Fällt den «Tatort»-Machern nichts Neues ein? Fünf der bisher 14 Kriminalfälle drehten sich dieses Jahr um das Thema Flüchtlinge. «Land in dieser Zeit» (Frankfurt), «Wacht am Rhein» (Köln), «Kriegssplitter» (Luzern), «Am Ende geht man nackt» (Franken) und der gestrige «Sturm» aus Dortmund führen gar zu Personalengpässen: Rauand Taleb (25), der vor zwei Jahren in der Luzerner Episode «Schutzlos» den Flüchtling Navid Massud spielte, war gestern Abend schon wieder in der Rolle eines Kriminellen zu sehen.
Als Attentäter Bilan verriet er seine Gehilfen, bevor sich ein Komplize in die Luft sprengte. Der gestern ausgestrahlte «Tatort» war so brutal, dass seine Ausstrahlung angesichts des Terroranschlags auf dem Berliner Weihnachtsmarkt von Neujahr auf Ostermontag verschoben wurde.
«Mein ethnischer Hintergrund ist Fluch und Segen zugleich»
Obwohl sie ihn zum TV-Star machten, plädiert der gebürtige Iraner in der «Bild» jetzt für mehr Vielfalt in der Krimireihe. «Es sollte keine Flüchtlings-Tatorte mehr geben. Die Leute haben da keine Lust mehr drauf», fordert Taleb, der 1998 mit seiner Familie aus dem Iran nach Berlin floh. «Natürlich ist es unsere Realität, aber ich finde es mittlerweile zu viel.»
Das hiesse für Taleb jedoch weniger TV-Angebote. «Ich werde wohl nie einen Tom oder einen Max spielen. Deswegen ist mein ethnischer Hintergrund Fluch und Segen zugleich», sagt er.
«In Skandinavien ist man weiter»
Die deutschsprachigen Krimis könnten sich bei den nördlichen Nachbarn eine Scheibe abschneiden. «In Skandinavien ist man da weiter, dort werden Stereotypen aufgebrochen. Ich würde gerne Figuren mit nicht immer dem gleichen Hintergrund spielen. Vielleicht ändert sich das noch.»
Taleb ist mit seiner Forderung nicht allein. Auch auf Twitter häufen sich die Negativkommentare: «Gibts für die Drehbuchautoren beim #Tatort eigentlich nur noch Flüchtlinge und Islamisten als Thema?»
(meg)