Bacsinszky hatte die Konferenz auf 16 Uhr Ortszeit angesetzt. Doch da hatte sie die Rechnung ohne die Schweizer Fussballer gemacht – die gingen genau zu dieser Zeit in die Verlängerung gegen Polen. «Ich überlege gerade, ob ich nicht pünktlich hingehen werde», twittert sie, «das EM-Spiel der Schweiz ist wichtiger als mein Blabla.»
Aber natürlich kommt sie doch. Geredet wird zunächst allerdings nicht über ihr Tennis, sondern über Fussball. Auf einem kleinen Bildschirm im Gang zwischen den Interview-Räumen sieht sie das Ende des Matchs mit den Schweizer Medienvertretern an. Wieder kommentiert sie auf Twitter: «Hätte niemals gedacht, dass ich das jemals mache...»
Die Lausannerin fiebert voll mit, schreit und stöhnt bis zum bitteren Ende im Penalty-Schiessen. Ein Problem sei, dass ihr Coach Dimitri Zavialoff ein Franzose sei. «Er nahm nie Rücksicht beim Ansetzen der Trainingszeiten, weil ihn eh nur Frankreich interessiert», scherzt Timea.
Nun, das Dilemma hat sich mit dem Schweizer EM-Out erledigt. Ab jetzt kann sich die Nummer 12 der Tenniswelt wieder voll und ganz auf ihre Sportart konzentrieren. In der ersten Runde von Wimbledon trifft sie auf die thailändische Qualifikantin Luksika Kumkhum. «Dass sie schon drei Quali-Matches auf Rasen gewonnen hat und Selbstvertrauen aufbauen konnte, ist ein Vorteil für sie», so Bacsinszky.
Sie selbst verlor ihr einziges Vorbereitungs-Match in Eastbourne. «Aber dort waren die Umstände schwierig. Ich reiste knapp an, das Gras war sehr feucht. Ich habe seitdem gut trainiert», sagt sie guten Mutes. Auch die Knöchel-Probleme, die ihr in Paris zusetzten, seien besser. «Meinem linken Fuss geht es gut, ich brauche kein Tape mehr. Der rechte Fuss schmerzt noch ein wenig – aber ich mache mir darüber keine Sorgen.»
Und auch um den Schweizer Fussball muss sie sich nun nicht mehr sorgen. Ab jetzt kann sie für Ungarn, dem Land ihrer Wurzeln mitfiebern. Ihr Herz schlage zwar mehr für die Schweiz, «aber ich freue sich auch enorm für die Ungarn – unglaublich, was die leisten.»