«10 vor 10»-Moderator Arthur Honegger über seinen Stil, seine Familie und seine Sehnsucht
«Wie ich privat rumlaufe, ist meine Sache»

So locker haben wir «10 vor 10»-Anchor Arthur Honegger (37) noch nie gesehen: Beim BLICK-Interview präsentiert er sich nicht im Anzug, sondern wie ein Rockstar – mit Hut, Sonnenbrille, Lederjacke und Converse-Turnschuhen. Offen spricht er über seine Tattoos, die Familie und sein Heimweh nach den USA.
Publiziert: 07.11.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 17:53 Uhr
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So sieht man ihn selten: «10 vor 10»-Moderator Arthur Honegger mit Lederjacke statt Jackett.
Foto: Thomas Lüthi
Peter Padrutt und Seraina Etter

BLICK: Wir haben Sie gerade fast nicht erkannt. Der am TV stets herausgeputzte Arthur Honegger trägt Hut, Lederjacke und Converse-Turnschuhe. Übersieht man Sie oft auf der Strasse?
Arthur Honegger: Klar, und das ist mir durchaus recht. Vielleicht denken ein paar Leute: Ja, das könnte der Honegger sein, aber so wie er angezogen ist, eher nicht. Wie ich privat rumlaufe, ist schliesslich meine Sache.

Wie viel von Ihrer Persönlichkeit zeigen Sie bei «10 vor 10»?
Ich bleibe natürlich auch in der Sendung, wer ich bin. Man kann sich im Fernsehen nicht verstellen. Die Kamera entlarvt so was schnell.

Wir sehen gerade Ihre Tattoos. Was bedeuten diese Zahlen am linken Unterarm?
Das erzähle ich jetzt nicht im BLICK.

Und die Kette rechts?
Die bricht auseinander, das erinnert mich daran, sich nicht einengen zu lassen von Konventionen, immer wieder mal aus dem Gewohnten auszubrechen. Ich finde generell, dass Tattoos nicht nur schön sein, sondern auch eine Bedeutung haben sollten. Sie sollten die eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse spiegeln.

Sie moderieren jetzt seit einem Jahr «10 vor 10». Wenn Sie zurückblicken: Worin sind Sie besser geworden?
In der ersten Sendung war ich wahnsinnig nervös, logisch. Mittlerweile fühle ich mich in unserem Studio wohler, bin ruhiger, routinierter geworden. Aber ich kann mich in vielem noch verbessern, klar.

Sie wirken kompetent und dynamisch. Aber Ihr Problem kennen Sie?
Sagen Sie es mir. Ich habe sicher mehr als eines.

Man versteht Sie manchmal immer noch schlecht. Sie verschlucken die Sätze.
Das nehme ich so an. Das Feedback ist in dieser Hinsicht sehr unterschiedlich. Aber ich arbeite ohnehin immer an mir, ich will ja, dass alle Zuschauer optimal verstehen, was gesagt wird. Wir haben glücklicherweise kompetente Trainer im Haus, da hole ich mir immer wieder Tipps ab. Andererseits brauchen die Zuschauer auch Zeit, um sich an einen neuen Stil zu gewöhnen.

Ihr Stil gibt zu reden. In welcher Rolle sehen Sie sich – als Moderator, Showman, Host?
Sicher nicht als Showman. Wir machen Journalismus. Host – schon eher. Moderator klingt für mich mehr nach Vermittler, wie in einer Diskussionsrunde. Bei «10 vor 10» bin ich Gastgeber, oder besser: Reiseführer. Ich nehme das Publikum mit durch die Sendung, zeige, warum man sich für ein Thema interessieren sollte.

Sie kommen am Abend oft spät heim. Was sagt die Familie dazu?
Es war eine Umstellung, ich kann etwa meinen beiden Kindern abends nicht mehr so oft vorlesen. Dafür bin ich jetzt öfter am Vormittag zu Hause: Soeben habe ich mit meiner Tochter im Kindergarten Räben geschnitzt. Und mit meinem kleinen Sohn verbringe ich die Vormittage oft auf dem Spielplatz. Ich habe sicher mehr Papi-Zeit als andere Väter, was ich sehr schätze.

Aller guten Dinge sind drei. Wollen Sie noch ein Kind?
Sag niemals nie! So wie es jetzt ist, passt aber alles.

Was ist Ihr Beziehungsgeheimnis?
Meine Frau und ich kommen aus verschiedenen Kulturen, deshalb wird es nie langweilig. Das ist schon mal gut.

Reden Sie abends mit Ihrer Frau noch über die Sendung?
Hin und wieder, wenn sie sie gesehen hat. Meistens mehr über die Kinder, wie alle Eltern. Manchmal schläft sie auch schon – kleine Kids machen müde (lacht)! 

Und wie kommen Sie dann vom Adrenalin runter?
Ich fahre meist mit dem Velo heim. Das gibt mir Gelegenheit, etwas runterzukommen. Ab und an gönne ich mir ein Bierchen nach dem Stress.

Ihre Frau, eine Fotografin, ist Finnin. Wie haben Sie sich kennengelernt?
Nach der Matura habe ich mit Freunden Skandinavien bereist. Wir hatten gehört, die Frauen seien dort besonders schön (lacht). Und siehe da: Ich traf die Frau meines Lebens. Schicksal, schätze ich.

Sie haben soeben mit Ihrer Frau ein Fotobuch über Amerika veröffentlicht. Wie entstand «Ach, Amiland!»?
Wir haben in unseren sieben Jahren USA sehr viele Bilder gemacht – diese Gesellschaft inspiriert mit ihrer Vielfalt einfach dazu. Für Henna wurde die Fotografie Beruf, für mich das grösste Hobby. So haben wir das Land, die Leute über Jahre dokumentarisch festgehalten, und genau das zeigt das Buch. Dafür mussten wir aus Tausenden Bildern auswählen, was nicht ganz einfach war – ein paar Mal sind wir da auch aneinandergeraten, ein Ehepaar halt (lacht).

Ihr Name als News-Anchor ist sicher verkaufsfördernd.
Mag sein, im Zentrum aber stehen die Bilder. Jedes erzählt eine ganz eigene Geschichte. Wenn jemand dieses Buch kauft, dann darum – nicht wegen mir.

Nach sieben Jahren USA: Sprechen Sie zu Hause mit den Kindern noch Englisch?
Nein. Unser Lifestyle ist nicht mehr sehr amerikanisch, ausser vielleicht wenn ich den Kindern Countrysongs vorsinge. Sprachlich stehen Finnisch und Deutsch im Vordergrund, da sind wir sehr konsequent.

Ihre Kinder haben in den USA gelebt. Vor allem für Ihre sechsjährige Tochter war die Rückkehr sicher nicht einfach.
Anfangs war es schwierig. Sie hat tolle Erinnerungen an die USA und fragt auch manchmal, wann wir Amerika mal wieder besuchen. Das Schöne an Kindern ist aber: Sie stellen sich extrem schnell auf neue Bedingungen ein. Davon können wir Erwachsene noch etwas lernen: Kids leben total im Moment und sind happy damit. Sie sind quasi kleine Buddhisten (lacht).

Und was vermissen Sie an den Staaten am meisten?
Die Lockerheit, der Umgang der Leute miteinander. Und ich sehne mich oft nach der hervorragenden Livemusik. Aber auch nach der Vielfalt generell: In den USA fliessen Kulturen aus aller Welt zusammen, das ist unendlich faszinierend.

Sie selber sind in Davos aufgewachsen. Spannend ist ja, dass einige aus Davos TV- oder Filmkarriere gemacht haben: Marc Forster, Jann Billeter und Urs Gredig. Woran liegt das?
An der guten Luft vielleicht? Ein wenig wie bei Obelix, der in den Zaubertrank fiel: Jede Menge Bergluft in frühen Jahren (lacht). Das ist natürlich Quatsch. Und Marc Forster spielt in einer ganz anderen Liga als meine SRF-Kollegen und ich. Meine Eltern sagen, wir hätten mal im Sandkasten zusammen gespielt, aber ich kann mich da an nichts erinnern.

Sie haben einen berühmten Namensvetter. Arthur Honegger war ein bedeutender Schweizer Komponist. Sind Sie musikalisch wie er?
Na ja. Ich versuche mich an der Gitarre, komme in letzter Zeit aber kaum zum Spielen. Honeggers moderne Klassik ist musikalisch jedenfalls nicht so mein Ding. Ich höre lieber Punk-Rock oder Countrymusic. Gotta love Johnny Cash.

Wenn Donald Trump gewählt wird: Können Sie sich vorstellen, nochmals in den USA zu arbeiten?
Aber sicher doch, es ist ja immer noch das gleiche Land. Ich kann nicht nachvollziehen, dass jemand ein Land abschreibt, nur weil ihm eine neue Regierung nicht passt. Für einen Korrespondenten ist es das spannendste Land der Welt. Aber momentan bin ich sehr glücklich bei «10 vor 10». Und was die Zukunft in der Medienbranche bringt weiss heute ohnehin niemand.

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