Darum gehts
- Dollar erlebt historischen Zerfall. Auswirkungen auf Schweizer Wirtschaft und Kleinanleger
- Schwäche des Dollars durch Trumps Politik und Rezessionsängste in Amerika
- Seit Jahresbeginn hat der Dollar über 10 Prozent gegenüber Leitwährungen verloren
Der Dollar erlebt gerade einen historischen Zerfall: Seit Jahresbeginn hat die US-amerikanische Währung über 10 Prozent gegenüber anderen Leitwährungen wie Euro, Yen, Pfund oder Franken eingebüsst. Damit erlebt die Weltwährung schlechthin das schwächste erste Halbjahr seit 1973. Anfang Woche ist der Dollar sogar unter die 80-Rappen-Marke gefallen – der tiefste Kurs seit 2011. Aktuell gibts für einen Dollar 0.793 Franken.
Die Schwäche des «Greenbacks» – so wird der Dollar auch genannt – hat auch direkte Auswirkungen auf die Schweiz und auf dich. Wir beantworten die drängendsten Fragen:
Warum wird der Dollar gerade schwächer?
Das Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft ist geschwächt. Drei Gründe sind zentral: Die Zollpolitik von Donald Trump (79), die von den meisten Ökonomen als schädlich für die heimische als auch für die Weltwirtschaft eingestuft wird. Die Rezessionsängste in Amerika, nachdem die US-Wirtschaft im ersten Quartal um 0,3 Prozent geschrumpft ist. Und das grosse Defizit des Staatshaushaltes, das gemäss Prognosen noch grösser wird – insbesondere auch wegen des neuen Steuergesetzes, das Trump durch den Kongress bringen will.
Warum schadet Donald Trump dem Dollar?
Für die USA hat ein schwacher Dollar auch gewisse Vorteile: Er macht US-Exporte wettbewerbsfähiger, weil amerikanische Produkte im Ausland günstiger werden. Das kann das Handelsbilanzdefizit verringern – ein zentrales Anliegen von Trump. Und für den US-Präsidenten fast noch wichtiger: Die immensen Schulden Amerikas, die Trump mit dem geplanten Steuergesetz noch weiter aufblähen wird, werden mit einem schwachen Dollar dank Inflationseffekten wohl günstiger. Beobachter spekulieren über «Trumps Geheimplan». Es ist möglich, dass sich das Weisse Haus über das historisch schlechte Abschneiden der heimischen Währung freut.
Was sind die Auswirkungen für die Schweizer Wirtschaft?
Die Mischung aus einem starken Franken und einem schwachen Dollar sind für die exportorientierte Schweizer Wirtschaft toxisch. Schweizer Produkte – etwa Uhren, Maschinen oder Pharmazeutika – werden in den USA und auf dem Weltmarkt teurer und verlieren damit an Konkurrenzfähigkeit. Besonders hart trifft es Firmen, die viele Umsätze in den USA machen, wie beispielsweise Novartis, Richemont oder Sika. Auch für die Schweizer Nationalbank (SNB) wird die Lage komplizierter – denn ein starker Franken gegenüber dem Dollar erschwert die Deflationsbekämpfung. Die SNB könnte gezwungen sein, die Zinsen noch weiter zu senken. Da wir bereits Nullzinsen haben, drohen der Schweiz in diesem Szenario Negativzinsen früher als später.
Was bedeutet das für Ferien in den USA?
Für Schweizer Touristen sind Amerika-Ferien in diesem Sommer so günstig wie seit Jahren nicht mehr. Einerseits zeigt sich das bei den Flügen über den Atlantik: Mit der Swiss gehts in der Hochsaison im Juli schon für unter 500 Franken nach Los Angeles, San Francisco oder New York. Andererseits sind Hotelübernachtungen, Essen oder sonstige Aktivitäten vor Ort aufgrund des Wechselkurses günstiger für Schweizerinnen und Schweizer.
Welche Auswirkungen hat das für dich als Kleinanleger?
Wenn du in US-Aktien oder Aktienfonds investiert hast, wirkt sich der schwache Dollar direkt auf dein Portfolio aus – selbst wenn die US-Börsen steigen. Obwohl die amerikanischen Indizes wie der Dow Jones oder Nasdaq sich nach Trumps Zollhammer im April erholt haben, schmelzen die Renditen gerade dahin. Ein Zahlenbeispiel: Wenn eine US-Aktie in deinem Portfolio um 5 Prozent steigt, der Dollar aber im gleichen Zeitraum um 10 Prozent gegenüber dem Franken verliert, dann fährst du ein Minus von 5,5 Prozent ein. Wer breit diversifiziert ist, muss sich indes weniger grosse Sorgen machen.
Warum ist der Dollar die Weltwährung?
Der US-Dollar ist seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die dominierende Währung im globalen Handel. Über 60 Prozent der weltweiten Devisenreserven liegen in Dollar. Rohstoffe wie Öl oder Gold werden fast ausschliesslich in Dollar gehandelt. Der Grund: Die USA stellen mit Abstand den grössten und liquidesten Finanzmarkt der Welt und das Vertrauen in das System war jahrzehntelang gross. Viele Länder halten Dollar als Rücklage, internationale Geschäfte werden oft in Dollar abgewickelt. Der «Greenback» ist damit weit mehr als nur eine Landeswährung.
Könnte der Dollar als Weltwährung abgelöst werden?
Kurzfristig ist das nicht realistisch – mittel- bis langfristig aber nicht ausgeschlossen. Der Euro und der chinesische Yuan gelten als mögliche Alternativen, doch beide haben Schwächen. Die Brics-Länder (Brasilien, Russland, Indien, Iran, Äthiopien, China, Südafrika) diskutieren aktuell über eine eigene, gemeinsame Währung, analog zum Euro. Und diese soll dann auch den Dollar als Weltwährung herausfordern.