Darum gehts
- Das Detailhandelsunternehmen Costco aus den USA eröffnet per November eine Filiale in Mulhouse, Frankreich
- Der Konzern setzt auf ein Mitgliedschaftsprinzip
- 2024 erzielte Costco einen Nettoumsatz von 250 Milliarden US-Dollar
Lidl, Aldi, Kaufland, Edeka, Carrefour: Die grossen deutschen und französischen Detailhändler sind vielen Schweizerinnen und Schweizern bestens bekannt. Schliesslich fahren drei von vier Einwohner unseres Landes mindestens einmal pro Jahr fürs Einkaufen ins Ausland.
Jetzt wird die Auswahl ennet der Grenze um einen Mega-Player erweitert: Der amerikanische Detailhandelskonzern Costco eröffnet diesen Monat eine Filiale in Mulhouse (F), wie die «NZZ» zuerst berichtet.
Mit der Wahl des neuen Standorts ist klar: Jetzt macht der Detailhandelsriese auch Jagd auf Einkaufstouristen aus dem Dreiländereck.
Nur die US-Kette Walmart übertrifft ihn
Ein Blick auf die Zahlen verrät: Costco spielt in einer anderen Liga als die grössten Detailhändler unserer Nachbarstaaten. So erzielte der Konzern 2024 einen Nettoumsatz von knapp 250 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 201 Milliarden Franken).
Nur die US-Kette Walmart übertrifft ihn. Zum Vergleich: Bei der Aldi-Gruppe betrugen die Bruttoumsätze im selben Jahr 36 Milliarden Franken. Bei der noch grösseren Schwarz-Gruppe – zu der Ketten wie Lidl und Kaufland gehören – waren es immerhin 162 Milliarden Franken. Und beim französischen Carrefour 82 Milliarden Franken.
Wer posten will, muss Jahresbeitrag zahlen
Das Prinzip von Costco ist in den USA zwar gang und gäbe, hierzulande allerdings weniger verbreitet: Nur Costco-Mitglieder und ihre Gäste dürfen im Laden einkaufen. In Frankreich kostet eine Mitgliedschaft für jeden 36 Euro pro Jahr.
Dafür gibts in Mulhouse eine Verkaufsfläche von knapp zwei Fussballfeldern und 3500 Artikel zur Auswahl. Von Lebensmitteln und Haushaltswaren bis zu Elektronik und sogar Kanus oder Schwimmbecken gibt es alles Mögliche zu kaufen.
«Auf das Format von Costco hat niemand gewartet»
Costcos Expansionsoffensiven in Europa liefen bisher harzig. In den USA und Kanada gibt es mittlerweile über 700 Filialen. In Europa sind es weniger als 40. Der Detailhandelsexperte Luca Giuriato vom Meinungsforschungsinstitut GfK blickt der Eröffnung kritisch entgegen: «Auf das Format von Costco hat niemand gewartet», sagt er gegenüber der «NZZ». Das Dreiländereck sei mit günstigen Angeboten bereits gut versorgt.
Auch wundert er sich über das Timing des Vorstosses: «Amerikanische Produkte haben auch schon höhere Sympathiewerte genossen», so der Experte. Denn seit der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump (79) und seinen Hammerzöllen gegen die EU und insbesondere die Schweiz meiden hiesige Kunden Produkte aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Dies zeigt sich unter anderem auf der Plattform Reddit, wo der Kanal «BuyFromEU» 250'000 Mitglieder zählt. Die User präsentieren im Forum jegliche europäischen Alternativen zu US-Produkten.
Schweizer Handel ächzt unter dem Einkaufstourismus
Obwohl Schweizer bereits mit vielen Einkaufsmöglichkeiten ennet der Grenze eingedeckt sind, dürften sich auch manche zu Costco verirren. Schliesslich sind es ab Basel nur 35 Autominuten bis zur neuen Filiale.
Dies ganz zum Leid der hiesigen Detailhändler. Ihnen ist der Einkaufstourismus ein Dorn im Auge. Gemäss der jüngsten Einkaufstourismus-Studie der Uni St. Gallen gehen Schweizer Geschäften deshalb jährlich 9,26 Milliarden Franken Umsatz durch die Lappen. Damit geben Herr und Frau Schweizer beim Shoppen ennet der Grenze insgesamt 10 Prozent mehr aus als noch 2022.
Der Bundesrat versuchte auf dieses Jahr hin mit einer tieferen zollfreien Wertgrenze dem Einkaufstourismus Einhalt zu gebieten: Seit Januar 2025 beträgt diese nur noch 150 Franken. Früher war die Schweizer Mehrwertsteuer erst ab Einkäufen von über 300 Franken fällig gewesen. Die Massnahme schreckt Schweizer scheinbar aber nicht ab – im Gegenteil. Und nun kommt mit Costco auch noch ein Konkurrent einer völlig neuen Grössenordnung ins Spiel, der dem hiesigen Handel die Kundschaft streitig macht.