Darum gehts
- Blick-Leser bucht Flüge bei Opodo, sitzt nun auf zu vielen Tickets und einer unerwünschten Mitgliedschaft
- Er fühlt sich betrogen, warnt vor Opodo und kämpft um eine Kündigung der Mitgliedschaft
- Ursprünglicher Preis von 730 Franken sollte auf 1256 Franken für zwei Personen steigen
Ferienstimmung kommt bei Raymond Simmen (44) aus Pfäffikon SZ gerade nicht auf: Er hat beim Ticketportal opodo.ch Flüge von Zürich nach Dubrovnik (Kroatien) gebucht und sitzt nun auf zu vielen Flügen und einer ungewünschten Clubmitgliedschaft. Er fühlt sich übers Ohr gehauen. «Lasst die Finger von Opodo», warnt er.
Was ist passiert? Simmen, Mitinhaber einer Treuhandfirma in Rapperswil SG, suchte für sich und seinen Partner günstige Flugtickets und landete bei Opodo. Trotz .ch-Domain gehört das Unternehmen zum spanischen Reisekonzern E-Dreams Odigeo.
Dort fand er Flüge mit Croatia Airlines – hin am 25. Juli und zurück am 10. August – für 365 Franken pro Person. Wobei der eigentliche Tarif laut Opodo 415 Franken betragen würde – die 365 Franken gälten nur für Prime-Mitglieder. «Da es hiess, dass die Prime-Mitgliedschaft innert 15 Tagen widerrufbar ist, schloss ich ein Testabo ab und buchte zum tieferen Preis», sagt Simmen.
Unklarheit über den Status der Buchung
Er erhielt daraufhin ein Mail, wonach die Buchung erfolgreich war, Opodo jedoch noch «Details finalisieren» müsse. Die definitive Bestätigung komme innert der nächsten 24 Stunden, hiess es.
Zwei Stunden später erhielt er ein weiteres Mail von Opodo. Auf Französisch. Mit der Bitte um eine Bestätigung der Buchung. Jetzt aber zu einem Preis von 628 Franken pro Person. Der neue Gesamtpreis läge somit statt bei 730 Franken bei 1256 Franken – eine Differenz von 72 Prozent!
«Das haben wir natürlich nicht angenommen», berichtet Simmen. Da er davon ausging, dass die Buchung nicht zustande gekommen war, kündigte er schriftlich das Prime-Abo und suchte nach Alternativen. Bei Ebookers fand er denselben Flug an denselben Daten und zahlte 920 Franken für zwei Tickets.
Am folgenden Tag kam von Opodo aber ein weiteres Mail: die Bestätigung der Buchung, zum ursprünglichen Preis von 730 Franken für zwei Personen. Simmen sass nun auf vier Tickets! «Ich habe mich sogleich an Opodo gewendet, um das Missverständnis zu klären und um sicherzustellen, dass ich nicht weiter Prime-Mitglied bin», sagt Simmen. Denn die Mitgliedschaft koste ihn 75 Euro pro Jahr.
Abo-Mitgliedschaft lässt sich kaum kündigen
Doch es folgte ein Spiessrutenlauf. Die Abo-Kündigung wurde zwar quittiert, aber nicht bestätigt. Seine E-Mails wurden retourniert, teils als Fehlermeldung. Der Chatbot half nicht weiter. Als Simmen endlich einen Opodo-Mitarbeiter ans Telefon bekam, sagte dieser, er sei von der falschen Abteilung, und leitete Simmen an die Prime-Abteilung weiter, wo niemand abnahm.
«Die versprochene unkomplizierte Abo-Kündigung innert 15 Tagen ist unmöglich», regt sich der Leser auf.
Von Blick mit dem Fall konfrontiert, klingt es bei einer Opodo-Sprecherin anders: Die Anweisungen zur Kündigung über die App oder telefonisch seien nicht befolgt worden, und innerhalb der 15-tägigen Testphase sei kein Kündigungsversuch verzeichnet worden. «Deshalb wurde das Probeabo automatisch in ein kostenpflichtiges Abonnement umgewandelt.» Sie räumt lediglich ein, dass eine spätere Buchungsbestätigung irrtümlich einen Preis in Euro statt in Franken auswies. Als «Entgegenkommen» werde Opodo nun Simmen dennoch die volle Prime-Abonnementgebühr erstatten.
Der Treuhänder kann nur den Kopf schütteln. Er hat sich damit abgefunden, dass das Geld für die beiden Opodo-Tickets weg ist.
Erschwerung der Kündigung ist in der Schweiz verbreitet
«Wir hätten vorsichtiger sein müssen», sagt Simmen resigniert. Ein Blick auf Bewertungsportale wie Tripadvisor und Trustpilot zeigt schnell, dass schon viele andere Kundinnen und Kunden schlechte Erfahrungen mit Opodo oder E-Dreams gemacht haben.
In der Schweiz kam es aber, anders als in Deutschland oder Österreich, noch zu keinem Verfahren gegen Opodo. Laut dem Zürcher Rechtsanwalt Martin Steiger (46) machen die meisten Konsumentinnen und Konsumenten die Faust im Sack, weil sich rechtliche Schritte kaum lohnen: «In der Schweiz ist es leider bei verschiedenen Unternehmen Praxis, dass sie es den Kunden schwierig machen, zu kündigen.»