Eigentlich hat Dario Cologna allen Grund, zufrieden zu sein. Auch den zweiten Tag der Tour de Ski bringt er gut hinter sich. Zwar verliert er das Leadertrikot, ist aber mit Rang 6 und 17 Sekunden Rückstand auf Northug auf Kurs zum 4. Tour-Sieg.
Also alles bestens? Nein! Der Internationale Verband (FIS) verhagelt dem sonst so ruhigen Münstertaler gehörig die Stimmung!
Grund für Colognas Ärger ist der Prolog vom Samstag. Martin Johnsrud Sundby, sein grösster Rivale im Kampf um den Gesamtsieg, wurde dort trotz Regelverstoss nicht bestraft.
Was ist genau passiert? Sundby lief im letzten Aufstieg auf der rechten, statt der linken Spur. Für das Verlassen der Strecke hätte er gemäss Reglement bestraft werden müssen.
«Für die Spannung der Tour mag es gut sein, dass er davonkam. Aber Fehler gehören bestraft. Das ist eine ganz klare Regel. Das kann es doch nicht sein!», poltert Cologna.
Die Jury beruft sich auf einen Paragrafen, wonach sie von einer Strafe absehen kann, wenn der Läufer keinen Vorteil aus der Aktion zieht. Das war bei Sundby der Fall. Der Norweger hat mit dem Rechtsaufstieg sogar mehr Weg zurückgelegt.
Doch die Jury bringt sich selber in Bedrängnis. «In der Mannschaftsführer-Sitzung wurde mehrmals gesagt, dass die Athleten links laufen müssen. Ansonsten gebe es Sanktionen», erläutert der Schweizer Teammanager Christian Flury. «Jetzt hat es keine Sanktion gegeben. Mindestens eine Verwarnung wäre fair gewesen.»
Eine Verwarnung wäre noch mild gewesen, weil ohne direkte Folgen. Den Schweden Daniel Richardsson erwischte es vor drei Jahren ebenfalls in Oberstdorf viel schlimmer für ein ähnliches Vergehen.
Sieben Minuten kriegte er aufgebrummt. Hätte man hier mit gleichen Ellen gemessen, wäre die Tour für Sundby gelaufen.
«Da hat die FIS einfach keine Linie. Ich glaube, es fehlt der Mut durchzugreifen», schnaubt Cologna. «Vielleicht hat es aber auch etwas mit der norwegischen Flagge zu tun.»
Wird die Langlauf-Macht bevorzugt behandelt? Flury will nicht ganz so weit gehen. «Zumindest hat es einen sehr faden Beigeschmack.»