USA vor Rezession – aber Bitcoin legt stark zu
Steht die US-Wirtschaft vor der grossen Krise? Zumindest die am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturdaten deuten darauf hin: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA ist in den ersten drei Monaten 2025 gegenüber der Vorjahresperiode um 0,3 Prozent geschrumpft. Es ist der grösste BIP-Rückgang seit dem ersten Quartal 2022. Dass die US-Wirtschaft nun zurückgegangen ist, kommt einigermassen überraschend. Viele Ökonomen hatten im Vorfeld mit einem Wachstum gerechnet.
Von dieser Hiobsbotschaft – und zu weiten Teilen auch von Donald Trumps (78) Strafzöllen – unbeeindruckt zeigen sich die Kryptowährungen. Allen voran der Bitcoin! Die führende Digitalwährung stieg in den letzten 24 Stunden um knapp 4 Prozent und steht aktuell bei 97'200 Dollar. Das ist der höchste Stand seit Februar. Gut möglich, dass die 100'000-Dollar-Marke bald wieder überschritten wird.
Bemerkenswert: Allein im Monat April hat der Bitcoin-Kurs um 17 Prozent zugelegt – währenddessen die grossen US-Indizes stark verloren haben. Wegen Trumps Handelsstreit. Warum der Bitcoin deutlich besser als die Börsen performt, erfährst du hier.
Schweizer Aktien sind ab sofort wieder in Europa handelbar
Vor sechs Jahren hat die EU die Börsenäquivalenz auslaufen lassen. Der Bundesrat reagierte im gleichen Jahr und schloss die EU-Länder vom Schweizer Aktienhandel aus. Doch der Streit ist nun beigelegt: Per 1. Mai 2025 steht die EU nicht mehr auf der Börsenschutz-Liste der Schweiz. Dies hatte der Bundesrat Ende Dezember beschlossen. Die EU habe inzwischen die entsprechenden rechtlichen Grundlagen revidiert, deshalb sei diese Massnahme nicht mehr notwendig, so die Begründung.
Weil am 1. Mai an viele europäische Börsen noch geschlossen sind, gehts erst am morgigen Freitag so richtig los. Laut dem Branchenportal «boerse-online.de» könnte es gar einen kleinen Run auf Schweizer Aktien geben – es besteht in Europa offenbar Nachholbedarf. Schweizer Börsenexperten rechnen hingegen nicht mit steigenden Kursen, wie «20 Minuten» berichtet.
Bittere Pille für Trump – BIP schrumpft überraschend
Am Mittwoch folgt die nächste Hiobsbotschaft: Die US-Wirtschaft hat deutlich an Fahrt verloren und ist im ersten Quartal des Jahres überraschend geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel in den ersten drei Monaten annualisiert um 0,3 Prozent, wie das Handelsministerium laut einer ersten Schätzung mitteilte. Eigentlich war ein Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent erwartet worden. Die US-Börsen eröffneten daraufhin mit einem Minus von 1 bis 2,3 Prozent. Was bedeuten die Bad-News aus Übersee? Wir beantworten hier die wichtigsten Fragen.
Trump geigt Amazon-Gründer Bezos in Telefonat die Meinung
Jeff Bezos (61) hat Donald Trump (78) verärgert. Und zwar so richtig. Gemäss Medienberichten wollte Amazon in den USA neu transparent ausweisen, um wie viel die Trump-Zölle den Preis verteuern. Und das bei jedem einzelnen Kauf. Ein symbolischer Akt – mit politischer Sprengkraft. Trump-Sprecherin Karoline Leavitt sprach am Montag von einem «feindlichen und politischen Akt» (siehe Ticker-Eintrag weiter unten).
Jetzt hat der US-Präsident reagiert. Und kurzerhand zum Telefonhörer gegriffen, um Amazon-Gründer Bezos die Leviten zu lesen. Das berichtete CNN. Trump bestätigt am Dienstagabend und sagt: «Jeff Bezos war sehr nett. Er war grossartig.» Und weiter: «Er hat das Problem sehr schnell gelöst. Guter Typ.»
Auch Amazon selbst rudert mittlerweile zurück: «Das wurde nie für die Hauptseite von Amazon in Betracht gezogen und ist auf keiner Amazon-Plattform umgesetzt worden», so ein Sprecher gegenüber CNN.
Die Wogen zwischen Trump und Bezos scheinen nach dem Telefonat wieder geglättet zu sein. Amazon hat nachgegeben. Überraschend kommt das nicht: Bezos hatte sich zuletzt Trump angenähert, den Kurs seiner linksliberalen «Washington Post» geändert und auch Trumps Amtseinführung am 20. Januar in Washington beigewohnt.
UBS-Aktie nach Quartalszahlen im Plus
Am Mittwochmorgen präsentierte die UBS ihre Zahlen für die ersten drei Monate im Jahr 2025. Obwohl der Gewinn um 3,6 Prozent eingebrochen ist, übertrifft die Grossbank die Markterwartungen. Das spediert das UBS-Papier an der Börse nach oben. Kurz nach Börsenstart steht die Aktie bei plus 1,5 Prozent im grünen Bereich.
Insgesamt beläuft sich der Gewinn auf 1,7 Milliarden Dollar. Die Integration der Credit Suisse soll weiterhin gut vorankommen. Chef Sergio Ermotti zeigt sich zuversichtlich: «Während wir mit der Umsetzung der nächsten entscheidenden Phase der Integration beginnen, bin ich weiterhin zufrieden mit den erheblichen Fortschritten, die wir bislang erzielt haben», liess er sich in der Mitteilung zitieren.
Nach 100 Tagen: Miserable Börsen-Bilanz für Trump
Nach seinem Wahlsieg im November hatte Donald Trump (78) die Wall Street besucht – und wurde feierlich empfangen. Die Euphorie über den neuen US-Präsidenten dürfte inzwischen aber verflogen sein. Nach den ersten 100 Tagen im Amt fährt Trump in seiner zweiten Amtszeit das zweitschlechteste Börsenresultat eines US-Präsidenten seit 1974 ein. Nur Richard Nixon schnitt noch schlechter ab – und der musste wenig später zurücktreten (allerdings wegen der Watergate-Affäre, und nicht wegen des Börsen-Debakels).
Der S&P 500 ist seit der Amtseinsetzung am 20. Januar um 7,27 Prozent abgesackt – ein Börsenwert von 3,66 Billionen Dollar wurde vernichtet. Selbst der jüngste Mini-Aufschwung mit sechs Gewinntagen in Folge kann nicht über den Katastrophen-Start hinwegtäuschen – auch bei den Tech-Titeln: Die «Magnificent Seven» aus dem Nasdaq stürzten ab, Amazon, Nvidia, Tesla und Apple haben zweistellig verloren. Und auch der als sicher geltende US-Anleihenmarkt schwächelt.
Hauptgrund: Trumps Zollkurs. Die «Liberation Day»-Tarife haben den Markt im April auf Talfahrt geschickt. Noch immer fehlen klare Ansagen – dafür gibts Gerüchte über neue Handelsdeals hinter verschlossenen Türen. Analysten sprechen aktuell wegen Trump von historischer Unsicherheit – Anleger suchen Zuflucht in Gold (Plus 26 Prozent seit Jahresbeginn). Auch der Dollar bröckelt.
Die grosse Frage an der Börse: Ist das schlimmste ausgestanden? Oder macht Trump alles noch schlimmer?
Amazon legt bei jedem Kauf Trump-Zölle offen
Das stinkt dem US-Präsidenten so richtig: Amazon weist in den USA neu transparent aus, um wie viel die Trump-Zölle den Preis verteuern. «Das ist ein feindlicher und politischer Akt», sagt Karoline Leavitt, die Sprecherin des Weissen Hauses. Offenbar vertritt sie hier die Meinung ihres Chefs, denn Leavitt stellte klar, mit Trump darüber gesprochen zu haben.
Ausgerechnet Amazon! Gründer Jeff Bezos hatte sich zuletzt an Trump angenähert, den Kurs der linksliberalen «Washington Post» geändert und wohnte auch Trumps Amtseinführung in Washington bei. Ist Jeff Bezos noch ein Unterstützer des Präsidenten? Die Trump-Sprecherin wollte diese Frage nicht beantworten.
An der Börse verliert die Amazon-Aktie im frühen Handel knapp zwei Prozent.
Tesla-Aktie legt um 24 Prozent zu – auch dank Trump
Anschnallen für die Achterbahn! Das ist Tesla-Anlegern zumindest zu empfehlen. Denn die Achterbahnfahrt des Elektroautobauers an der Börse geht weiter.
Im Dezember notierte das Tesla-Papier noch bei 480 Dollar, dann ging es steil bergab – auf bis zu 220 Dollar. Grund für die Talfahrt: schwächelnde Verkaufszahlen, eine Rückrufaktion beim Cybertruck und massive Kritik an Elon Musks (53) offener Unterstützung für Donald Trump. Auf den Strassen kam es gar zu mutmasslich politisch motivierten Anschlägen auf Tesla-Fahrzeuge.
Jetzt gehts wieder rauf – und zwar schnell. In den letzten fünf Tagen legte die Tesla-Aktie um 24 Prozent auf über 280 Dollar zu. Der Rebound hat begonnen. Was steckt dahinter?
Gemäss CNN setzen viele Anleger auf die Zukunftsvision: Tesla will im Juni einen Robotaxi-Service lancieren, der in der US-Stadt Austin im Bundesstaat Texas starten soll. Weil das Datum näher rückt, sorgt das nun für eine gewisse Euphorie. Und Rückenwind kommt zusätzlich von Donald Trump (78).
Das US-Verkehrsministerium präsentierte Ende letzter Woche neue Pläne mit dem Ziel, regulatorische Hürden abzubauen und autonome Fahrzeuge schneller auf die Strasse zu bringen. Für Elon Musk kommt diese Nachricht mit dem baldigen Beginn des Robotaxi-Service zum perfekten Zeitpunkt. Die Börse wertete dies laut CNN als Zeichen, dass eine Trump-Regierung Teslas Selbstfahrträume fördern dürfte – am Freitag legte die Aktie an einem einzelnen Tag um 10 Prozent zu.
Ob der Plan aufgeht, bleibt offen. Elon Musk kündigt seit Jahren die baldige Einführung der Technologie des autonomen Fahrens an – bisher ohne Durchbruch. Im Juni 2025 in Austin gilts ernst. Die Anlegerinnen und Anleger dürften die ersten Tage des Robotaxis genaustens verfolgen.
Bitcoin verliert leicht – bleibt aber über 90'000 Dollar
Die digitale Leitwährung Bitcoin hält sich erstaunlich stabil: Trotz der Unsicherheiten an den Finanzmärkten, die Donald Trump mit seinem Zickzackkurs bei den Strafzöllen heraufbeschworen hat, hat er seit Anfang Jahr nur leicht verloren. Derzeit ist der Bitcoin gut 92'000 Dollar wert – ein Minus von etwas über 1 Prozent im Vergleich zum Kurs beim Jahreswechsel.
Analysten sehen derzeit vermehrt Anzeichen, dass sich der Bitcoin-Markt vom Börsengeschehen entkoppelt. Dazu sagte Kryptounternehmer Rino Borini (51) zu Blick: «Wenn es Bitcoin tatsächlich gelingt, sich in Krisenzeiten vom Aktienmarkt abzukoppeln, wäre das ein starkes Indiz dafür, dass es als echter sicherer Hafen taugt.» Weitere Gründe für Optimismus bei Kryptos liest du in dieser Analyse.
Meyer Burger legt nach neuen Trump-Zöllen mächtig zu
Donald Trump hat heute den Zoll-Hammer erneut in die Hand genommen. Die US-Regierung hat Zusatzzölle in Höhe von bis zu 3521 Prozent auf Solarpanels aus Südostasien angekündigt. Betroffen sind unter anderem Kambodscha, Malaysia, Thailand und Vietnam. Für eine Schweizer Firma haben die Zölle für einmal einen positiven Effekt: Die Aktie des gestrauchelten Börsenlieblings Meyer Burger legt am Dienstag um fast 25 Prozent zu.
Der Börsen-Aufschwung muss aber schnell relativiert werden. Das Papier des Thuner Unternehmens ist immer noch keine 2 Franken wert. Der Solarmodulhersteller steht am Abgrund. Vor einer Woche musste Meyer Burger die Ergebnispublikation der Jahreszahlen 2024 erneut auf Ende Mai verschieben. Es braucht mehr Zeit, um den besorgten Aktionären eine Lösung für den Fortbestand des Unternehmens präsentieren zu können.
Grund für Misere in den USA
Die Zahlen auf vorläufiger Basis fallen miserabel aus. Das Solarunternehmen meldet einen Umsatz in Höhe von 69,6 Millionen Franken. Ein Einbruch um fast die Hälfte gegenüber dem Vorjahreswert von 135 Millionen Franken. Der operative Verlust summiert sich auf ein Minus von 210,4 Millionen Franken.
Im vergangenen November verleite der grösste Auftraggeber dann einen weiteren, womöglich tödlichen Stoss. Die US-Firma D. E. Shaw Renewable Investments (Desri) hatte seine Bestellungen eingestellt. Eine Katastrophe: Rund 90 Prozent des Umsatzes 2025 und 2026 sollten von Desri kommen.