So wirbt Ricola in den USA
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«Max Throat Care»:So wirbt Ricola in den USA

Firmeninterne Taskforce rotiert
Trumps Zollklatsche bereitet Ricola mehr als Halsschmerzen

Über 40 Prozent des Umsatzes macht Ricola in den USA! Die Zölle von 39 Prozent treffen das Familienunternehmen aus Laufen BL deshalb besonders hart. Notfallszenario ist gar die Herstellung der Kräuterbonbons in den USA. Ob es so weit kommt?
Publiziert: 08.08.2025 um 19:19 Uhr
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Aktualisiert: 09.08.2025 um 08:10 Uhr
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So kennt man die Ricola-Werbung: Voll Schweizern Klischees.
Foto: Ricola

Darum gehts

  • US-Zölle stellen Herausforderung dar für Bonbon-Hersteller Ricola
  • Ricola erwägt Produktion in den USA als mögliches Notfallszenario gegen Zölle
  • Über 40 Prozent des Ricola-Umsatzes werden in den USA generiert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Idyllische Schweizer Berge samt Wasserfall. Ein Bernhardiner vor dem Matterhorn. Und natürlich eine Kuh mit Hörnern und grosser Glocke um den Hals. Die Ricola-Werbung in den USA strotzt nur so vor Schweizer Klischees. Am Ende der berühmte Jodel, begleitet von zwei Alphornbläsern: «Ricolaaaaa!» Diese heile Schweizer Alpenwelt vermittelt die Ricola-Werbung in amerikanischen Medien.

So stellen sich viele Amerikaner wohl auch uns Schweizer vor, wenn sie zum Kräuterbonbon greifen. Bei Walmart könnte die Packung wegen der neuen US-Zölle bald rund 8 Dollar statt bislang 5.50 Dollar kosten. Nach eigenen Angaben ist Ricola Marktführer in den USA. Auch Sängerin und Schauspielerin Ariana Grande (32) ist ein grosser Ricola-Fan.

Die Ricola-Werbung in den USA bedient zahlreiche Schweizer Klischees.
Foto: Screenshot Youtube

Doch momentan mischt ein Störenfried die Schweizer Idylle von Ricola auf. Besser gesagt US-Präsident Donald Trump (79) mit dem Zollhammer von 39 Prozent, der auch für die US-Abnehmer von Ricola-Produkten in den Vereinigten Staaten gilt. Das Unternehmen spielt die Aufregung herunter. «Die US-Zölle stellen für Ricola eine grosse Herausforderung dar», sagt eine Sprecherin auf Anfrage zu Blick. Man sehe «keine Gefährdung der Substanz unseres globalen Geschäfts». Ricola sei kerngesund und zuversichtlich, die Herausforderungen meistern zu können.

Das tönt doch sehr gelassen, wenn man bedenkt, dass Ricola über 40 Prozent des Umsatzes in den USA macht. Zum Vergleich: In der Schweiz sind es gerade einmal 7 Prozent. Wie wichtig die internationale Ausrichtung ist, zeigt auch die Firmensprache: Am Schweizer Firmensitz wird Englisch gesprochen.

Aufruhr am Hauptsitz

Doch Blick weiss: Im Haus Ricola geht es derzeit alles andere als gelassen zu und her. Seit der Verkündung der 39 Prozent am 1. August herrscht grosse Unruhe am Hauptsitz in Laufen BL. Sie dürfte sich mit der definitiven Einführung der Zölle am 7. August noch verstärkt haben.

Bereits nach Bekanntgabe der drohenden Zölle von 31 Prozent am «Liberation Day» im April rief Ricola-Chef Thomas P. Meier (54) eine «Tariffs-Taskforce» ins Leben, weiss die «Handelszeitung». Gemeinsam erarbeiteten der Chef, der Finanzchef, der Supply-Chain-Verantwortliche sowie die Regionalchefs aus den USA verschiedene Lösungsszenarien.

Ricola made in USA?

Eine mögliche Lösung: einen Teil der Produktion der Kräuterbonbons nach Übersee zu verlagern! Hersteller in den USA könnten die Dragees mit dem Kräuterextrakt aus der Schweiz herstellen. «Aber das ist nicht unsere Intention. Das ist höchstens ein Notfallszenario», sagte Ricola-Chef Meier Ende Mai zur «Bilanz».

Dazu die Sprecherin heute: «Der Aufbau eines neuen Produktionsstandorts in den USA würde Jahre dauern. Kurzfristig ist also eine Produktion in den USA so oder so kein Thema.» Allerdings: Was mittel- oder langfristig passiert, lässt die Kommunikationschefin offen.

Bereits heute werden die Ricola-Bonbons in den USA abgepackt. Sie kommen über den Seeweg in 800-Kilogramm-Säcken dorthin. Ricola bestätigt, dass das Unternehmen aktuell mit den US-Kunden über Preisanpassungen spricht und, wo möglich und sinnvoll, «Kosten in der Lieferkette einsparen» will. Am Schweizer Firmensitz soll auch in Zukunft nicht gerüttelt werden.

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