Digitalaffiner Aktientreiber
Wie der neue Raiffeisen-CEO Gabriel Brenna tickt

Der neue Chef der Raiffeisen kommt von der Liechtensteinischen Landesbank (LLB). Mit der Personalie von Gabriel Brenna setzt die Bankengruppe ein Zeichen für einen neuen Wachstumskurs.
Publiziert: 11.06.2025 um 18:17 Uhr
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Aktualisiert: 11.06.2025 um 19:12 Uhr
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Gabriel Brenna übernimmt ab Dezember die Leitung der Raiffeisen Schweiz.
Foto: Salvatore Vinci salvatorevinci.com

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Holger Alich
Handelszeitung

Das Timing wurde erwartet, der Name nicht: Am Freitag erfolgt die Generalversammlung der Raiffeisen Schweiz, und auf diesen Anlass hin will der Verwaltungsrat endlich einen neuen CEO präsentieren. Entgegen vielen Erwartungen wird es ein Externer, wie die Bank am Mittwochmorgen mitgeteilt hat: Gabriel Brenna, der derzeit die LLB in Liechtenstein leitet. Er fängt Anfang Dezember in St. Gallen an. Damit wird ein Manager die zweitgrösste Bankengruppe der Schweiz leiten, der zu Beginn seiner Laufbahn eigentlich kein Banker werden wollte, sondern Handychips entwickelte.

Mit der Wahl eines externen Kandidaten zieht der interne Frontrunner, Interims-Chef Christian Poerschke, den Kürzeren: Er hatte nach dem abrupten Abgang von Heinz Huber im Dezember den Posten des CEO bei der zweitgrössten Bankengruppe übergangsweise übernommen und sich Hoffnungen darauf gemacht, den Job dauerhaft übernehmen zu dürfen. Nun tritt Poerschke wieder als Finanzchef ins zweite Glied zurück.

Neuer Chef für neue Impulse

Der Verwaltungsrat unter der Leitung von Thomas Müller hofft mit der Wahl eines Kandidaten von aussen auf frischen Wind für die zweitgrösste Bankengruppe der Schweiz: «Der Verwaltungsrat der Raiffeisen Schweiz setzt mit der Ernennung von Gabriel Brenna auf neue Impulse für die kommende Strategieperiode», heisst es in der Medienmitteilung. Brenna, doktorierter ETH-Elektroingenieur, soll quasi die zweitgrösste Bankengruppe mit neuen Ideen und Wachstumsimpulsen verdrahten. Die Regentschaft von Heinz Huber wurde eher als bleiern erlebt, zuletzt wurde sie ausserdem von Pannen überschattet.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde erstmals im Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

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Frischen Wind hat Brenna auf jeden Fall schon der LLB gebracht. Die Schweizer Bankentochter Bank Linth integrierte er vollständig in die LLB, der traditionsreiche Name wurde gekübelt und in «LLB Schweiz» geändert. In Zürich und St. Gallen wurden neue Standorte eröffnet. In Zürich zog die LLB Schweiz zudem an die prestigeträchtige Bahnhofsstrasse – auch eine Art Kampfansage an ZKB, UBS und Co. «Gerade im Geschäft mit externen Vermögensverwaltern und im Firmenkundengeschäft sehen wir noch gute Wachstumschancen», hatte Brenna im Interview mit der Handelszeitung Anfang 2024 erklärt.

In Deutschland eröffnete Brenna gleich drei Standorte und wagte mit der Liechtensteinischen Landesbank, die zum Grossteil dem Fürstentum gehört, im Private Banking die Auslandsexpansion. 

LLB mit erfolgreicher Digitaltochter

Brenna ist digitalaffin. Im Unterschied zur Raiffeisen wagte er die Gründung einer eigenen Onlinebank namens Willbe, die vor allem in Deutschland zinshungrige Sparer mit Tagesgeldkonten erfolgreich anlockte. Jüngst sprang die Onlinebank auf den Hype um Gold auf und bietet deutschen Kundinnen und Kunden an, über Willbe physisches Gold zu kaufen, das in Liechtenstein in Tresoren liegt. Auf Wunsch können die Kunden das Gold dort abholen.

Die neue Strategie für die LLB für die Jahre ab 2022 nannte er etwas kryptisch «ACT-26» – die Abkürzung steht für «Accelerate and Transform». Bei der Wahl des Namens mag seine Vergangenheit als McKinsey-Partner durchgeschimmert haben. Aber im persönlichen Auftreten ist Brenna nicht der Besserwisser von der Consulting-Bude, sondern tritt reflektiert und zugänglich auf. Er selbst weiss um den Ruf seines früheren Arbeitgebers, will die Zeit dort aber nicht missen: «Bei McKinsey lernt man extrem viel, beruflich ist das eine Lebensschule, die man so nirgendwo anders bekommt.»

Rekordergebnisse in 2024

Und die Ergebnisse seines Wachstumskurses bei der LLB können sich sehen lassen: 2025 erzielte die Bank mit 167,2 Millionen Franken das beste Konzernergebnis seit 15 Jahren. Das Geschäftsvolumen lag erstmals in der Unternehmensgeschichte über 110 Milliarden. Auch die Kundenvermögen lagen Ende 2024 mit 97 Milliarden Franken auf einem Allzeithoch. Die Expansion hinterliess indes Spuren bei den Kosten: Die Cost-Income-Ratio stieg von 64,3 auf 66,4 Prozent. 

Für die Aktionäre hat Brenna geliefert: Die Aktie legte in seiner Amtszeit um über 50 Prozent zu. Bei der LLB übernimmt jetzt ad interim der CFO Christoph Reich das Ruder. 

Mit der Leitung der Raiffeisen Schweiz bekommt der 51-jährige Brenna nun die Führung einer für die Schweiz systemrelevanten Bank, die in ganz anderen Dimensionen als die LLB unterwegs ist: 2024 erwirtschafte die Raiffeisen einen Gruppengewinn von 1,2 Milliarden Franken – dieser lag indes 13 Prozent unter dem Vorjahreswert, weil die Zinsen wieder gesunken waren.

Das strategische Dilemma der Raiffeisen Schweiz ist, dass die Bankengruppe sehr stark vom Zinsergebnis und hier vor allem vom Hypothekengeschäft abhängt. In der Ära Huber konnte die Bank ihre Stellung in der Vermögensverwaltung zwar ausbauen, aber das Potenzial scheint hier nicht voll ausgeschöpft.

Chancen nach dem Aus der CS

Nach dem Verschwinden der Credit Suisse erkannte die Raiffeisen auch ihre Chance im Firmenkundengeschäft. 2024 konnte die Bankengruppe mehr als 5000 neue Firmenkunden gewinnen. In diesen beiden Feldern dürfte auch Brenna Gas geben wollen.

Probleme hat die Bankengruppe aber in Sachen Digitalisierung: Die neue Super-App, in welcher die Bank alle Funktionen vereinen wollte, wurde kurz vor dem Start im November gestoppt. Auch das neue Erlebnisportal ist noch nicht fertig. Laut internen Quellen gäbe es drei teure Projekte, die zwischen Baum und Borke hängen würden und bei denen nun entschieden werden müsse, ob man sie stoppt oder weiterführt. 

Die Raiffeisen-Banken hätten indes lieber einen der ihren als neuen CEO gesehen. Die Gruppe mit ihren 218 selbstständigen Banken ist Governance-mässig nicht leicht zu führen. Ex-Chef Huber wurde vorgeworfen, er habe sich in St. Gallen verschanzt und sei zu wenig bei den Mitgliedsbanken gewesen. 

Brenna muss nun die Mitgliedsbanken überzeugen, dass er der Richtige ist, um der zweitgrössten Bankengruppe eine neue Dynamik zu verpassen. Der Zeitpunkt scheint günstig, denn derzeit läuft die Integration der CS Schweiz in die UBS, und hier dürften viele Kunden nach einer neuen Bankheimat suchen. Ein voll funktionierendes Digitalangebot ist dabei das Mindeste, was die Raiffeisen hier bieten muss.

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