Darum gehts
- Grippe und Corona: Experten erklären Risiken und Impfempfehlungen für den Herbst 2025
- Immunität gegen Corona nähert sich der Situation bei normalen Erkältungen an
- XFG-Variante dominiert mit über 80 Prozent der Viruslast in Schweizer Abwässern
Mit dem Herbst kehren Husten und Schnupfen zurück. Pünktlich zur kalten Jahreszeit steigt auch die Aktivität des Coronavirus in der Schweiz wieder deutlich an, flankiert von der anrollenden Grippewelle, die zwischen November und Januar ihren Höhepunkt findet.
Blick hat mit den Immunologen Martin Bachmann (57), Leiter der Abteilung Immunologie am Inselspital, und Onur Boyman (50), Direktor der Klinik für Immunologie am Universitätsspital Zürich, gesprochen. Sie klären die wichtigsten Fragen zu Infektionsschutz, Langzeitfolgen und den empfohlenen Impfungen im Herbst 2025.
Brauche ich eine Grippeimpfung, wenn ich gerade erst eine Grippe hatte?
Dies hängt davon ab, ob die Infektion tatsächlich durch Influenzaviren verursacht wurde und ob der Körper ausreichend Antikörper gebildet hat. «Wenn man nachweislich die echte Grippe hatte und der Immunschutz gut ist, ist eine Impfung in der Regel nicht notwendig», erklärt Onur Boyman. Weniger klar ist der Fall, wenn die vorherige Erkrankung nur eine Erkältung durch andere zirkulierende Viren war oder man nur eine leichte Infektion hatte und der Immunschutz möglicherweise nicht ausreicht. In unklaren Fällen sollte man stets ärztlichen Rat einholen, um den individuellen Nutzen der Impfung gegen mögliche Nachteile abzuwägen. Besonders wenn man zur Risikogruppe gehört oder Kontakt zu dieser Gruppe hat, kann eine zusätzliche Impfung vorteilhaft sein, um einen sicheren Schutz zu gewährleisten.
Muss ich den Impftermin verschieben, wenn ich leicht angeschlagen bin?
Ein Impftermin sollte verschoben werden, wenn leichte grippale Symptome vorliegen und der Verdacht auf eine beginnende Infektion besteht. Fühlt man sich lediglich aus nicht-infektiösen Gründen erschöpft, besteht kein Grund, die Impfung zu verschieben.
Ist es normal, sich nach der Impfung etwas krank zu fühlen?
Onur Boyman erklärt: «Ja, es ist normal. Das liegt an den Hilfsstoffen (Adjuvantien) im Impfstoff, die das Immunsystem aktivieren. Diese Aktivierung führt dazu, dass das Immunsystem bestimmte Botenstoffe, sogenannte Zytokine, ausschüttet. Es sind diese Botenstoffe, die Symptome wie ein fiebriges Gefühl verursachen. Dieser Prozess ist notwendig, damit das Immunsystem einen guten Schutz – bestehend aus Antikörpern und T-Zellen – gegen den eigentlichen Erreger aufbauen kann.»
Wer sollte sich gegen Corona und Grippe impfen lassen?
«Ich rate grundsätzlich zur Impfung für besonders verletzliche Gruppen: Menschen mit Vorerkrankungen sowie Personen, die Kontakt mit Risikogruppen haben, sollten eine Impfung in Betracht ziehen», sagt Immunologe Martin Bachmann. Heute muss sich eine Person, die gesund ist, bereits gegen Corona geimpft und/oder die Infektion gehabt hat, laut Onur Boyman nicht mehr gegen Corona impfen lassen.
Bei der Grippe ist es ähnlich. «Wenn Sie 65 Jahre und älter sind, dann empfehle ich Ihnen, sich gegen die Grippe impfen zu lassen, um schwere Lungeninfekte zu vermeiden», so Onur Boyman. Junge, gesunde Menschen sollten sich impfen lassen, wenn sie vulnerable Personen in ihrem Umfeld schützen wollen. «Die Impfung ist unbedenklich, und sie schadet sicher nicht», sagt Martin Bachmann.
Gemäss Boyman sollte die Wirksamkeit der aktuellen Grippeimpfstoffe ähnlich gut wie bei früheren sein.
Kann man sich gleichzeitig gegen Grippe und Corona impfen lassen?
Grundsätzlich ja. Boyman rät jedoch, etwa ein bis zwei Wochen zwischen den beiden Impfungen verstreichen zu lassen. Der Grund dafür ist, dass gewisse Impfstoffe Hilfsstoffe enthalten, die Nebenwirkungen verursachen können. Werden beide Impfungen gleichzeitig verabreicht, können sich die Nebenwirkungen verstärken.
Mitte Oktober begann in den Schweizer Apotheken offiziell die Grippe-Impfsaison. Ein Schutz durch die Impfung ist besonders wichtig für Risikogruppen, um schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden. Dazu gehören Menschen über 65, Schwangere, Säuglinge sowie Personen mit geschwächtem Immunsystem. Der volle Impfschutz setzt nach rund zwei Wochen ein und reduziert das Erkrankungsrisiko bei den meisten Menschen um 70 bis 90 Prozent, wobei milde Nebenwirkungen auftreten können. Die Impfung ist freiwillig und kostet rund 40 Franken. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten nur für Menschen über 65 Jahren oder Personen mit geschwächtem Immunsystem. Vom 10. bis 15. November 2025 wird erstmals eine «Nationale Impfwoche» mit einem niederschwelligen Angebot für Impfungen gegen Grippe, Covid-19 und RSV in Arztpraxen und Apotheken durchgeführt.
Mitte Oktober begann in den Schweizer Apotheken offiziell die Grippe-Impfsaison. Ein Schutz durch die Impfung ist besonders wichtig für Risikogruppen, um schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden. Dazu gehören Menschen über 65, Schwangere, Säuglinge sowie Personen mit geschwächtem Immunsystem. Der volle Impfschutz setzt nach rund zwei Wochen ein und reduziert das Erkrankungsrisiko bei den meisten Menschen um 70 bis 90 Prozent, wobei milde Nebenwirkungen auftreten können. Die Impfung ist freiwillig und kostet rund 40 Franken. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten nur für Menschen über 65 Jahren oder Personen mit geschwächtem Immunsystem. Vom 10. bis 15. November 2025 wird erstmals eine «Nationale Impfwoche» mit einem niederschwelligen Angebot für Impfungen gegen Grippe, Covid-19 und RSV in Arztpraxen und Apotheken durchgeführt.
Ist Corona «nur noch» eine normale Grippe?
Boyman erklärt, eine Influenza-Infektion (echte Grippe) könne schwer verlaufen. Normale, durch saisonale Viren verursachte Erkältungen mit grippalen Symptomen (oft Grippe genannt) unterscheiden sich von Corona dadurch, dass die Bevölkerung bereits eine gute Grundimmunität aufgebaut hat. Diese bremst das Virus, weshalb man in der Regel nur geringfügig erkrankt. Dem Experten zufolge nähert sich Corona dieser Situation nun immer mehr an. Dies liegt daran, dass die gesamte Bevölkerung zunehmend eine Immunität gegen die verschiedenen Corona-Formen entwickelt hat.
Schützt mich eine durchgemachte Corona-Infektion noch ausreichend?
Einfach ausgedrückt, so Experte Boyman, hält der Schutz gegen Corona nach einer Infektion oder Impfung bei Gesunden eigentlich ein Leben lang. Diese Antwort hat jedoch einen Haken: Der aufgebaute Schutz richtet sich immer nur gegen die konkrete Virusvariante (etwa Variante A) der Infektion oder Impfung. Bei erneutem Kontakt reagiert das Immunsystem schneller und bremst die Ausbreitung. Problem bei neuen Varianten: Verändert sich das Virus leicht (zu Variante A2) oder stark (zu Variante B), wirkt der Schutz nur teilweise. Er dämpft die Krankheit zwar, schützt aber nicht mehr so effektiv wie gegen die ursprüngliche Variante A.
Wie stark sind die aktuellen Varianten von Corona verbreitet?
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bestätigt, dass die Aktivität des Coronavirus wieder ansteigt: «Die Viruslast von SARS-CoV-2 im Abwasser hat in den letzten Wochen zugenommen. Auch im obligatorischen Meldesystem werden seit Anfang August 2025 wieder mehr Fälle gemeldet.» Die XFG-Variante dominiert die aktuelle Welle. Sie ist für über 80 Prozent der gesamten Viruslast in den Schweizer Abwässern verantwortlich.
Kann ich nach einer durchgemachten Infektion Long Covid bekommen?
Das Risiko dafür ist für Menschen ohne Vorerkrankungen laut Immunologe Boyman deutlich tiefer als in den vorherigen Jahren. «Damals hatte die Bevölkerung noch keine Immunität gegenüber dem Coronavirus, da die Impf- und Infektionsraten noch nicht so hoch waren wie heute. Dementsprechend war das Risiko für Long Covid gross.» Wer trotzdem aufpassen sollte: Menschen mit Vorerkrankungen wie Immundefekten, etwa Antikörpermangelzuständen, schweren Allergien oder entzündlichen Erkrankungen, oder Personen, die bereits Long Covid hatten.
Wie gut sind wir in der Schweiz gegen Corona geimpft?
«Gegen Corona sind wir in der breiten Bevölkerung sehr gut geschützt, entweder durch Impfung und/oder Infektion. Nur Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen oder Immunproblemen sind stärker gefährdet, und das gilt nicht nur für Corona, sondern auch für andere Viren», so Onur Boyman.