Winterthur ZH sprechen über Etikettentricks, gefährlich offen liegende Elektrik und weitere Schweinereien.
Publiziert: 27.06.2025 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 27.06.2025 um 19:00 Uhr
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Hier wurde gemäss Ex-Angestellten mit 50-Prozent-Klebern getrickst: Carna-Center-Filiale Winterthur.
Foto: Ulrich Rotzinger

Darum gehts

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Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Die Vorwürfe langjähriger Ex-Angestellter wiegen schwer: Über Jahre soll der Ostschweizer Fleischfachverkäufer Carna Center bei Haltbarkeit, Herkunft und Deklaration getrickst haben. Nicht nur bei der Herkunft ist gemäss den Blick-Quellen jahrelang beschissen worden, sondern auch beim Auszeichnen der Ware im Winterthurer Verkaufsladen. «Wir haben die Etiketten nie zu fest draufkleben dürfen, damit man sie leichter abziehen und austauschen konnte», berichtet ein Ex-Angestellter. Was auch immer wieder vorgekommen sei: Bevor Fleisch- oder Wurstwaren in Aktion gingen, sei der Kilopreis stark erhöht worden.

Auf die frisch etikettierte Packung klebte man dann jeweils einen 50-Prozent-Sticker. So habe man die Marge stabil halten können, berichtet ein Beteiligter, und habe damit signalisiert, dass man unschlagbar günstig sei. Keine Chance für die Kundschaft, den Etikettenschwindel zu erkennen, wie beteiligte Ex-Mitarbeitende sagen.

Die Ware sei ordnungsgemäss rabattiert worden, kontert Carna-Center-Anwalt Andreas Meili. «Ein solcher Vorgang würde von uns nie toleriert, da er betrügerisch wäre», beruft sich der Staranwalt auf einen ehemaligen Standortleiter Winterthur. Ehemalige Angestellte, die unter diesem gearbeitet haben, stützen aber die Quellen von Blick.

Neben der diffusen Preispolitik – auch Filiale nicht sauber!

Nebst der Etikettierung berichten Mitarbeitende auch von ekelhaften Zuständen in der Fleischverarbeitung. Mehrfach hätten die Mitarbeitenden in Winterthur die Carna-Chefs darauf aufmerksam gemacht, wie sie versichern.

Eklig: Verschimmelte Ablage unter der Anrichte in der Fleischzubereitung des Carna Centers Winterthur.
Foto: Blick

Blick liegen Aufnahmen von Mai 2023 vor. Sie zeigen Schimmel an den Arbeitsplatten, offene Kabel und Stromanschlüsse, die den Sicherheitsvorschriften widersprechen.

Gefährlich: Offene Elektrik hinter den Kühltruhen in der Filiale des Carna Centers Winterthur.
Foto: Blick

«Solche Mängel sind leider in keinem Nahrungsmittelverarbeitungsbetrieb vollständig vermeidbar. Sie wurden aber immer sofort fachgerecht behoben», sagt der Carna-Center-Anwalt. Blick liegt ein Kontrollbericht des Arbeitsinspektors vom Amt für Wirtschaft und Arbeit Kanton Zürich mit diesen Beanstandungen vor, der fast sieben Monate später Ende November 2023 an einen der Carna-Center-Chefs ging. Viel Zeit verging, nichts wurde gemacht. Kurz darauf musste die Winterthurer Carna-Center-Filiale schliessen.

Was den Kontrolleuren offenbar entging, Mitarbeitende damals aber dokumentierten: Die Winterthurer Filiale hatte auch noch ein Mäuseproblem. Als in den Schubladen mit Fleischgewürzen einmal Mäusekot entdeckt wurde, habe man diese nicht etwa entsorgt: «Auf Geheiss der Carna-Chefs, mussten wir die verkoteten Gewürze sieben und weiterverwenden», sagt ein Beteiligter.

Diese Behauptungen seien falsch, eine Anweisung zum Sieben und Weiterverwenden dieser Mischung habe es nicht gegeben, sagt der Carna-Center-Anwalt. «Es wurde zu keiner Zeit Fleisch verkauft, das nicht in Ordnung war.» Die hygienischen Verhältnisse seien in allen Carna Centern «absolut korrekt gewesen».

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